G.L.A.S.S. "Giving Life A Secret Story" (Eigenproduktion 2012)

Ganz locker andere Sängerinnen shamponiert. Meine Ferse, was für ein Debüt, was für eine Stimme! Wer sich als Chanteusen-Vergleich die Pfirsich-Made-moi-sell aus dem Pop-Kom-Pott vors geistige Ohr zirbelt, bemerkt sofort, dass selbiger an und für sich mehr als hinkt, da das Steinobst-Früchtchen dagegen nicht anstinkt, selbst wenn inzwischen dessen Verfallsdatum überschritten scheint. Dolo-Rosa Pesch ist nach Goethes Mittelmaß-Definition zwar gut, weil in kommerzieller Hinsicht erfolgreich, aber dennoch vom Pesch kontinuierlischer Ignoranz dursch authentisch agierende Musiksachverständige verfolgt; das dürfte am Metallic-Lack dieser eisernen Jungfrau ganz gewaltig kratzen. Gewaltg ist auf alle Fälle eine geeignete Vokabel zur Beschreibung der Stimme von Katy aus dem Spring. (Ähem, die Dame heißt wirklich so, auch wenn meinereiner anfänglich ein Pseudonym hinter diesem Namen vermutete.) Ihr Spektrum reicht dabei von zart schmelzendem Bel Canto a la bonheur bis zum Geröhre eines Rudels räudiger Rothirsche. Leider setzt sie letzteres (noch) etwas zu zaghaft ein. Trari Tarja, Katy steckt sämtliche Tu-Runen in die Tasche und hat damit nach den Buchstaben des gesetzten Alters die Nase vorn - alles andere wäre physio-un-logisch. Das taten mir zumindest die Nornen zuraunen. Der Rezensent gibt hiermit zu Protokoll selten eine Stimme gehört zu haben, die ihn derart begeistern konnte, selbst wenn seine gesangliche Nummer eins nach wie vor Joanne Hogg (IONA) bleibt. Aber auch die anderen Bandmitglieder, als da sind Hans Thieme (Bass), der die Basis der Vierdimensionalität zum Glühen bringt, Manus Magi (Gitarre), der sämtliche übergeordneten sechs Dimensionen mit der Hand eines Magiers zu evozieren weiss, Arne Fleischhut (Schlagzeug), der als Fleisch gewordene rhythmische Tarnkappe alle krummen Takte gerade bügelt, Constantin Dorsch (Violine), der mit seinem Vio-Line-Brett wie ein Fisch auf den capriziösen Stromschellen surft und notenschlüsslich Steffen Braune (Tasten), der sich wie der wundersame Dr. Stevie an den Grenzen der Braunschen Molekularbewegung entlang tastet, bieten weit mehr als solides Prog Metal Handwerk. Zur Krönung des permanenten solve et coagula gerät schließlich die Adaption des Goethia-Erlkönigs in Form eines Schuber-Testillats. Das macht wirklich Laune und schreit nach einer Fortsetzung, sonst grim-moi!!! Insgesamt betrachtet handelt es sich hier um prima materia, die zwischen den Bereichen Halbballade und Schwermetall transmutiert. Mehr-Kür geht nicht, deshalb quinta essen - tja: aurum aurium!!!

glassrock.de

Frank Bender




Zurück