Godsticks "Emergence" (Eigenproduktion 02.10.2015)


Darran Charles (g, keys, voc), Dan Nelson (b) und Steve Roberts (dr) haben ihrer Band einen verflixt verwechselbaren Namen gegeben. Das sind nicht die Stickmen, es sind die Godsticks. Mit anderen Worten: sie haben das Menschsein gegen das Göttliche aufgewogen. Einen weiteren Vergleich mit der anderen Combo möchte ich nicht wagen, hat sowieso keinen Sinn. Diese Jungs spielen harten, wüstentrockenen und technisch aufgerüsteten Alternative Prog Metal der nonchalanten, coolen, lässigen Art.
Die 10 Songs des "Emergence"-Albums (50:38 Minuten) stechen als Schwergewichte in See, haben alle Idee von Bombast oder Pomp tief vergraben und geben sich nüchtern und fern jeder oberflächlichen Emotion. Gefühlskalt ist der Sound dennoch nur auf den ersten Eindruck, was vor allem an der extratechnischen, zuerst etwas unnahbaren Art des Trios liegt. Dabei sind die Jungs keine Diven, legen nicht einmal Wert auf Getue oder schräge Präsentation.
Die Jungs in schwarzen T-Shirts und Jeans, mit Irgendwie-Bart und Fusselhaar weisen mit der Musik nicht darauf hin, was für krasse Knaben sie doch sind. Jede Betonung auf die Musiker neben der Musik ist obsolet, hier wird Understatement gepflegt, auf die lässige Weise. Es geht um die Songs.
Und die haben es in sich. Es gibt kaum melodisch schöngeistigen Weichzeichner, selbst im akustisch balladesken Bereich. Nur knackig kerniges Drumming, harte, schräge Gitarren, Hintergrundmelodiebass und die unterkühlte Gesangsperformance. Jazz-Ansätze sind auszumachen, der Gitarrist hat Robert Fripp studiert und danach seinen eigenen Stil geübt. Gesangslinien sind kaum variabel. Nichts an "Emergence" - ganz im Gegensatz zum Albumtitel - soll weich, eingängig oder stilistisch üblich klingen. Da sind die Texte ganz auf der Seite des Gesangs. Und auf der Seite der Songs, die zwar ordentlich vielschichtig und in sich hochemotional aktiv sind, sich nach außen aber entspannt kühl und distanziert geben.
Die Einspielung ist technisch bemerkenswert. Erstklassige Gitarrenarbeit, herzhaft krachendes, knackfrisch Groovebasiertes Drumming, der schwebende Bass im Off - vor allem Gesang machen die instrumentalen Tracks guten Eindruck. Sobald der Gesang einsetzt, ist klar, dass Godsticks keiner Nostalgie anhängen und mit "Emergence" in die Zukunft vorausdenken.
Satt hart hingeschmettertes Album mit Idee und perfekter Präsentation.
Schicke Hörner hier, zarte Streicher dort - die paar Gäste haben gute Spuren hinterlassen.
Keine leichte Sache. Kann ich aber nur empfehlen.

facebook.com/godsticks
justforkicks.de

VM




Zurück