[Evertrapped] "Under The Deep" (Hellstorm Records 2015)


Melo Death in höchster Vollendung, wobei die Texte auf dem Album "Under The Deep" die schwärzesten Regionen der menschlichen Seele auszuloten versuchen. Ob dies eurer Meinung nach gelungen ist, müsst ihr selbst entscheiden, indem ihr euch mit den Texten auseinandersetzt. Mir fällt dazu folgende Anekdote ein: Ein gläubiger Christ fragte einst einen der Gnosis (= Lehre, welcher der Lieblingsjünger Jesu, Johannes, der von Jeshua Ben Joseph (korrekter Name von Jesus) sehr wahrscheinlich zu seinem Nachfolger bestimmt worden war und der das gleichnamige Evangelium, vermutlich auch die Apokalypse, schrieb, seit seinem Aufenthalt in Alexandria anhing) zugetanen Geistlichen, wie er sich denn die Hölle vorzustellen habe. Daraufhin entgegnete der Geistliche nüchtern: "Du musst dich einfach gründlich umschauen, dann siehst du alle Facetten der Hölle, mein Sohn. Welche Hölle könnte grausamer sein als diejenige, in der wir leben?" [Evertrapped] ist ein Werk mit Ecken und Kanten gelungen, das sowohl in musikalischer und als auch in textlicher Hinsicht nahezu keinen Aspekt menschlicher Unmenschlichkeit ausklammert. Eine möglichst umfassende Bewusstseinsentwicklung kann leider erst dann erreicht werden, wenn sich der Suchende seiner Schatten bewusst wird und bestrebt ist, diese zu integrieren, wie dies z.B. Gandalf, der Graue (= Teilbewusstheit; die Ver-Mischung von weiß und schwarz lässt sämtliche Graustufen entstehen) in Moria gelang, als er zusammen mit seinen Schattenaspekten (= Balrog) in die schwärzesten Tiefen stürzte und den Balrog schließlich erschlug, um hernach als Gandalf, der Weiße (= Vollbewusstheit; weiß entspricht der additiven Farbmischung) aus diesen Tiefen emporzusteigen. Das Licht, das Gandalf ab diesem Zeitpunkt entfachen konnte, strahlte so hell, dass es weniger bewusste Wesen blenden und die Dunkelheit vertreiben konnte. (Im "Schmöker" Lord Of The Rings ist zwischen den vordergründig teils gewalttriefenden Inhalten sehr viel tiefe Weisheit verborgen; eine eingehende Beschäftigung damit lohnt auf alle Fälle, denn J.R.R. Tolkien war wie auch Edward Bulwer-Lytton (er schrieb unter anderem die Romane "Zanoni" und "Vril") ein Eingeweihter.) Das kanadische Quintett schafft es immer wieder, sich in instrumentaler Hinsicht mittels technischer Glanzleistungen, die keineswegs aufgesetzt klingen, vom Gros genreverwandter Bands abzuheben. Durch gesprochene Elemente ergeben sich hörspielartige Sequenzen; Tempowechsel und große stimmliche Varianzbreite sorgen für zusätzliche Abwechslung. Für mich sind [Evertrapped] die Metal Church des Death Metal, weil trotz aller spieltechnischen Brillianz die Stücke stets nachvollziehbar gehalten sind. Solche mehr oder minder feinen Unterschiede zur Masse der im Mittelfeld dümpelnden Bands machen den Meister - meistens. Bei (Evertrapped] ist dies definitiv der Fall.

evertrapped.com
Frank Bender



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