Ragazzi - website für erregende Musik



 
 
 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 

 


 


 


 


 


 


 


 


 

Fuchs „The Unity Of Two“ (Tempus Fugit 2014)


Nicht der deutsche Michel, aber der deutsche Peter, glücklicherweise nicht der schwarze, sondern der Gabriel ist geboren, vereinigt mit der Kraft der zwei Herzen, die in seiner Brust schlagen: Zum einen ist seine Musik weitgehend radiotauglich, was in Anbetracht der heutigen Medienlandschaft keine Beleidigung sein soll und zum anderen sind seine Kompositionen so dicht gewebt, dass man sich wie in eine Hängematte hineinfallen lassen kann. Er hört auf den Namen Hans-Jürgen, der mir sehr vertraut ist, was schon mal einige Sympathiepunkte bringt, die er allerdings gar nicht nötig hat, weil seinem Werk die Reife des gesetzten Alters innewohnt. Hans-Jürgen Fuchs (Gitarre, Bass, Keyboards und Chorgesang) ist klar der Chef unter den Musikern, die das schlicht Fuchs benannte Konzeptalbum eingespielt haben und er verwendet unter anderem meine geliebten mellodrönenden Sounds, wird aber kongenial unterstützt von Baggi Buchmann (Stimme des Aaron), Michael Wasilewski (Stimme des Ray) - von ihren Stimmlagen her erinnernd an die DES Sängers von MARILLION und die DES Sängers von ANYONE'S DAUGHTER - Andy Bartzik (Gitarre), Florian Dittrich (Schlagzeug; an seinem Set-Aufbau kann man schon seinen Lieblingstrommler erkennen und er spielt denn auch wie ein junger Gavin), Henrik Mumm (Cello; spielte bei der genialen, aber leider längst verblichenen Band Adaro, an der sich sämtliche modernen Mittelalterbands - man beachte den Anachronismus - einen ganzen Laib ungeschnitten mitnehmen können), Rafael Sonntag (Geige) sowie Mirjam Michutta (Chorgesang). Das Konzept basiert auf Hermann Hesses „Narziß und Goldmund“ und überträgt dieses Thema einer Freundschaft zweier Menschen - Ray und Aaron - mit sehr verschiedenen Lebenswegen, von denen jedoch beide, weil sie ihrer inneren Führung folg(t)en, im Leben Erfüllung finden, in einen leicht veränderten Kontext. Als sich die beiden in der Spätphase ihres Lebens wieder treffen, können sie feststellen, dass es zwischen ihnen trotz aller genetischen und epigenetischen Divergenzen grundlegende Gemeinsamkeiten gibt. Uns alle verbinden auf einer Ebene, die sich der direkten Sinneswahrnehmung weitgehend entzieht, absolut essentielle Aspekte des Seins, wie unterschiedlich unsere Seelenpläne auch immer sein mögen. Die Stücke changieren zwischen den Polen Prog und Rock (ähnlich wie bei den Blues Brothers; Country oder Western?!) und besitzen zumeist eine heitere Nachdenklichkeit, die sich elegisch durch die Melodielinien schlängelt. Direkte Vergleiche mit anderen Bands verbieten sich meines Erachtens aufgrund der Originalität der Arrangements, allenfalls diversen Stücken von Tori Amos ähnelt dieses Album wegen seiner tiefgründigen Emotionalität. Besonders unter die Haut geht die Halbballade „Just A Moment Of A Perfect Summer“, deren Titel schmerzlich in Erinnerung ruft, dass wir in naher Zukunft immer seltsamere Wetterkapriolen erleben werden, Klimalüge hin oder her! (Ist eigentlich schon einmal jemand aufgefallen, dass beispielsweise die Gletscher VON UNTEN HER schmelzen???) Bleibt nur noch zu sagen: „Hansi, give us another one – as soon as possible!“

facebook.com/fuchsleavinghome
Frank Bender



Zurück