The End "Elementary" (Relapse Records, VÖ: 09.02.2007)

Ich hoffe, dass es keine Mode ist, sich mordsheavy in die komplexe Musik zu schmeißen, weil Mode mit großem Verschleiß gleichzusetzen ist. In den letzten Jahren sind exzellente Bands und in ihrem Windschatten viele Nachzügler ins Hardcore Erbe des Math Rock gesprungen, neue Möglichkeiten auszutesten und das, was in den Jahren zuvor bestimmend war, nämlich die größtmöglicher Simplizität der Songstruktur, gegen das Gegenteil, erstaunlich bis extrem komplexe Musik einzutauschen, ohne dabei an Härte und Heavyness zu verlieren. Da haben sich zwei, wenn man so will, feindliche Lager vereinigt, Hardcore und Progressive - aber das darf nicht zu laut gesagt werden, sonst fliegen die Fetzen. Denn was Bands wie The Dillinger Excape Plan, Isis, In Flames und viele andere Vordenker machen, hat mit Prog soviel zu tun, wie Stinkerkäse mit Käsefüßen, es riecht nur gleich…
The End sind exzellente Techniker an ihren Instrumenten, das Spiel der 5-köpfigen Gruppe ist dynamisch und virtuos. Die Songs sind komplex strukturiert und ausgefallen komponiert, haben feine, aufwühlende Arrangements und reichlich instrumentalen Inhalt. Und doch sind The End "nur" eine Windschatten-Band. Sie machen ihre Sache sehr gut, aber sie gehen nicht bis an die Grenze, sie reizen das Genre, die Möglichkeiten nicht voll aus und ziehen sich partiell auf die sichere Songwriter-Seite zurück, dämmen den Härtegrad ein und schwingen dafür den Bombast-Hammer.
Zuerst ist das im Gesang zu spüren, von Hardcore-Aggressivität bis zeitgeistigem zartem und liedhaftem Gesang finden alle Reifegrade statt. Mal singt der Frontmann (dessen Name wie der seiner Kollegen auf der Promopappe nicht vermerkt ist), gar im modernen Hardrock-Stil, die Gedanken schnipsen mit den Fingern und fühlen sich in der harten Tanzmusik wohl, The End lieben es, aus der Brutalhärte ins Hübsche zu gleiten. Das wird ihnen das Wohlwollen der nicht so ganz harten Fans einbringen, die zwei Lieder unter Kopfhörer hören und den Rest mit ihrer Lieblingsbegleitperson, die eher rosarote Rosen in ländlicher Stille bevorzugt. Was dann auch keinen Beziehungsstress mit sich bringt.
Die ganz abgebrühten Fans bekommen zwar in einigen Stücken ordentlich was auf die Ohren und dürfen sich der erheblichen flüssigen und rasant rockenden Struktur erfreuen, zudem ist der Sangesmann immer mal wieder auf ihrer Seite. Aber so ganz ist "Elementary" nicht für sie. Ein verflixter Kompromiss! Macht nix, ist trotzdem 'ne gute Platte…

allchaos.net
myspace.com/theendmusic
VM



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