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Girls In Airports "Fables" (Edition Records 18.09.2015)


Das erste Hören mit dem Wunsch, die Band und ihre Platte zu verstehen und also ganz persönlich zu kategorisieren (ohne sie damit in ein Schubfach wegzulegen) will meinen, dass Girls In Airports auf dem Pfade unterwegs sind, den die PostRocker Tortoise so erlesen bereiteten. Von diesem Eindruck bleibt etwas haften, doch Girls In Airports sind in eigener Sache auf der Walz, basteln zwar, wenn man so will, ihren eigenen PostRock, der aber aus eigenen und eigenartigen Mustern, Farben und Brüchen besteht.
2009 in Kopenhagen gegründet, legte das fünfköpfige Ensemble Martin Stender (sax), Lars Greve (saxes, cl), Mathias Holm (keys), Victor Dybbroe (perc) und Mads Forsby (dr) vor "Fables" bereits drei Alben auf: "Girls in Airports" (2010), "Migration" (2011) und "Kaikoura" (2013). 2010 bekamen sie für ihr Debüt den ‚Danish cross-over jazz release of the year' - Award. Weltweit unterwegs, standen die Boys On Instruments in Brasilien und China mit Folkmusikern auf der Bühne, unter anderem. 2012 wurden sie für das 'Danish World Album of the Year' nominiert. Im TV waren die Jungs zu sehen: DR-K und Arte. 2013 standen sie bei All About Jazz auf der Liste der besten Releases aus Dänemark. 2015 nun sind sie beim britischen Label Edition Records gelandet.
Girls In Airports sind in ihren Songs einerseits sehr romantisch und lyrisch, arbeiten hochmelodisch und basteln enorm eingängige, schmeichelhafte Stücke, andererseits arbeiten sie mit diesem etwas kühlen, nüchternen Format, das im PostRock die Statik aufrechterhält. Aus diversen Stilen fließen Inspiration und Motive in die 9 Tracks des neuen "Fables", das unter anderem auf LP veröffentlicht wird. PostRock, Indie Jazz, Worldmusic - Partikel, die kaum einer konkreten Folklore/Kultur zugeordnet werden können, in ihrem urbanen Charakter mal asiatisch mal südamerikanisch wirken und einen starken, lebhaften Impuls in die sphärisch verspielten Ideen der Band geben - sind die Basis-Überschriften. Rhythmische Extravaganz in dezenter, wirkungsreich drahtiger und dynamischer Rasanz unterhebt die hier schwermütig nachdenklichen, dort dokumentarisch farbigen Tracks.
Zum einen sind die rein instrumentalen, hinreißend unterhaltsamen und neugierige Ohren immer wieder befriedigenden Songs so voller Ideen, voller Schauplätze und Aktionen, dass das ‚Hörspiel' mit immer neuen Facetten ungemein spannend wirkt. Zum anderen ist die tiefe Lyrik und melancholische Schwerelosigkeit der voll reifen Songs so umfangend, dass die 9 um drei bis fünf Minuten langen Tracks gleichfalls entspannen und wohltun.
"Fables" ist ein augenschonender Hörfilm, der den Ohren eine Qualität zurückgibt, die alltägliche Popmusik stets kaputtmacht: Aufmerksamkeit.
Gewiss werden die Hüter der heiligen Grale aller Couleur Girls In Airports mit "Fables" als ihrem Lager angehörig betrachten können. Die Progressive Rock-Szene kann etwa meinen: die Parallelen zu frühen Pink Floyd, die Mischung aus Jazz und Rock, die Worldmusic-Einflüsse seien diesem Lager verwandt: stimmt! Das werden PostRocker, Jazz-Freaks und Worldmusic-Liebhaber ebenso sagen können, mit ihren erkannten Merkmalen.
Hier ist nicht für Jeden etwas dabei. Nur für Hörer, die zuhören.

girlsinairports.net
editionrecords.com
VM



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