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Eyevory & The Euphobia Orchestra „A Symphonic Night Of Prog Rock“ (Artist Station Rec. 2014)


Am 23. März 2013 fand in Bremen ein denkwürdiges und (bislang leider) einmaliges Ereignis statt: Die Prog Rock-Band Eyevory erfüllte sich einen Herzenswunsch und stand zusammen mit einem ausgewachsenen Sinfonieorchester auf der Bühne, um in diesem musikalischen Kontext ihre Kompositionen zu präsentieren, die dadurch eine gänzlich neue Note erhalten. Während solche Projekte auch bei großen Namen vollends in die sprichwörtliche Hose gingen, es sei an dieser Stelle nur an die ausschließlich für senile Masochisten geeignete Kollaboration „S & M“ der ohnehin maßlos überbewerteten Band Metallica erinnert, gelang der (noch) kleinen Band Eyevory mit der DVD „A Symphonic Night Of Prog Rock“ ein wahrer Leckerbissen für Freunde orchestraler Rockmusik. Das Orchester wurde eigens für dieses Konzert von der Band zusammengestellt und erweist sich weder als geigend-glibbrige Füllmasse noch spielen die Klassiker gegen die Rocker, sondern man musiziert als ein opulenter Klangkörper - frei nach Niels Bohr: Contraria sunt complementa. Der anscheinende Widerspruch ist dabei lediglich ein scheinbarer Widerspruch, denn würden sich Bartok, Mussorgski, Wagner oder auch Beethoven heute als Komponisten verdingen, so würde aus ihrer Feder vermutlich Musik fließen, die teilweise härter und schwerer wäre, als sie jede Heavy Band zu spielen imstande wäre, selbst wenn selbige noch so viele Briketts in die Glut werfen würde, um ihr Roh-Metall entsprechend formen zu können. (Prog) Rock im Orchestergewand ist wie Jazz im Big-Band-Sound ohnehin ein ganz besonderes Erlebnis, das, falls sauber arrangiert und gut gespielt, sowohl die Freunde artig-moderner Klänge als auch die aufgeschlossenen Liebhaber antik-modernder Sinfonik für sich vereinnahmen kann. Die InitiatorInnen dieses Projekts, dessen Konserve in Ton und Bild absolut professionellen Charakter besitzt, sollen denn auch namentlich zu Ehren gelangen: An Bass und Gesang glänzt Jana Frank, an Gesang, Querflöte und Keyboards brilliert Kaja Fischer, an Gitarre und Triggerpedals schimmert David Merz und am Schlagzeug wummert der inzwischen durch Andreas Tegeler (ex-Poverty's No Crime) mehr als würdig ersetzte Sascha Barasa Suso. Neben dem Konzertmitschnitt enthält die DVD übrigens noch eine Dokumentation und eine Foto-Slideshow dieses Spektakulums, welche den ohnehin schon runden Silberling noch weniger anecken lassen, ohne ihm seine Kante zu nehmen. Ach würde es doch öfter Anlässe (und Finanzmittel) für solche musikalischen Experimente geben – die Musikwelt wäre um einiges reicher!

eyevorymusic.com
Frank Bender



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