Etcetera "Tales Of Ardour And Deceit" (Record Heaven/Musea 2003)

"Tales Of Adour And Deceit" gehört zu den Alben, die beim ersten Mal überhaupt nicht eingängig sind, bei denen man Unreife, Fehler und Langeweile wahrnimmt und die sich schließlich bei oftmaligem Hören so in den Ohren festsetzen, dass man sie immer wieder hören will. Das zweite Album der dänischen Symphonic Rocker ETC hat 5 Jahre auf sich warten lassen. In der Zeit ist in der Band einiges geschehen. Die damalige Besetzung ist bis auf Bandboss Frank Carvalho (g, b, synth, org) und Johnnie McCoy (dr, perc) nicht mehr dabei, jedoch ist der ehemalige Sänger Michael Munch-Hansen als Gast beteiligt. Weitere Gäste sind Per Solgaard (moog), Torsten Hagemann (sax) und Asger Baden-Bensen (org). ETC fangen mit großen Schritten an, der 16-minütige Opener "The Song of Marsh Stig" ist ein progressives Meisterwerk, das stilistische Ähnlichkeiten zu frühen YES hat, sich ansonsten aber nirgends anlehnt, sondern kraftvoll und mit gewaltigen Schritten voranpirscht. Eine sehr dynamische, lebendige Sache, ein guter Start. Das Stück teilt sich in 4 einzelne Parts auf, die emotional von hart und laut ins lyrisch-melancholische kippen und sich über fabelhafte, einfach perfekte, tolle Arrangements weiter vor arbeiten, um wieder in den harten, in Höhepunkten brachialen Rock zu münden. Der skandinavisch geprägte englische Gesang hat Charme, die Stimme scheint manchmal leicht über die komponierte Gesangslinie zu schwanken, zudem scheint ein Quäntchen von Arrangement irgendwo geklaut.
Auch die kurzen Songs gehen, ein paar Mal gehört, gut in die Sinne. Die komplexen Melodiebögen, spannenden Kompositionen, der Ideenreichtum und die eigenwillige, prägnant harmonische Einspielung sind nur zu loben. Zwar führen ETC wie gesagt schon mal geklaute Motive in ihre Songs ein, machen daraus aber stets eigenes, verändern und variieren alle Ideen und schaffen einen virtuos-tonalen Raum, in dem man genüsslich entspannen kann. Beim ersten Hören scheint die Band alles falsch zu machen, später kommt man davon nicht mehr los. Wie kommt man nur darauf, so etwas zu schaffen, so eine überwältigende, geradezu übertölpelnde Musik, der man sich nicht mehr entziehen mag? "Tales Of Ardour And Deceit" kann ich nur empfehlen!

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VM



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