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Floating Point "Gray Code" (Circumvention Music 2010)
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Das Cover schon ist hinreißend schön und macht neugierig auf die 7 längeren Tracks des relativ unspektakulär auftretenden Trios Kevin Patton (g, electr, TaurEx), Butch Rovan (a-cl, electr, MiMICS, s-cl, b-cl, ca-cl, Xaphoon) und Frederick Kennedy (dr, perc). "Xaphoon" spinnt seine Fäden als Opener erst einmal relativ harmlos, bis der improvisativ freitonale Klangzauber zu markanter Struktur aufbricht - die immer noch genügend Spielfreiheit lässt und gegen den Strich bürstet. Auf der Basis des relativ rocktechnisch gespielten Schlagzeuges, das einerseits groovige Figuren entwirft, andererseits vertrackte Takte auffächert und neben aller ambitionierten Technikextravaganz lässige Frequenzen hinblättert, setzen der Bläser und der Gitarrist deutlich unterschiedliche Ansätze um. Butch Rovan bringt sein großes Klarinetten-Arsenal (a)melodisch ein und hat den melodischsten Rahmen neben dem Schlagzeug noch, während Gitarrist Kevin Patton unruhige Düsterklänge im Untergrund sammelt, elektronische Sounds in die Songstrukturen splittern lässt und dem atonalen Wohlklang - und davon kann hier durchaus gesprochen werden - verspielte und durchaus popverliebte Flitterflatter-Kratzigkeiten einmixt. Die Free-Attacken des Gebläses, im Laufe der Songs aus tiefer Melancholie in lebensfrohe Dramatik ausbrechend, werden von mitgerissenem Schlagzeug unterstützt, während die elektronischen Sounds eher nachlassen und die weitere Mitarbeit einstellen.
Partiell gewinnt Gitarrist Patton die melodische Überhand, und mixt mit Frith'schen Soundspielereien und Extremverfremdungen allerlei Melodiesuppen auf, die zwischen lustig komisch und verrückt kunstvoll seltsam schöngeistige Motive bauen. Kann sich hören lassen. Insgesamt sind die Free-Einheiten jedoch eher rar gesät, dass gar Non-Avantgarde-Jazzhörer ihre Freude haben, zumeist aber wird denen die Freude im Laufe des Songgeschehens weggeblasen und jede Idee von Klangschönheit mit Lust und Verve auf dem Schlachtfeld radikaler Sounds freudevoll hingerichtet. Klingt dennoch stets eher nachlässig als brutal und täuscht ambiente Entspannungskultur vor, was die verspielte Band nicht ohne Hintergedanken und Ironie angeht. In "(Re)Bound" gibt es gar mal ein gitarristisches Autorennen mit ordentlich Gasgeräusch, die Begleitung trötet Publikumsgeschnatter bei, dass die Note gar lustig anzuhören ist, für Geübte dieser Spielerei.
Wer die Band in seinem Schubladensystem unterbringen will, braucht sperrige Laden. Jazz? Klar! Rock? Auch! Pop? Riskiert es! Mir scheint, die mögen schräg, haben Kunstidee wie Inspiration in Fingern und Hirnzellen, es technisch drauf - und sind außerdem noch nicht ganz von der Computerspielerei frei.
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