fOE "Arm Yourself with Clairvoyance" (House Of Stairs 2003)
Musiker aller Genres werden erwachsen. Dann reicht es ihnen nicht mehr, billigen Krach zu machen. Nach und nach entwickelt sich eine Struktur, die ganz nach Anspruch komplizierter und aufwändiger wird. Dann kann es passieren, dass ein neuer Stil geboren wird, der erst Vorbilder entwickelt und dann breitenwirksam funktioniert. Wer hätte gedacht, dass Hardcore, Musik, die auf Punk fußt, sich in progressive Bereiche entwickeln würde? Aber so ist es geschehen. Etliche Bands haben es bereits gemacht, gerade entwickelt sich so etwas wie ein Stil, eine Szene, an der Bands wie Behold... The Arctopus, Dillinger Escape Plan oder Dysrhythmia Anteil haben und stilistische Eckpunkte setzen. fOE sind eine weitere Attraktion der noch jungen Entwicklung (an der übrigens Labels wie Earache - Elitist oder Relapse - Release fördernd Anteil haben). Die Musik von fOE ist sehr hart und brutal. Bestimmendes Ohrenmerk aber ist die Komplexität der Songstrukturen, das ausgeflippte Material ist die Hardcore-Variante des Progressive Rock. Als inspirative Urväter könnte man King Crimson (73/74), vielleicht sogar Black Sabbath sehen. Crawford Blair (b, bar-g), Jason Carty (g) und Paul Westwood (dr) drängeln sich aber keinem Vergleich auf und gehen sehr eigenständig vor. Wenige Bands nur vermögen es, derart komplexe Songs zu komponieren und einzuspielen. Kein Wunder, dass die meisten Alben dieser Art nur kurz sind. "Arm Yourself with Clairvoyance" ist etwas über eine halbe Stunde lang und sein Geld in jeder Hinsicht wert. Hier gibt es keine Lückenfüller, kein halbwegs nettes Material, sondern nur volles Brett, und das in einer ungewöhnlichen Dynamik und Radikalität, dass es eine große Freude ist. Die 7 Songs sind rein instrumental, so braucht der gemeine Prog Freak keine Angst vor Hardcore-Gesang haben. Zu empfehlen ist das Album Avant Freaks und Progressiven, aber auch Jazzfans, denen das sonstige popverdünnte Gesäusel längst zum Hals heraushängt, und natürlich den Punks dieser Welt, die philosophisch nicht abweichen, aber musikalische Barrieren brechen wollen. Nur keine Scheu - unbedingt reinhören!

VM



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