Distorted Harmony "Chain Reaction" (Just For Kicks Music 2014)


Warum die Spielart, in der Distorted Harmony unterwegs sind, nun unbedingt 'progressiv' genannt werden muss, geht mir nicht ganz auf. 'stormy alternative metal' tut es auch. Gut, im instrumentalen Bereich werden messerscharfe Komplexrhythmen abgefeuert, wie sie im Prog üblich sind - während Misha Soukhinin im Sturm des instrumentalen Gewitters gegen die Lautstärke anbrüllt, und dies stets auf hochmelodischen Gesangslinien. Die akustische Folkballade an siebter Stelle ist nichts Besonderes, im Krach der Gewalten kleine, nette Erholung.
Guy Landau (g), Yoav Efron (keys), Iggy Jackson Cohen (b) und Yogev Gabay (dr) rasen wie die Irren durch ihre hektischen Schreddermonster, deren hochkomplexes Material so überschäumend dicht arrangiert ist, dass, wer die Lärmorgie nicht flieht und verzückt im Orkan schwelgt, vielfaches Hören braucht, alle Facetten diese anspruchsvollen Pegels zu erfassen. Die Riffattacken sind so verzahnt, dass sich manche Passage anhört, als würde pausenlos ein schweres Geschütz abgefeuert, das im Viertelsekundentakt tödliche Munition verteilt. Lustiger Weise ist, was Gesang, trotz der instrumentalen Wucht, eher popbetont und neckisch sanft, als hätten die Musikerkrieger einen Kinderkönig am Mikrophon, der ihnen voranreitet. Immerhin, ein elegisches Stück mit schwelgendem Gitarrensolo gibt es auch.
"Chain Reaction" ist der bereits zweite Sturm der israelischen Band, deren Texte im Booklet ebenso interessant sind wie das Layout dazu.
Genug Energie vorrätig? Dann kann es losgehen - festhalten!

distortedharmony.com
justforkicks.de

VM




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