The Future Kings of England "The Fate Old Mother Orvis" (Backwater Records 2007)

Vermutlich saßen Jan Fitch (g, xyl, voc), Karl Mallett (b, g, key, voc), Simon Green (dr, perc) und Steve Mann (key), Letzterer ist der Produzent der CD und hat der Band spieltechnisch unter die Arme gegriffen, alle Beteiligten spielen neben den genannten noch weitere Instrumente, etwa Harfe, Mandoline, Dulcimer und Banjo, eines prächtigen Abends an der Küste ihres Landes und hatten sich für diesen Tag vorgenommen, ihrem Projekt einen Namen zu geben.
"Wir spielen Symphonic Rock, haben ordentlich Psychedelic mit drin und eine etwas mehr oder weniger starke Prise Folk, sind ein progressives Musikunternehmen...", meinte einer.
"Mhm", machte die Belegschaft, sah verträumt auf das Meer hinaus und ein Jeder wünschte sich, dass der neben ihm eine gute Idee hätte. Das Bier floss in Strömen. Um der Phantasie einen bewegenden Tritt zu verleihen, hatten sie sich Hochprozentiges besorgt, dass nun peu á peu zur Neige ging.
"Mhm".
"Diese verfluchten Schweden" meinte der Schwarzhaarige mit geflochtenem Zopf. "'Flower Kings' wäre in unserem Fall genau das Richtige. Mussten die uns das wegschnappen!"
"Nix gegen Roine und seine Wikinger. Die sind schon in Ordnung. Wir klingen ganz anders. Eher wie Pink Kings oder Flower Floyds."
"Nee, wie GeneKings" rief der Depp aus der Ecke, den sie als Fahrer engagiert hatten, um nicht wieder mit der Polizei in Rangelei zu kommen, wenn sie volltrunken die Straßen eroberten, wie damals in ihren wilden Teenagertagen.
"Halts Maul" dröhnte der Vierer und warf seinen Blick erneut aufs Meer. "The Flower Kings of England" meinte einer ganz versonnen.
"Du bist doch doof!" schallte es zurück. Das Hochprozentige verteilte in der Runde einen neuen Phantasieschub.
"England und Kings, das geht nicht gut zusammen."
"Ja, früher nicht, Du Prolet. Das waren allesamt syphillitische Deppen. Die haben keine Musik gemocht, und zur Nacht, wenn sie betrunken zu den Küchenweibern gestiegen sind, haben sie den Lautespielern in die Eingeweide getreten..."
"... und solche wunderbaren Harmonien, wie sie uns während unserer Proben scheinbar einfach so gekommen sind, niemals verstanden..."
"... Ja, wir sind schon Helden. Das muss ich hier jetzt mal sagen, sonst wird die Geschichte noch unnötig länger…"
"OK."
"…Musiker ohne Hof. Mann, wie ich stolz bin auf unser nur zweiminütiges 'A Meeting At The Red Barn', schon in dieser kurzen Zeit geht die Post ab..."
"Ach ja, und das ist noch gar nichts gegen die langen Songs. Wie lang sind die eigentlich? Hat es ein zweites Stück neben 'The Fate Of Old Mother Orvis' über 10 Minuten geschafft?"
"Über 18, wolltest Du sagen!?"
"Ja, sicher. Aber nein, wenigstens über 10. Ein progressiver Longtrack ist zumindest 10 Minuten lang. Alles darunter ist keine lange Rille."
"Lange Rille? Wo hast Du denn das her?"
"Bist Du bekloppt, oder was? Das weiß doch ein jedes Kind, ein Neunminüter ist ein verreckter Longtrack!"
"Alles Pillepalle. Ein Musikstück ist so lang, wie es sein muss. Und wer einem Neunminüter noch Schwachsinn anhängt, um daraus einen Zehnminüter zu machen, weiß nur dünne Bretter zu bohren."
"Nein, um es klar zu sagen. 'Children Of The Crown' ist knapp über 9 Minuten lang, jedenfalls die von unser favoritisierte Version ohne dieses langweilige Keyboardgedudel am Ende..."
"Ist doch Scheißegal! Mann, wir haben die 6 Stücke fix und fertig, alles ist perfekt. Wie viele Einfälle haben wir da reingebuttert! Und plötzlich sind das wunderschöne Symphonic Psychedelic Prog Perlen geworden. Das wird den Leuten gefallen. Weniger wird ihnen gefallen, wie blöd wir sind, und keinen Namen haben."
Stille. Die Flasche Hochprozentiges. Das Bier. Das Wasser. Die Wellen.
Der Fahrer meint: "Wie wäre es denn mit 'The Future Kings of England'?"
"Schnauze" brummt es vereint zurück.
Wolken zuckeln am Horizont vorbei. Die Sonne fällt vom Himmel. Kühler Wind umstreift die besoffene Combo.
"Wer hat das gesagt?" brüllt plötzlich der mit dem blonden Zickenbart.
Die anderen trüben Gesichter schauen aus ihrer Lethargie auf. "Was? Was gesagt? Was denn?"
"Na, das mit 'Future Kings'" lallt er zurück.
"Das war der Idiot dahinten, Dein Neffe mit dem Strohsack im Hirn."
"Vielleicht ist der blöde Hund gar nicht so blöd. Hört Euch das doch nur mal an: 'The Future Kings of England', das sind wir Typen, die die Flower Kings überholen und unseren Nationalstolz retten. Nicht immer nur die Schweden sind die guten Musiker, auch wir haben mal wieder eine Heldentat vollbracht..."
"Nationalstolz? Schubs Deine grauen Zellen mal wieder an. Hast Du sie nicht mehr alle? Nationalstolz? Was soll denn der Scheiß!?!"
"Ach, leck mich. Ist doch egal. Ich meine..."
"...ja, was meinst Du?"
"... weiß ich nicht mehr..."
Nach und nach kippten die zukünftigen Könige von England auf die Seite. Der Idiot schleppte sie fluchend zum Auto, machte sich eine erste Bierbüchse auf und startete das Auto...
(Macht eigentlich nichts, dass "The Fate Old Mother Orvis" bereits ihre dritte Platte ist, oder? Und Zickenbart und Zopf hat sich auch nur einer ausgedacht. Ebenso den Fahrer. Und die Wellen. Der Rest ist authentisch. Na ja. Fast.)

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