Gerald Krampl "Innocent Wasteland" (Indigo-Music, VÖ: 10/2009)

Der Wiener Keyboarder, Elektroniker und Ambient-Musiker Gerald Krampl hat bereits eine Fülle Alben veröffentlicht. Kyrie Eleison (1975 und 1976 je ein Album) und Indigo (1984 ein Album) waren Progressive Rock Stationen. Das Agnus Dei Projekt widmet sich spiritueller und meditativer Musik. Unter eigenem Namen sind verschiedene CDs eingespielt worden. Die bisherigen Alben unter seinem eigenen Namen waren schöngeistiger, sehr harmonisch-lyrischer, elektronischer Ambientsound. "Innocent Wasteland" geht einen Schritt weiter, verlässt die Sicherheit der steten Harmoniefülle und wagt sich in disharmonische, von Noise und atonal schrägen Sounds beeinflusste Sphären. Gerald Krampl verlässt sein Gebiet indes nicht ganz. Die Kompositionen sind nach wie vor schöngeistig, eingängig und sanft, aber sie haben diese illustre Begleiterscheinung, mal düstere Windgeräusche, krachende Klänge, Unterschwelliges, Industrielärm, das kaum klar zu erkennen ist, elektronische Gewitter, Übersteuerungen, sehr viele und intensive Mollschwelgereien, in melancholisch-harmonische Kompositionen gegossene Kratz- und Schleifgeräusche, die wie beigemischt wirken, als würden sich hier zwei Welten kreuzen, die sich genau so kreuzen sollen, was in anderen Fällen wie ein tonaler Unfall wirkt.
Immer noch und wieder bleibt der Eindruck erhalten, dass Gerald Krampl ambiente Musik macht, die sanft und kuschelig ist, dieses Mal aber - neben beruhigenden Tönen wie Wellenrauschen oder Windgeräusch - erheblich schräge, düstere Klänge heraufbeschwört, die neugierig auf jede weitere Sekunde machen, und die die Zartheit der lyrischen Eingängigkeit nicht zerstören.
Ganz weiche Seelen werden vielleicht ihre Schrecksekunden haben, aber das belebt den Kreislauf (und darf als Fitness abgerechnet werden…).

indigomusic.at
cdbaby.com

VM



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