Emily Bezar "Four Walls Bending" (DemiVox Records)

Gleich der Beginn der CD ist wunderschön arrangiert. Fließend-sanfte Klänge, von Keyboards und Schlagzeug getragen, werfen psychedelische Töne auf. Die Gitarre setzt einen hohen, leisen Ton darüber. Dann setzt Emilys Stimme ein. Obwohl die 10 Stücke auf "Four Walls Bending" lange Instrumentalpassagen entwickeln, ist Emily Bezars Stimme das Hauptinstrument. Die weiten Melodiebögen und ausgefeilten Arrangements sind der Rahmen für das Bild, das Emily wohl füllt. Sicher kann Kate Bush als Vergleich herangezogen werden, was aber nur teilweise stimmt. In der hohen Stimme, einigen Arrangements und der Atemtechnik gibt es deutliche Vergleiche. Selbst in der musikalischen Orientierung kommen Ähnlichkeiten auf. Doch ist Emily Bezar ein anderer Mensch und so ist "Four Walls Bending" auch anders als alles, was Kate Bush je gemacht hat. Symphonic Rock, Jazzphrasierungen und Anklänge aus dem Pop sind die Eckdaten der zumeist sanften, stillen und gefühlsdichten Musik. Außerordentlich schön ist das eher sparsame Soundbild. Hier und da bricht die Band etwas aus und kann die spannende Sanftheit in etwas härteren oder jazzlastigen Passagen ausleben. Anspruchsvoll sind die Kompositionen, die nicht etwa zu leicht angelegt sind, sondern vom Hörer einiges an Interesse verlangen. Erst beim 2./3. Hören eröffnen sich die Strukturen als fließend, als nachvollziehbare Melodien. Das schließt einerseits aus, dass Emily Bezar sehr erfolgreich mit "Four Walls Bending" sein wird, weil die Musikindustrie nur auf Tageshits abfährt und wirkliche Musik ignoriert, impliziert aber auf der anderen Seite, dass die Musik um so viel ausdrucksstärker, intensiver und graziler ist, die einen Wert in sich selbst trägt. Keine harten Brüche, keine amelodischen Widerspenstigkeiten, keine schrägen Töne bestimmen das Bild, sondern stets überraschende, souveräne Melodien, makellos und vielschichtig. Kann ich mir nicht besser wünschen.

www.emilybezar.com
VM



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