Evil Wings "Kaleidoscope" (Eigenproduktion/Fuel Records 2011)

Für ihren Opener bekommt die Band einen Orden. Wer seine Platte mit einem solchen Stampfer beginnt, der sofort ins Ohr geht und die Sinne im Stand auf 100% hoch tourt, und das in der überfüllten Populärmusik mit überfüllten Konsumenten, der hat auf Anhieb Silber verdient.
Die Italiener klingen amerikanisch, haben gewiss massig Siebziger Hardrock-Platten in der Sammlung, nicht weniger melodischen Progressive Rock und Metal. Verblüffend, die Songs durch den windschiefen Garten rauschen zu lassen und festzustellen, dass der Sound auch beim 13. Mal noch Laune macht.
Evil Wings lassen es schön krachen, stürmen mit ihren harten und dezent progressiven Songs mit Verve voran und basteln schicke Gitarrensoli und harmonische Instrumentalparts ein, in denen die Band im Interplay zu Hochtouren aufläuft, ohne sagenhafte Komplexmätzchen zu veranstalten. Muss auch nicht, die Songs gehen ab wie Schmitz Katse und bieten, kein Gegensatz, reichlich Inhalt.
Zuerst einmal sind die Songs witzig und gut komponiert, haben eingängige Motive, nicht zu leicht und schick gefeilt, mit rauen Kanten und Purzelbaumecken übersäht. Keyboarder Joseph Ierace malt nicht nur Tapete, drückt sich solistisch aus, wenn ihm Franco Giaffreda, der nicht nur mit rassiger Rockerstimme ausgestattet ist, erregend Gitarre zu spielen weiß und solistisch mit seiner Axt schwungvoll krachig ausholt, mal Platz macht. Walter Rivolta am wild gewordenen Schlagzeug und Ricky Zanardo am Fundamentbass geben die Dröhnbasis feingliedrig und selbstbewusst, schön differenziert im fetten Schleudergang.
Ein paar Gäste waren an der Einspielung beteiligt: hier Gesang, dort ein Orgelsolo, ein Stick Solo, schöngeistige Violine - alles sehr nett gemacht, verblüffend und beeindruckend. Melodic Rock ist weitaus weniger, Metal härter, Prog komplexer, aber von allem davon ist etwas dabei. Gut verrührt, herzhaft gewürzt, schön knackig und zungenfein.
Also, was gibt es zu meckern? Hardrocker werden von der Ideenfülle vielleicht überfordert sein, während Prog-Fritzen zuwenig Holterdipolter abkriegen. Wer den Anspruchbecher zumacht und die Ohren auf (vorher kündigen und drei Jahre lang nix tun außer nix), entdeckt 7 Songs und 44 Minuten lang (1x 12 Longtrackminuten) von allem Guten genug.

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VM



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