Dyrol Randall "The Art Of Reggae Drumming" (Eigenproduktion 2008)
Diese DVD ist eine Herzensangelegenheit des Produzenten Sevan Melikyan, der die meisten der Aufnahmen im wahrsten Sinne des Wortes in seinem Wohnzimmer machte; gleichwohl sind Ton- und Bildqualität besser als man das in Anbetracht der Produktionsbedingungen erwarten mag. Protagonist der DVD ist der Jamaikaner Dyrol Randall, der mittlerweile in den USA lebt und gleich zu Beginn seiner "Show" darauf hinweist, dass man ihm im Falle von Fragen gern eine Email schreiben kann (dyrolrandall@yahoo.com). Sodann geht es in medias res - zunächst demonstriert Dyrol das Drum Tuning, das für möglichst authentischen Reggae einige Besonderheiten erfordert. Die Snare Drum, die zusammen mit der Hi Hat das Herz des Reggae Grooves darstellt, muss vor jedem Spielen nachgestimmt werden und verlangt einen crispen Sound, wie man ihn auch von Stewart Copeland kennt. Danach kommen drei Toms an die Reihe, die nach dem Muster "deep", "deeper" und "even deeper" gestimmt werden. Was durch die vermittelte Realität einer verbalen Beschreibung humorig klingen mag, erscheint bei Betrachtung der DVD absolut stimmig, denn Mr. Randall geht beim Stimmen der Trommeln nicht naturwissenschaftlich trocken vor (Stimmschraube 1 eine achtel Umdrehung anziehen, Stimmschraube 2 eine sechzehntel Umdrehung lockern usw.), sondern bringt Heuristik ins Spiel, indem er die Trial&Error-Methode anwendet und zu guten Ergebnissen kommt, soweit man dies am heimischen Fernsehgerät beurteilen kann. Nachdem das Werkzeug entsprechend vorbereitet ist und er noch einige Tipps (Hi Hat Top Becken soll frei schwingen können; neben der Hi Hat platziert er eine Djembe, die er mit dem Stick wie eine Auxiliary Snare spielt), stellt er die gängigsten Rhythmen wie "The One Drop", "The One-Two" oder "The Steppers" (= "The Rockers") vor, wobei auffällt, wie locker und zugleich kraftvoll er spielt. Auch vergisst er nicht etliche Variationen der Grooves in sein Spiel einzuflechten, um es möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Er wird dabei vom Bassisten Kenneth Bartley begleitet; auf diese Weise kann man gut die Interaktion einer wie geölt funktionierenden Reggae Rhythm Section verfolgen. Als Extra gibt es noch diverse andere Rhythmen wie "The Dancehall" mit und ohne Bassistenbegleitung (diesmal ist Matt Hembree der Partner in Rhythm) zu bestaunen. Wer der Ansicht ist, Reggae Drumming sei langweilig, da relativ gleichförmig, wird beim Betrachten dieser DVD eindrucksvoll eines Besseren belehrt. Insgesamt eine sehr erfrischende Angelegenheit, die zudem wohl die erste reinrassige Reggae Drumming DVD darstellt und damit völlig konkurrenzlos ist.

dyrolrandall.com

Frank Bender



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