Flat122 "Kagerou" (Musea/Poseidon Records, VÖ: 12/2009)

Takao Kawasaki (p, key), Satoshi Hirata (g) und Kiyotaka Tanabe (dr, perc) haben drei Gäste eingeladen, die beiden (lautmalerisch singenden und ins Off gemixte Texte sprechenden) Sängerinnen Miho Amano und Akano Kobinata sowie Emi Sasaki (acc, Quikion), die Kompositionen für ihr zweites Album (nach ihrem Debüt "The Waves" 2005) einzuspielen und aufzunehmen. 11 Tracks sind es geworden, zudem ist ein Bonustrack auf der CD enthalten, der Titeltrack des ersten Albums live in der Tokioter Bar "w.jaz" eingespielt.
Hektischer Jazzrock, symphonischer Progressive Rock, sphärische Ambient- und esoterische Electronic-Sounds sind als Oberbegriffe zuerst eingefangen/hängen geblieben.
Flat122 stehen für eine stressige, aber weitaus weniger komplexe Variante dessen, was die Avantprogkomplexmeister Le Silo auf ihren beiden exzellenten Alben ins Weltenerbe geschickt haben. In ihren besten Momenten.
Die Band ist technisch erstklassig geübt. Nicht nur dies, ihre Spielweise verrät die Lust auf technisches Spiel. Der Wechsel aus ambienten Klangflächen, in denen verschiedene Harmonieebenen sich an ihren Kanten brechen, und moderat hartem Komplexrock, der nicht ultrafrickelig organisiert, aber durchaus verflixt komplex aufgebaut ist, macht die Stücke interessant. Die ganz kurzen Partien zwischendrin sind Lockerungsübungen zwischen den großen Herausforderungen. Manche der langen Tracks, etwa das dezent neoprogressive "Clouds" mit seiner einsamen Gitarre im melodischen Vordergrund, ziehen aus symphonischer Elegie den Harmoniebogen, über dem sich die technische Arbeit abspielt.
Beste Besetzung scheint Schlagzeuger Kiyotaka Tanabe zu sein, der sich schon mal zurückhält, aber wie der Teufel loslegt, wenn Leine gelassen wird. Gitarrist Satoshi Hirata steht selbstbewusst allein im Mittelpunkt der Bühne und bleibt in aller Forschheit entspannt, während Keyboarder Takao Kawasaki, der das Gros der Songs geschrieben hat, nicht nur den Hintergrund illuminiert, sondern auch unisono ins Feld stürmt, wenn es angezeigt ist, die ambienten Klangfarben bestimmt und seinen beiden konzentriert bis wild arbeitenden Mitarbeitern die Basis bietet.
Die Chanteusen kommen partiell zum Einsatz, ohne besonders ins Bild zu fallen. Ihr Beitrag ist OK, ohne überwältigend zu sein. Emi Sasaki bringt das Paris-Feeling ein, in abgefahren avantgardistischen Partien kann sie aber auch ordentlich schräg. Scheint ihr Spaß gemacht zu haben, so derb und sanft sie dem Motiv entsprechend in die Tasten griff.
Der lyrische Anteil überwiegt, auch in den drei über 10 Minuten langen Songs. In aller entspannten Atmosphäre gibt es hingegen genügend deftige Ausbrüche, dass Fans des modernen Progressive Rock, der keine, absolut keine retrospektiven Elemente transportiert, genug Freude am heftigen Kick haben werden.

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VM



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