Free Nelson MandoomJazz "Awakening of a Capital" (Rare Noise Records 02.03.2015)


Vor "Awakening of a Capital" legte das Trio Rebecca Sneddon (sax), Colin Stewart (b) und Paul Archibald (dr) eine Doppel-EP namens "The Shape of DoomJazz to Come/Saxophone Giganticus" auf, was das schottische Trio auf schier endlose Tournee trieb.
Ihr erstes Album bestätigt den Erfolg. Schwerer, dabei relativ trockener Doom-Motor auf Bass-Schlagzeug-Basis baut ein Gerüst, auf dem das Saxophon allerlei extravagante Figuren hinlegt. Partiell kratzt und kreischt es gewaltig, wobei die fette Rockbasis dem wilden Saxophon sehr gut tut. Daneben gibt das Trio Songs oder Songparts zum Besten, die sanfter, lyrischer und entspannter strukturiert sind. Davon allerdings deutlich weniger. Erstaunlich, wie nüchtern und konzentriert, dabei wenig emotional ausflippend und geerdet die Rhythmuscrew arbeitet, wenn darüber wie ein Derwisch die Dame mit dem Saxophon kratzig noisiges (und kaum jazzbetontes, eher atonal avantgardistisches) Gebläse fräst.
Der abgefahren krasse und dabei recht milde Sound bleibt auf dem Teppich und beginnt keine Materialschlacht. Das lassen die Kompositionen auch weniger zu. Relativ simpel geschrieben ist es die Ausarbeitung des Trios, viel aus wenig zu bauen. Selbst wenn sie zu dritt anheben, lauter und schräger zu werden, kann dem entspannt im Konzertsaal wie im heimischen Sessel gelauscht werden. Das Saxophon bläst zur Attacke und die Doom-Arbeiter sind nicht aus der Ruhe zu bringen.
Einerseits ist das ein sehr schöner Kontrast. Und die Gehörgänge bleiben intakt. Andererseits wünsche ich, so persönlich, mir schlicht einmal einen vollkommenen Radikalausbruch, um die Spannung zu lösen. Live ist das entspannte Trio gewiss weniger nüchtern unterwegs.

rarenoiserecords.com
VM



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