Drum Nation Volume 2 (Magna Carta 2005)

Erstaunlich schnell nach Volume One legt Magna Carta, wohl auf Grund des Erfolges der 1. CD, den zweiten Teil von "Drum Nation" vor. Von Serie zu sprechen, ist sicher verfrüht. Wer weiß, ob es einen Teil 3 geben wird, ob die potentiellen Käufer hier zuschlagen. Zwar ist diese CD musikalisch grandios bestückt, tummeln sich hier technisch versierte und für ihr außergewöhnliches Können weltbekannte Schlagzeuger, doch jeder einzelne der 13 Tracks der CD ist bereits auf anderen CDs veröffentlicht worden.
Drum Nation Volume 2 als Best of der anderen CDs zu sehen, ist zu oberflächlich, denn auf den originalen CDs der Musiker sind erheblich viele sehr gute Songs zu hören. Doch vielleicht kann die CD als Essenz technischer Möglichkeiten am Schlagzeug verstanden werden, als moderne Verkörperung progressiver Komplexität mit Blick auf variables Rhythmusspiel und melodische Vielfältigkeit des Schlagzeugs.
Wie auch immer, die Songs und Schlagzeuger sprechen für sich. Den Auftakt macht Mike Portnoy (Dream Theater, ha, ich hab's erraten!) mit "Meetings" von Andy West with Rama vom Album "Rama I". Ein Kracher! Im komplexen Höhepunkt von zappaesker Struktur, ein feiner Jazzprog zum niederknien. Allein, ich würde "Rama I" empfehlen. Vom gleichen Album stammt das 9. Stück "Herd Instinct" mit dem grandiosen Rod Morgenstein am Schlagzeug, hier gilt das gleiche, "Rama I" ist Pflichtprogramm! Pat Mastelotto (King Crimson) schließt sich mit dem ELP-Stück "Toccata" vom Emerson, Lake & Palmer-Tribute-Album "Encores, Legends & Paradox" an. Und erstaunlich, Pat spielt nicht nur elektrisches, sondern auch akustisches Schlagzeug und mördert ausgezeichnet! Simon Phillips mit "The Barbarian" von der gleichen CD ist im 10. Stück mit außerordentlich komplexem und begnadet technischem Schlagzeugspiel zu hören. Braucht man hier das Original? Es ist ein Tribute-Album, aber ein wirklich gutes! Mhm…
Niacin liefern "One Less Worry" für Dennis Chambers. Ein ungewöhnliches Stück für das Trio, eine verträumte Jazz-Ballade mit Inspiration aus Klassik, Jazz und Funk, na ja, nicht ganz so ungewöhnlich. Sehr ästhetisch und lyrisch, das kitzelt die feinen Härchen im Ohr und umschmeichelt die Sinne. Das Original? Brauchen Jazz-Fans.
"The Last Page" von "Nine Short Films" von Terry Bozzio (selbiger am Schlagzeug) & Billy Sheehan ist ein atmosphärisches Stück. Erstaunlich bodenständiger Rhythmus, der virtuos und variabel umspielt wird. Das Original ist etwas schwer und düster, vielleicht reicht dieser Track?
Und es folgt G.R.O.O.V.E. Clyde Stubblefield am Schlagzeug von The Clinton Administration mit "Cosmic Slop". Nicht gerade wirklich progressiv, aber ansprechend, und mit einem Hammergitarrensolo ausgestattet. Vom selben Album stammt der 13. Track mit Stanton Moore am Schlagzeug, dort stärker Funk-betont und poppiger. Das reicht.
Virgil Donati bedient sein Drumset wie ein Maschinengewehr. Der Jazzrocker "Space Martini" von "Planet X" (Derek Sherinian) ist ein typisches Sherinian-Stück. Schwer komplex, außerordentlich von Jazzharmonien übersät und es rockt Hölle!!! Das Original muss sein.
Auch Tim Alexander ist einer dieser hochkomplex arbeitenden Schlagzeuger. Wie viele Übungsstunden die wohl täglich an ihrem Schlagzeug verbringen mögen?! "My Fellow Astronauts" von Attention Deficits "The Idiot King" ist ein starkes Stück. Das Original ist zu empfehlen, aber ein schweres Album, das viel Ausdauer einfordert.
Von "Oz Live" stammen 2 Songs. "Steroids" mit Keith Carlock und "Cissy Strut" mit Anton Fig am Schlagzeug. Der raue Klang des originalen Albums der punkig angehauchten Funk-Jazz-Rocker ist mit diesen beiden Stücken technisch sehr gut und ausreichend festgehalten.
Der letzte Schlagwerker auf der CD ist Josh Freese von Stripsearch mit "Baby-Faced Assassin" von Debüt der Band. Funkiger Rock flitzt groovig dahin. Nett und angenehm, nicht der beste Track des Albums, hat aber, aus Sicht des Schlagzeugers, eine phantastische technische Variante, wie eben alle die hier versammelten Songs.
Ich habe noch gar nicht die jeweiligen instrumentalen Mitstreiter erwähnt, denn die Songs, logisch, sind nicht nur vom Schlagzeug allein, sondern ganzen Bands/Projekten eingespielt worden, die Liste der involvierten Musiker ist lang und ausgezeichnet. Der illustre Treffpunkt progressiver Musiker ist außerordentlich einladend.
Braucht man "Drum Nation Volume 2"? Ich rate eher zu einigen der Originalalben. Aber eines entgeht euch dann. "Drum Nation Volume 2" im Auto.

magnacarta.net
VM



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