Technik

Green und Uschmann

Da es ja bis zu den Sommerfestivals noch ein bisschen hin ist, kann man sich ja die Zeit mit lesen vertreiben! Publikationen gibt es viele und so möchte ich hier 2 davon vorstellen.
Da wäre erst einmal die Guitar Player Sommerausgabe " Paul Green´s School of Rock".
Kostet 11, 95 € und entführt den Leser in die Welt von Led Zeppelin. Nun schicke ich aber erst mal voraus, dass ich mit Paul Green und Anhang so meine Probleme habe. Zwar ist es durchaus ehrenwert, was Paul da für die Kids durchzieht,, doch stört mich sein autoritäres Gebaren, mit den ihm anvertrauten noch sehr, sehr minderjährigen Schutzbefohlenen! Zu sehen war dieses auf der Zappanale(und wahrscheinlich auf allen weiteren, die da noch kommen werden), auf der Herr Green als "Fan" mit Dauerkarte jeden Tag zur Prime Time zu sehen bzw. zu hören war!
Kommen wir aber nun zum Lesestoff!
Auf 96 Seiten verteilt findet man, eingebettet in viel Werbung, manches wissenswertes über Page und Co.. Schöne Photos, Equipmenttipps, Musiclessons usw. bringen uns Paul und Konsorten hier näher. Auch die Zappanale wird eingangs kurz erwähnt.
Natürlich werden auch Artikel über die School of Rock dargebracht und wie sinnvoll und wichtig die musikalische Früherziehung ist! Alte Interviews mit Jones, Plant, Page und Bonham sind aufschlussreich, die Discographie wurde nicht vergessen. Highlight für mich ist natürlich die Equipment Rubrik, in der sehr schön aufgeführt wird, was die Herren benutzten und womit man diesen Sound preiswert reproduzieren kann. Ein schaler Nachgeschmack bleibt. So stört mich die typische amerikanische Oberflächlichkeit ( sag ein Beispiel) und das Fehlen meines persönlichen Helden Peter Grant, da reist auch das naiv gestaltete Led Zepp Poster nix mehr raus!

Besser bedient ist man da mit der inländischen Springerpresse ( Ups! Sorry), bzw. mit der Sonderausgabe von ME/Sounds.
Für meine Begriffe außerordentlich gut recherchiert und sehr detailliert mit kleinen schmutzigen Anekdoten geschrieben. Zum damaligen Preis für 5,90 € bekommt man einen reellen Gegenwert. Natürlich kann man sich nicht mit "der" Led Zep Bibel "Hammer of God" messen, aber immerhin! Leider ist die ME/Sounds Sonderausgabe nur noch über E-bay zu erstehen.
Tja, tut mir ja leid für Paul, aber die Amipresse ist da ein bisschen am Ziel vorbei. Auch hinsichtlich der Tatsache, dass die Past Led Zep Ära keine Beachtung findet.
Kommen wir nun zu Oli Uschmann´s Buch "Der Hartmut und Ich". Hauptberuflich ist der Oli Redakteur bei den Gazetten "Visions" und "Galore" und bemüht sich auch in erst genannter Lektüre rührend um den Rocknachwuchs. Dazu noch am Rande: Hallo Visions, "Gitarre& Bass" oder auch "Rock Hard", das sind Demokolumnen.






Befassen wir uns aber nun mit Herrn Uschmanns Nebenbeschäftigung! Das Buch beschreibt das Zusammenleben zweier Personen in einer Bochumer WG, der Herr Ich und der Hartmut! Während Erster den Erzähler gibt, liefert Letztgenannter das Gros des zu Erzählenden. Hartmut ist der Anarchist schlechthin, der ohne wenn und aber, alles und jeden vorführt. Der eigentliche Clou ist aber, dass Hartmut auch vor den eigenen Reihen nicht haltmacht! Und gerade da tut sich die Alternativkultur doch außerordentlich schwer. Auf den spießbürgerlichen Normalos oder den anders Gesinnten draufhauen fällt da nicht schwer.
Aber hier glänzt Uschmann wirklich und läßt Hartmut teils absurd, teils eigenwillig, aber stets charmant, seine Welt verbessern. Ruhrgebietsbewohner werden mit Sicherheit die meisten Tatorte wieder erkennen und Außenstehende wird dieses Buch neugierig auf das verquere Völkchen in NRW machen. Ich möchte von der Handlung nicht zu viel verraten, aber die Highlights waren für mich das Punkrock-Konzert und die Dichterlesung.
Wie gekonnt und schonungslos Uschmann seinen Protagonisten hier auftreten läßt, macht Hartmut zum coolsten Antihelden seit Han Solo! Nach der Lektüre von "Der Hartmut und Ich" wünscht man sich regelrecht, dass jemand von Hartmuts Kaliber nie auf der Zappanale auftaucht! Oder vielleicht gerade doch?
Einziges Manko für mich ist die Gegenwartsform, in der Uschmann schreibt. Wer aber außerordentlich gut unterhalten werden will, nimmt das gerne in Kauf! Auch das Folgebuch "Voll beschäftigt" sei hier wärmstens empfohlen! Zusammen mit Strunks "Fleisch ist mein Gemüse" sicherlich eins der besten Bücher die ich in diesem Jahrzehnt gelesen habe!
Wer also mehr über Anarchokultur, Playstationzocken und Feuerlegen wissen will, kommt um "Der Hartmut und Ich" nicht herum.
Hartmut und Ich         Fischer Taschenbuch Verlag
Voll beschäftigt          Fischer Taschenbuch Verlag


Michael KrAMPe

Lutz Lektor



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