Diviner "Fallen Empires" (Ulterium Records 2015)


"Schon wieder eine griechische Band" höre ich im Geiste etliche Metallköpfe rufen, wenn sie hören, dass die Wahrsager aus Hellas stammen. Aber erstens werden letztere mit dem Titel ihres Debüts Recht behalten, denn das System wird bald fallen und zweitens haben sie in ihren Reihen eine der stärksten Rauhbautz-Stimmen, die ich seit langen gehört habe. Yiannis Papanikolaou kann in der Tat als ein Hybrid aus David DeFeis, Vic Hix und Ronnie James Dio bezeichnet werden und ist damit quasi der reinkarnierte heilige Taucher, der wie einst Poseidon den Fluten des Vergessens entstiegen ist, um die Menschheit auf ihre großartige Zukunft nach dem Sturz dieser Reiche(n) in den Hades vorzubereiten. Als Fleisch gewordenes Ohrakel von Delphin schmettert uns Yiannis im Brusttod der Übelzeugung deren erschütterndes Ende entgegen. Überhaupt besitzt Herr Papanikolaou einen Stimmumfang, der Ehrfurcht gebietend ist; beim ersten Hören dieses Albums wäre ich denn auch vor BeGeistEhrung fast vom eiligen Stuhl gefallen. Ronnie hätte ihn vermutlich als seinen legitimen Nachfolger erkoren. Diese Band halte ich für einen der wenigen völlig unpeinlichen Fackelträger des True Metal. Jedes Lied ein Volltreffer!!! Profi-Mäkler mögen einwenden, dass sich die meisten Stücke ähnlich anhören; dem mag so sein, aber viele Bands haben diese Form von Selbstähnlichkeit zu einem ihrer Erkennungszeichen gemacht, man denke nur an AC/DC oder Judas Priest. (Die letztgenannten Bands sind unter anderem aufgrund des Durchschnittsalters der meisten ihrer Mitglieder mehr oder minder nur noch ein Schatten ihrer selbst.) Die druckvolle und kristallklare Produktion trägt ein übriges zum Ausnahmestatus bei, den Diviner bald in der Metal Szene inne haben werden. Könnten wir dreißig Jahre in die Vergangenheit reisen, wären die Griechen Superstars und würden in einem Atemzug mit Dio, Anvil, Raven und Konsorten genannt werden. Eine Weltklasseband sollte aber nun einmal nicht nur aus einem superben Sänger, sondern auch aus hervorragenden Instrumentalisten und Komponisten bestehen. Bei Diviner ist genau dies der Fall; Thimios Krikos und George Maroulees bringen jeweils sechs Saiten zum Kochen, während Herc Booze für ein wahrhaft titanisches Wummern nur vier Drahtseile braucht, mit denen er an den Nerven der Hörer zerrt. Fragiskos Samoilis am Schlagzeug macht zwar phonetisch betrachtet seinem Vornamen auf dieser Produktion keinerlei Ehre, aber fragiles Getrommel wäre in diesem Kontext ohnehin völlig deplatziert. Ich sage euch voraus, dass allen echten Metallern diese Scheibe gefallen wird, wobei ich zu diesem Zweck nicht einmal ein Prophet sein muss.

divinerband.com
Frank Bender



Zurück