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Ella Fitzgerald "Love for sale"
Sarah Vaughan "Lullaby of Birdland"
(Dreyfus Jazz 2007)
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Fehlt noch eine: Billie Holiday. Die älteste der drei erfolgreichsten und bekanntesten Jazzsängerinnen, und diejenige unter den Dreien, die lange vor den beiden anderen starb.
Ella Fitzgerald ist die Zweitälteste, Sarah also die Jüngste. Ihre Stimmen sind weltbekannt, auf unzähligen Schallplatten, in vielen Filmen, in Werbung, gar Kaufhäusern zu hören.
Die Konsumwelt hat die schwarzen Damen ausgeschlachtet, sie damit aber nicht nur am Leben erhalten, sondern den sie nicht nur begleitenden, führenden und warmen, beschwingten Jazzsound, die diversen Stile, in die oberflächliche Popzeit gerettet, in der alles und nichts bedeutsam und wichtig ist.
Besser, Ella Fitzgerald mit Joe Pass im Lebensmittelmarkt zu hören, als den tagesaktuellen Blödsinn, der morgen schon immer out war. Dabei verliert nicht einmal die Intimität ihres Gesanges, ihrer Songs. "April in Paris" etwa, auf beiden hier vorliegenden CDs enthalten; beide Sängerinnen geben dem Hit einen unterschiedlichen, eigenen Charakter, der jeweils ins persönliche abenddunkle Wohnzimmer wie ins öffentliche, nervöse Gewimmel des Supermarktes passt - hier wie dort Stress abbaut und dort den Kopf frei macht, das Gedrängel auf Abstand zu ertragen.
Ella Fitzgeralds 17 Songs auf "Love for sale" sind 1956 eingespielt worden, ein Track 1952. Von kleiner oder großer Band begleitet, setzt sich ihre Stimme stets wunderbar durch. Die Band schmiegt sich an ihre Präsenz und gibt ihren forschen Songs dynamische Basis und stürmische Soli, den Balladen elegisch-zarte Untermalung und melancholische Unterstützung.
Sie war auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, arbeitete mit Buddy Bregman, Count Basie, Sy Oliver und Joe Williams und ihren Orchestern, sowie passgenauen kleinen Bands mit großen Musikern.
Ein breiter Querschnitt aus ihrem Programm ist enthalten. "What is this thing called love", "Bewitched, bothered and bewildered", "I've got you under my skin", "They can't take that away from me", "My Funny Valentine", "The Lady is a tramp" - allesamt Klassiker, geschrieben von Cole Porter, George Gershwin, Memphis Slim oder Count Basie. Ihre Stimme ist stets der Mittelpunkt.
Auf der CD der 7 Jahre jüngeren Sarah Vaughan sind zwanzig 1954 eingespielte Stücke zu hören, kleine, intime Besetzungen begleiten diese ihre dunkle, volle, wundersame Stimme durch Songs wie "Lullaby of birdland", "Body and soul", "Polka Dots and Moonbeams", das Muss "My Funny Valentine" oder "Prelude to a kiss" - alle diese wohl klingenden Songs sind äußerst reizvoll, die Band swingt cool und vor Spiellust bebend. Manches, wie "It's easy to remember" wirkt durch die Streicherlast der Orchesterbegleitung zu voll und schwülstig, die Stimme darüber jedoch keine Sekunde. Sarah Vaughan stand 1954 am steilen Aufstieg ihrer Karriere. Mit diesen Songs startete sie ihre Karriere.
Weit mehr als nostalgischer Schönklang ist auf den beiden unabhängig voneinander veröffentlichten CDs zu hören. Die authentischen Songs mit diesen bewegenden Stimmen sind vollmundig, weich und von ungemein friedlichem Ausdruck, ihr Klang wahrhaft Balsam für die Seele.
Der Klang der CDs ist, in Betracht der historischen Aufnahmen, grandios, erstklassig. Fast ist es, als ständen die Chanteusen selbstvergessen im Raum. Ihre Musiker statt der Möbel um sich.
Die farbenfrohen Booklets der CDs enthalten kurze Einführungen in die musikalische Arbeit der Sängerinnen sowie ihres Werdegangs und ihrer Mitmusiker. Und beide CDs sind uneingeschränkt empfehlenswert, wenn es sich auch um Zusammenstellungen handelt, und nicht um originale Alben mit originaler Reihenfolge. Die Songauswahl klingt wie "Best of".
disquesdreyfus.com
VM
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