Marty Friedman "Exhibit A - Live in Europe" (Mascot Records, VÖ: 14.03.2008)

Ein unheimlich flottes und enorm vitales Werk präsentiert der ehemalige Megadeth-Gitarrist Marty Friedman mit seinem ersten Solo-Livealbum. Als Begleitband standen ihm drei illustre Handwerker zur Verfügung. Chris Catero (b), Jeremy Colson (dr) und Ron Jarzombek (g) sind eine perfekte Basis, die spielerisch und virtuos durch die knochenharten, metallisch scharfen 16 Hardrock-Tracks rasten, dem Sologitarristen Friedman so perfekt zur Seite standen, dass der Mann sich voll und ganz auf seine solistische Tätigkeit konzentrieren konnte. Als die Musiker beglückendes Resultat waren nicht nur viele neugierige Fans im Auditorium, deren stürmischer Applaus weit hinten im Off noch wahrzunehmen ist (die CD wurde in Japan gemastert, dem Land des raus gefilterten Applauses bei Livescheiben), sondern eine energische Furiosität, die jede Langeweile verbannt.
Marty Friedman macht seinem Namen alle Ehre. Mehr als bei Megadeth geht es in seiner Solokarriere um instrumentale Musik. So reiht sich ein ausgeflipptes Gitarrensolo an ein knochentrockenes weiteres. Nach einem bluesigen Solo folgt ein schwer komplexes, nach einer epischen Spur rockt er mit minimalistischen Riffs durch das tonale Gebäude. Allerliebst und sehr fein, dieses krachend harte und von Rock'n'Roll ("Hound Dog", das allerdings wenig gelungen ist) über typische Metalballaden und melodischen Hardrock bis Riffmetal reichende Livematerial.
Unterhaltung wird bei Marty Friedman groß geschrieben, die Stücke reichen von sehr simpel bis schwer komplex, und sind allesamt wohl geschriebene Basis für seine Fingerfertigkeit.
Aufgenommen im ganz kleinen Ort Europa am Ende des Universums, wo er die "Live During The 2007 Loudspeaker European Tour" absolvierte, dürften die Songs nicht aus nur einem einzigen Konzert stammen und sind einige Overdubs für die pausenlose Gitarrenorgie eingefügt worden. Davon ist zwar nirgends im Booklet die Rede, aber gerade diese schier pausenlosen Energieschübe und steten, immerwährend fehlerfreien Stücke lassen das denken. Möglicher Weise aber ist Marty Friedman, wie sein ihn begleitendes Team, so ein fehlerloses Energiebündel, dass ihm ein Set wie dieses mit Lust und Laune gelingt. Who knows!?
Ganz gewiss dürfte eine involvierte Person während der Tour, neben allem Spaß, auch gewiss gelitten haben. Ron Jarzombek ist ein weitaus technischerer und göttlicherer Gitarrenmeister als sein Kumpel Marty Friedman, der mit seinen Bands Watchtower und Spastic Ink. sowie krassen Soloscheiben bisher gänzlich unübertroffenen Komplexkrach erschaffen hat - und hier lediglich die Rhythmusgitarre spielt. Welche Unterforderung bezahlte Lohnarbeit sein kann!
Rasantes, unterhaltsames Album, das sicher vor allem Gitarrensüchtigen die volle Breitseite liefert, ebenso aber auch Fans harter, instrumentaler Rockmusik zur Untermalung des Tages gute Dienste leistet.

martyfriedman.com
mascotrecords.com
VM



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