Echolyn "The End Is Beautiful" (Eigenproduktion 2005)

Drei Jahre nach dem fulminanten Werk "Mei" sind Echolyn mit ihrem lang erwarteten Album "The End Is Beautiful" endlich wieder da. Die Band hat einen neuen Bassisten, Thomas F. Hyatt scheint jedoch alles zu können: elektrische Gitarre, Perkussion Gesang und ein bisschen Krach, wenn man "Noise Bits" so übersetzen kann (so also übersetzt der Typ!), eben wie alle Musiker der Band: Christopher Buzby, Brett Kull, Paul Ramsey und Ray-Francis Weston, die wie Anno Dunnemals Gentle Giant so ziemlich alle Instrumente besetzen können.
Halt: Gentle Giant, genau. Diese Band ist ein guter und vielleicht der einzige nähere Vergleich, den die Amerikaner sich gefallen lassen dürfen. Jedoch nur marginal. Zum einen sind Gentle Giant einfach nicht zu toppen, zum anderen haben Echolyn das auch nicht vor. Die Satzgesänge und klitzekleinen agogischen Zentren jedoch, die bei Gentle Giant ihren Ehrenplatz in den edlen Songs haben, tauchen bei Echolyn verwandt auf.
Im Vergleich zu "Mei" haben Echolyn einen Gang runter geschaltet. Komplexität und "abgefahrenes", "schräges" Arrangement haben auf dem geradezu liedhaften Album viel weniger Raum und schlängeln sich in den wenigen instrumentalen Parts durch. Hier hat der Gesang die Songs in der Hand. Die sind burschikos, kumpelhaft fröhlich und von forscher Gestalt. Fast scheint es, als könnte man einige dieser angenehm kraftvollen Songs, etwa "Heavy Blue Miles" durch die Rockradiokanäle des Planeten schlendern lassen.
Dann jedoch kommen sie wieder, die Extravaganzen und Wildheiten, ungeahnten melodischen Schlenker und brachialen Brüche, die erheblich Struktur aufreißenden Ecken und virtuosen, unbändigen und dabei hochenergetischen Freiheiten, die den eben noch liedhaften, hübschen Songs den Echolyn Stempel aufdrücken.
Dennoch, "The End Is Beautiful" scheint sich an "Cowboy Poems Free", dem 2000er Echolyn Werk, infiziert zu haben. Die Geschmeidigkeit der Songs und das herzhaft saftige Spiel der Band waren damals von ebensolcher Lässigkeit.
Dieses Dingens namens Progressive Rock ist keine runde Sache, sondern hat eine Gestalt wie ein Gehirn, mit extrem unterschiedlichen Kammern, diversen geographischen Wechseln, verschiedenen Aufgaben und Funktionen. Echolyn sitzen in der Nähe des Adrenalin-Schalters, den sie mit instrumentaler Wucht befeuern, bis die Ohren den Sinnen Euphorie rückmelden.

echolyn.com
VM



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