Freakshow Artrock-Festival 2015, 25. und 26. September 2015


         


…45 Years of Zeuhl and beyond…

Révolution Française de la musique



Blauer Adler, Mergentheimer Straße, Würzburg. Fußballer-Lokal. Und zum zweiten Mal Spielwiese für Charlys Festival, dessen Line-Up das Auditorium, sämtlichst für immer verlorene, gestörte Kreaturen im Geiste fortgeschrittener Rockmusik (+ Avantgarde-Spezialist [Rigo]); 90 bezahlte Sitzplätze, kostenfreier Eintritt bis 21 Jahre, zudem genug Raum für Steher und Tänzer; mit allerlei schräger Idee zubretterte und abbügelte.

Charlys Festival? Wer ist Charly? Charly ist unbestritten die zentrale Person in der progressiven Rockmusik in Deutschland mit extraordinärem Sinn für außergewöhnliche Rockmusik. Organisationstalent, Kommunikationsspezialist, Konzert- und Festivalveranstalter, Squashspieler. Mit eigenem Label, auf dem bislang zwar nur wenig, aber ganz spezielle Musik auf CD veröffentlicht wurden. Seit langem schon weltbekannt für sein aktives Tun in der progressiven Rockmusik. Spezieller gesagt: in der fortgeschrittenen progressiven Rockmusik. Der (neben seinem delikaten Mailorder-Katalog mit ausgefallener Rockmusik) seit vielen Jahren das Freakshow Artrock-Festival betreibt, die irrste und verrückteste, dabei komplexe, schräge und einwandfrei durchgeknallte Rockmusik in die Würzburger Provinz holt, um einen relativ kleinen, unelitären Kreis Rockmusiksüchtiger exquis zu unterhalten. Ticketpreis: 90 €, Schüler bis 21 Jahre: Eintritt frei. Studenten/Hartz IV (mit Ausweis/Nachweis): 45 €.



Dieses Mal gab es sieben Bands in zwei Tagen. Das Gewicht lag auf Zeuhl, was das bedeutet und wie es ausgesprochen wird: Christian Vander, Magma (oder Nik B.).
Und da Christian Vander, der Vater des Zeuhl und Weltraumreisender (Kobaia) sein Lager auf diesem Planeten in Frankreich aufgeschlagen hat, in selbigem Land die Übung in Sachen Zeuhl besonders ausgeprägt und vielseitig ist, kam es zur connexion français. Von den sieben Bands reisten fünf aus irdischen Kobaia-Gefilden an, das neugierige Publikum mit cru (krassen) Stilblüten und pur et assolutamente extravaganter Art fortschreitend zu bilden und kurzweilig zu unterhalten.






















Der Blaue Adler bewährte sich im Jahr 2014. Groß genug, Publikum, Charlys CD-Stand (hier Musik zu klauen bedeutet schlechtes Karma, was nicht erst erwähnt werden muss, weil ohnehin kein Süchtiger dieser Volksmusik bösartigen Klau-Geistes ist) und Lokal (gutes Essen, gutes Bier) zu beherbergen; Platz zu bieten, dem Jungvolk in den Konzertpausen von der Terrasse beim Fußballspiel zuzusehen oder einen Spaziergang am oder über den Main zu absolvieren (das entsprechende Wetter hatte sich Zeuhl-/Avantprog-freundlich eingestellt) - ohne weite Wege gehen zu müssen, war dank Charly und Otto (Kneipenchef) das Festival wieder hierhergezogen und das Publikum entspannte sich in regen Unterhaltungen, die etwa den Einsatz des Marimbaphons oder der elektrischen Geige wie des - ungewöhnlichen - Einsatzes der menschlichen Stimme in dieser Form von fortgeschrittener Rockmusik zum Thema nahmen. Die Damen und Herren treffen sich jährlich zum Prog-Quatschen und jedes Mal ist es eine große Freude, bekannte und unbekannte(re) Gesichter wiederzusehen (wenn die Namen der Personen im Gespräch oftmals auch erst wieder eruiert werden müssen).

Die Thomasse, Monika, Lutz, FixSix, Dottore Michele, Carola, Carolus und Caroline, Horst, Nik, Peggy, Rigo, Jens, Sophie, Ellen und Charly undundund… Ein Jeder betrieb so seine Quasselgruppe und das Alter der Anwesenden war von unter Null (noch in Mamas Bauch) bis gefühlt über 70 Jahren weit gespannt, ein paar Kinder, einiges Jungvolk, die Fülle im gereifteren Alter und Dreads, Iros, meterlanges wie weißes Haar trieben sich auf dem Festival herum und allerorten war entspannte, zappelige Stimmung mit Lust am Spaß der ganzen Chose.
Wie immer dauerte es mit dem Beginn so eines Konzertes etwas länger als angedacht. Doch schließlich rief Charly seine Kinder zusammen, trat an das Mikro, der Saal klatschte und heulte und Ni legten los.
Und wie sie loslegten. Ein Brett! (Charly). Schräger Avantrock der humorverseuchten Sorte von Jungs, die zählen können und Spaß dran haben, Krach feinst zu zelebrieren. Das AltrOck Label wollte das Quartett nicht verlegen, so tat es [Anthony Béard (guitar), François Mignot (guitar), Benoit Lecomte (basse) und Nicolas Bernollin (batterie)] dies selbst, brachte LPs und CDs mit und wurde nach dem kurzweiligen Konzertreigen viel davon los. Ni, die mich partiell an (alte) King Crimson sowie an Höyry Kone erinnern, haben Zeuhl wie Avantprog im Blut, rocken heftig und spülen ihre hohen Taktfrequenzen in wohltuenden Komplexschüben ins Auditorium, dass so mancher Sitztänzer heftigst auf seinem Hocker rockt, während andere wie gemauert dasitzen und ebenso hingerissen klatschen wie die bewegten Körper, wenn so ein ‚Song' durchzelebriert ist.



Mannomann, welch Auftakt! Gibt nix auf DVD, online sind visuelle Eindrücke vorhanden. Das Motto der Band: J'aimerais insister sur le fait que ce soit inhabituel de pouvoir entendre de la musique.
Danke Ni!

Pause, Quatschen. Essen & Bier. CD-Stand gucken. Zigarre.

Le Grand Sbam, ebenso wie Ni aus le grand nation, sind wer und spielen was? Das wollte sich zuerst noch nicht ergeben, als drei fast versteckte Herren (warum sehen die so bekannt aus?), eine Dame an der Perkussion (u.a. Marimba) und zwei exquis gekleidete Mikrodamen einen dunklen Ambient-Sound zum Schweben und Beben brachten, der vorerst nicht verriet, welch Geistes Kind er sei. Die Gesangsdamen (die eine dunkel im roten Kleid, die andere blond im hellen Kleid) (und wenn von Kleid die Rede ist, dann von kunstvoll geschnittenen Exemplaren dieser Art, wie sie auf Laufstegen der Haute Couture zu begutachten sind), erzählten in ihrer langage auf sehr einnehmende Weise fast im Flüsterton, erst die eine, die andere ergänzte, fiel ein oder führte die Satzsequenz in anderer Geschwindigkeit weiter, so dass bereits dieses Duoflüstern, was einige Zeit in Anspruch nahm, eindrucksvoll war, vor der Kulisse der dunklen Ambientklänge, die bedrohlich im Off schwellten und waberten.



Bis die dunkle Dame meinte, das Publikum möge die Augen schließen, sich zurücklehnen und entspannen, genießen, dass ich bereits dachte, nun sei Enigma (das Musikprojekt, nicht die Maschine) an der Reihe, bis sich urplötzlich ein jazzgetriebener Zeuhl mit erschreckender Lautstärke über das Auditorium ergoss, dass ein jeder Träumer (wovon er auch träumte angesichts der avoir de l'allure der Damen) urplötzlich im Hier und Jetzt erwachte und Zeuhl in grandioser Form genießen durfte. Welche Überraschung! Das Projekt veröffentlichte noch nicht, ist jung und im Wachsen, komponiert und arbeitet intensiv an neuem Material und ist begierig, endlich genug Material zusammen zu haben, dieses in einem Tonstudio einzuspielen und auf (?) AltrOck zu veröffentlichten. Circa 40 Minuten dauert das hinreißend & dramatisch kraftvolle und überaus avoir de l'humour - getriebene Material der bislang fertigen drei Songs, dass in der folgenden Pause das allgemeine Thema die freudige Überraschung spüren ließ, die dem erfüllten Publikum so gegeben war. Und die Band, völlig erschöpft, war später zu sehen, konnte angesprochen und ausgefragt werden und das angesammelte Sprachensemble (deutsch, französisch, englisch) füllte die Mäuler und Häupter, dass es eine Freude war. Das musste gehört UND gesehen werden. Die Atmosphäre war erstklassig, die Performance umwerfend. Schick schräger Humor!

Schließlich besiegelte ein Klassiker den Abend: Happy Family aus Japan. Alsbald war den geübten Hörern klar, dass die crimsonesken Avantrocker ihre hohe Zeit hinter sich haben. Die großen Alben der Band wurden bereits ab Mitte der 1990er Jahre eingespielt, die Reunion 2014 beweist eine eher Jam-getriebene Crimso-Avant-Band mit Schredderguitarre und weniger fein ziselierten Songs, was nach den beiden ersten grandiosen Bands des Abends keinen Zuhörer über die Maßen ausflippen ließ.



Nun, wenn fortgeschrittene Rockmusik der Art, wie sie Charly für das Freakshow Artrock-Festival auswählt, bereits zwei Konzerte an einem Abend füllt, und dies exzellent, laut und in seiner komplexen Sprache entzückend vital und überaus berückend tut, dann kann die dritte dieser Art nicht mehr das gefüllte Publikum zum Überkochen bringen, wenn die eigene Leistung derjenigen der Vorgänger des Abends nachsteht. Was nicht heißt, dass das Konzert völlig neben der Spur war - gewiss nicht. Um halb Zwei in der Nacht leerte sich das Lokal und die herbstkalte Nacht ließ so manchen Leichtbekleideten zitternd nach Hause eilen.

Nach ergötzendem Nachtschlaf, wohltuender Reinigung unter dem Strahl der Dusche und einem reichlichen, guten Frühstück in einem Lokal in der Stadt sollte es ein bekanntes Bekleidungsgeschäft sein, das einen wärmenden Pullover im Angebot hatte, der der kommenden Nacht samt der ihr eigenen Kälte ausreichende Wappnung geben konnte.

Festival encore.

Um 14 Uhr trieb es das Freakshow Artrock-Volk erneut zum Blauen Adler. Teil zwei der illustren Runde ging gleich in die Vollen. Chromb (noch nicht angekommen?), als erste angekündigt, waren durch POiL ausgetauscht worden. Und sogleich kam die Erkenntnis über das Auditorium: ach, die sind das! Gestern noch die versteckten Männlein in Le Grand Sbam, heute wildes Trio namens POiL. Und Leute, auch der zweite Tag ging sofort von 0 auf 100. Gesampelte Progkomplexe quollen aus den Lautsprecherboxen, während Antoine Arnera (keys, voc), Boris Cassone (b, voc) und Guilhem Meier (dr, voc), die Superhero Big Beat Surf Musiker aus Lyon, ihre exzellente Mischung aus schrägst und komplexst zum Besten gaben.

Also, Progsamples aus den Lautsprechern, die Jungs griffen zu den Mikros, schauten dabei geschäftig umher, nur nicht ins Publikum, so, als bauten sie die Bühne auf, während nebenher schon einmal Holterdipolter-Sound zu hören war, bis sie, auf den Punkt, zu singen begannen. Singen? POiL, aus Zeuhl und Avantprog gemacht, mit einem überschießenden Sinn für Radikalhumor ausgezeichnet, zelebrierten eine Art Prog Rap, ausgefallen ist dies nicht allein.



Sondern ungemein unterhaltsam, überraschungsreich, kurzweilig und für Charlymusik-Süchtige die perfekte Herausforderung. C'était grandiose. Mimik, Gestik, Kleidung, Körpersprache wie theatralische Performance - - - originell und enorm vital/lebhaft. DVD désir.

Das concert bewies, dass diese Jungs mit ihrem Raumschiff von alto terre nach Kobaia weit vom Weg abgekommen waren, dabei die düsteren Pfade der Ernsthaftigkeit verlassen und die Sphäre des clownesken Komödiantentums vollständig durchzogen hatten. Jazz, Prog, durchgedreht Avantgardistisches und kurzweilig Schrägstes waren von enorm kraftvoller Sorte. Für die Band harte Fitness, durften die Zuhörer sich von instrumentaler wie vokaler (!) Idee überzeugen lassen. Im späteren Verlauf gab es sogar noch echten Rap, ProgRap vom Keyboarder getanzt/gesungen. Excellent. POiL haben es drauf. Fast bin ich geneigt zu erwähnen, dass dieses Trio die Energie und Qualität hat, das Prog-Genre zu erneuern. Früher haben wir immer einfachere Musik gehört - - -



So wie Charly. Gäbe es ihn nicht, zöge es diese Wallfahrenden nicht an einen gemeinsamen Ort. CDs verkauften sich nicht, gingen nicht in Sammlungen, würden nicht gehört. Die ‚Bildung' über Konzerte und Musiksammlungen verflachte ebenso wie die Kommunikation in der société culture - und das Genre verebbte, Bands gründeten sich nicht mehr, CDs würden nicht mehr produziert. Das Genre verlöre sich. Ohne Charly - oder einen Typ wie Charly, der nicht nur Veranstalter, sondern auch Publikumspfleger und Informationsquelle (Charlypedia) in allen erdenkbaren Progrichtungen ist und zwischen Personen, Musikern, Sprachen, CD-Inhalten und Organisation hin und herspringt, als sei dies das Leichteste der Welt; ohne einen Typ, der sich Aller annimmt, Rock'n'Roll brüllt, lacht, tanzt und ebenso nüchtern (Organisation, Kommunikation) wie berauscht (Musik, Tanz) ist, wäre das Festival dieser Art nicht möglich. Und nur in dieser Art ist es das, was es (für alle Besucher/Musiker) ist.

Das Freakshow Artrock-Festival ist mit keinem anderen Festival vergleichbar. Hier gibt es keinen offiziösen Charakter, kein Backstage, keine Ordner oder Hürden jeglicher Art zwischen Veranstalter, Musikern und Publikum. Es gibt nur: Respekt. Den Respekt Aller vor Charly, den Respekt untereinander und zwischen Publikum und Musikern. Und den Respekt vor dem Aufwand und der Arbeit, der vorher, während des Festivals und nachher betrieben werden muss und quasi von nur Charly allein betrieben wird; den Respekt vor der Leistung, vor seiner Art, Charly zu sein und zum Beispiel seinen CD-Stand völlig (!) unbeaufsichtigt zu lassen, alle stöbern, hören und auswählen zu lassen, die dann mit ihrem CD-Stapel zu Charly kommen, fragen, ob die Musik etwas für sie sei (und er kennt wohl den Geschmack eines Jeden, gibt entsprechende Tipps) und ihre Auswahl zu bezahlen.

Ohne diesen Respekt wäre das Festival nicht möglich.
POiL, je vous aime. Je suis Charly!

Chromb im Anschluss konnten das babylonische Niveau nicht halten, aber sehr gut unterhalten. Das taten sie mit elektronischem Noise, zeuhligem Gesang, avantrockiger Dramatik und heftigem Spiel. Dazu gehörte, dass in einem der ‚Songs' eine Gesangssequenz gefühlte 50 Mal wiederholt wurde, was etliche Minuten andauerte und das Wahnsinnspotential im Publikum entfachte. Bevor dies explodierte, hörte die Band - auf den Punkt! - damit auf und machte mit was Anderem weiter. Schräger Wahnsinn mit Zahnlücke und - wie in jeder Band dieses Festivals - extramarkantem Bassspiel. Ein Abenteuer, das den Einen ungemein Spaß machte und die Anderen, bevor sie in Weißglut zerflossen, auf die Terrasse zog.

Wie immer - wie immer gingen die Geschmäcker weit auseinander und die sich einer Performance anschließenden Diskussionen liefen heiß daran, warum eine Band genial, gut, weniger gut oder ganz und gar nicht gut war. Je nach Gustus. Schon lustig.

Die Band, die nun vorgesehen war, das Publikum zu erfreuen, Rhún, ist in die ewigen Zeuhl-/Avantprog-Jagdgründe eingegangen. Aufgelöst, eingestampft, als Band nicht mehr existent. Und so ergab es sich, dass Charly, und er erzählte, wie es sich begab, seine kommunikativen Fäden auswarf und einen alten Bekannten an Land zog, der schon vier (oder fünf) Mal (so genau wusste das Charly im Moment selbst nicht) für höchste Musikerregung im Publikum gesorgt (und etwa Magma, die Mutter des Zeuhl, an die Wand gespielt) hatte.

Present ist eine Bank. Die Zuschauer sammelten sich während des Soundchecks und jener zog sich hin. Also zerstreute es sich wieder. Und traf erneut ein. Present machten Soundcheck und bevor auch nur ein Anwesender wusste, was los war, auch Charly selbst nicht, der also die Band nicht ankündigen konnte und dies im Nachgang tat, spurtete die partiell neubesetzte (Liesbeth Lambrecht, Aranis) Avantprog-Größe mit gefühlter Zeuhl-Anbindung ohne Pause vom Soundcheck ins concert.Zwar stammen Present (überwiegend) aus Belgien (wo es eine exquise Meute verrückt exzellent inspirierter Musiker/Bands gibt), aber da dort auch französisch gesprochen wird, und die abgrundtief dramatische Düsternis der Musik (in Verbindung mit der ungemein humorvollen Performance nicht durch Dave Kerman/dr allein) Zeuhl entfernt verwandt ist, war die Band complément parfait.

Die Musik von Present (entschuldige bitte, Thomas [D.], dass ich Dich während des Konzertes so erschreckte) hat in seiner konzertanten Vielschichtigkeit und breit gefächerten Komplexität auf der Bühne eine ungemein starke Präsenz. Einst spielten sie so (auf einer Freakshow, in Würzburg) Magma an die Wand und konnten gar auf der Zappanale 2014, mitten am Tag, mit ihrer kraftvoll sperrigen, überaus düsteren Musik im hellsten Sonnenschein das anwesende Publikum (und darunter waren Etliche, die von der Band und dieser Art Musik zuvor noch nie etwas gehört hatten) mitreißen und entzücken.

Wer nicht da war - spätestens jetzt war etwas Großartiges versäumt. Denn Bandchef Roger Trigaux ist von Krankheit gezeichnet, sitzt im Rollstuhl, offenbart erschreckend Verfall und Alter. Wie lange es Present möglich sein wird, Konzerte in dieser Besetzung zu geben, ist offen. Und es ist abzusehen, dass das Fortschreiten Rogers Erkrankung sein eigenes Mitarbeiten in seiner Band und an seinen eigenen Kompositionen unmöglich macht.Gut, dass sie hier waren, ihr grandioses Konzert gaben. Roger spielt Keyboard - und, nach langer Zeit - war seine raue, alte, abgründige Stimme zu hören, als Sprechgesang in einigen Stücken als Teil der Musik. Wenn die Musik von Present per se bereits dramatisch und düster ist, so war sie es nun einmal mehr. In der Intensität der Songs war die Möglichkeit des Wahnsinns zu spüren, die als Antriebsmittel, Kompositionen dieser Art zu erschaffen, notwendig ist. Art extrêmement.

Doch das war noch nicht alles. Ein weiterer Act war angekündigt. Und wie bei Le Grand Sbam war das Collectif Ptäh (Ptah gesprochen) unbekanntes Terrain, das es zu erforschen galt. Immerhin war die Truppe aus Aquitaine, die sich dem Rock Progressif/Zeuhl verschrieben hat, per Webpräsenz zu studieren. Laura Etchegoyhen (voix), Maïder Martineau (voix), Maylis Raynal (voix), Michael Sanchez (voix), Reno Silva Couto (saxophones, tambourin, voix), Loïc Lemerre (guitare, voix), Jérôme Martineau (claviers), Romain Colautti (guitare baryton, voix), Bruno Camiade (basse) et Michael Hazera (batterie) ils sont Collectif Ptäh.

Und sie sind im Auftrag dessen unterwegs, was der Ursprung und die Wurzel des Zeuhl sind. Das Collectif Ptäh spielt Magma. Eine Coverband der besonderen Art. Magma zu covern bedeutet, diverse komplizierte Merkmale und Facetten zu beachten. Zuallererst die Präsenz des Schlagzeugspiels. Zugleich Gesang. Bandinterplay.
Das erste Stück wurde ohne die Damen am Mikrophon gespielt. Das Publikum musste getestet werden: ließ es sich überzeugen? Buhte es die Band nicht aus? Und selbst im zweiten Song, als die weiblichen Stimmen Teil der Performance waren und die komplette Band auf der Bühne stand (zumindest der Teil, der nach Würzburg angereist war), gab es Unsicherheiten und etwas wacklige Interpretation. Trotz der enormen Anstrengung der Sänger, selbstbewusst zu erscheinen und alle Energie ins Zeug zu legen, dass die Show gelingt.Doch als "Mekanïk Destruktïw Kommandöh" in den Raum dröhnte, war alles gut, die Band sicher und das Publikum im Bann. Bis die Zugabe mit einer Energie und Hingabe gespielt wurde, dass kein Fetzen Skepsis mehr verblieb und der Saal tobte. Danach war das Collectif Ptäh ebenso glücklich wie das Auditorium. Die Damen umarmten und küssten sich, die Jungs grinsten und alle waren selig.

Plötzlich war die Bestuhlung beiseite geräumt, die Techniker begannen mit dem Abbau, der Saal leerte sich. Verabschiedung. Leute umarmten sich, Bewegung kam ins Völkchen und alsbald war nur ein kleiner Haufen Restpublikum noch da, der sich Gespräch und Bier widmete. Charly flitzte wie gehabt umher, verabschiedete etliche Besucher persönlich (deren Namen er sämtlichst zu kennen schien), organisierte, pflegte und informierte.
Wiederum um zwei Uhr am Morgen brummte das Gehör im himmlischen Bett. Morgens um 6 Uhr sang eine weibliche Solostimme christliche Liturgie, von einem Sprecher begleitet, der Psalmen intonierte. Decke über den Kopf. Autobahn, Hähnchen in Weißweinsauce in Berlin. Obstsalat in Stralsund. Ausschlafen. Für 2016.




Comme un coy en pâte.
Kann man alt mit werden.
Hoffentlich! (Jens O.)

















Give me medicine, Charly!

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Bilder: Lutz Diehl
Text: VM




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