Gongzilla "Live" (2001 Lolo Records) "East Village Sessions" (2003 Lolo Records)

Gongzilla ist das Nachfolgeprojekt der letzten Inkarnation von Gong. Bereits seit Mitte der 1970er Jahre hatte Gong dem Psychedelic Rock früherer Jahre abgeschworen und sich statt dessen percussionslastigem Jazzrock gewidmet. Damals spielten Pierre Moerlen, Mireille Bauer und Benoît Moerlen ein vielfältiges Arsenal an Marimba und Vibraphon-Instrumenten. Hansford Rowe (b) und Bon Lozaga (g) waren weitere Mitglieder der personell häufig wechselnden Band. In den 1980er Jahren ließen die Aktivitäten, bis dahin von Pierre Moerlen organisiert, stark nach. Es gab noch einige sporadische Alben, deren Qualität mit den mittlerweile zu Klassikern gewordenen Alben der 1970er Jahre nicht konkurrieren konnte.
Aus den Ruinen der letzten Gong wuchs Gongzilla hervor, nunmehr von Hansford Rowe, Bon Lozaga und Benoît Moerlen geleitet. Mit diversen Musikern (David Torn, Allan Holdsworth, Bobby Thomas, Lionel Cordew, Ben Perowsky und anderen) wurde 1995 "Suffer" und 1996 "Thrive" eingespielt. Beides kraftvolle, virtuose Alben voll mit heftigem Jazzrock/Fusion.
2001 folgte mit "Live" ein neues Lebenszeichen der Musiker, die nebenher über die vergangenen Jahre in diversen Projekten verschiedene Musik zwischen Rock, Electronic, Ambient und Jazzrock veröffentlicht hatten. Die 7 Songs auf "Live" zeigen die Band von der besten Seite. Die vorwiegend von "Suffer" stammenden, komplexen Stücke sind nicht zu fricklig, geben den einzelnen Instrumenten, vor allem Gitarre und Marimba viel solistischen Raum und fließen gemächlich dahin oder reißen wie ein überlaufender Fluss gefährlich aus. Neben Lozaga, Rowe und Moerlen waren die beiden bestens erprobten und für eigene Werke bekannten Jazzrocker David Fiuczynski (g) und Vic Stevens (dr) am 27.06.1998 beteiligt, die Songs für diese CD live im Konzert einzuspielen. Die Musik ist ungemein virtuos und lebendig, Soli und Improvisationen sind von großer Leidenschaft und schlichtweg hinreißend. Nach dem 6. Song bricht die Musik ab, der Song wird ausgeblendet. Danach folgt noch ein weiteres Stück und nach 44 Minuten ist die CD am Ende. Davon hätte es durchaus mehr geben können! Trotzdem ist die CD vollends zu empfehlen, die Truppe hat alles gegeben und ein traumhaftes Konzert gespielt.
2003 folgte die jüngste Veröffentlichung der Band. Neben Rowe, Lozaga und Moerlen sind Gary Husband (dr), Phil Kester (perc) und (dieses Mal als spezial guest gelistet) wieder David Fiuczynski (g) an der Einspielung der 8 Songs beteiligt gewesen. Stilistisch hat sich nichts geändert. Die Band weiß nach wie vor komplexen Jazzrock routiniert und engagiert zu spielen. Die Kompositionen sind fabelhaft. Trotz aller komplexen und höchst aufwändigen Rhythmen hat die Musik viel Groove und Funk. Das bringt eine gewisse Leichtigkeit ins Spiel, die von phantasiereichen Gitarrensoli abgefedert wird. Hier und dort entwerfen Gongzilla meditative, ambiente Musikmoleküle, die schmeichelhaft ins Ohr gehen. Doch nie sind die Songs banal oder öde, weder platt und flach, noch stereotyp und tausendfach gehört. Diese 6 Musiker verstehen ihr Handwerk und arrangieren sehr interessante und lebhafte Songs. Die rein instrumentalen Stücke haben viel Raum für solistische Ambitionen, die auch hier wieder vor allem von beiden Gitarristen und den immer wieder ideenreichen Perkussionisten ausgefüllt werden. Währenddessen knüppeln Bass und Schlagzeug den mal virtuos-harten, mal sphärisch-verträumten Rhythmus außerordentlich gut. Tolle Scheiben, die über die Webseite der Band zu beziehen sind. Gongzilla ist häufig on Tour, hoffentlich bald auch in Europa!

lolorecords.com
VM



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