Deadend In Venice „A View From Above“ (KickTheFlame 2013)

Jung sind sie, unge(s)tüm sind sie und deadish sind sie: Anabell Klein mit der großen Stimme, Christian Litzka, der Gröhlmeister, Tim Schmidtke und Kevin Klein an den Gitarren, Andreas Ackermann, der an seinem Bass nach allen Reglern des Gebrummels ackert sowie Frank Koppe, der auch ohne Schnee kloppt wie ein Bärsärger. Die elf Stücke sind beileibe kein Stückwerk, wenn auch noch kein Meisterwerk, allerdings besitzt diese Band geballtes Talent, weshalb es mich nicht besonders wunderte, wenn sie mit dem nächsten Rundling in die internationale Melo-Tod-Liga aufsteigen würde. Zwar sind die Kompositionen allesamt hoch melodisch und besitzen stimmige Refrains, doch mir fehlen einige Ecken und Kanten, die sie aus der relativen Gleichförmigkeit gehobenen Mittelmaßes in Sphären absoluter tonaler Exponiertheit heben, damit sie auch noch beim x-ten Hören genügend Überraschungsmomente bieten. Die Riffgebirge könnten etwas zerklüfteter sein, an mangelnden technischen Fähigkeiten der Gitarreros kann es nicht liegen. Hat in dieser Hinsicht jemand etwas zu deutlich in Richtung Hittauglichkeit geschielt? Die Rhythmusgruppe, die gut harmoniert, könnte ebenfalls noch variabler aufspielen, denn rhythmische Brüche bei Blast Beats und Double Bass Figuren passen hier perfekt zum Bass Gewummer, aber ich höre in meinem Inneren jazz-, funk- und latin-inspirierte synkopierte Grooves (siehe die frühen Death Angel), welche die Band ansatzweise in Songs wie „The Overview“ oder „Devolution Of The Crown“ praktiziert und welche sie aus der todesbleihaltigen „grünen“ Einheits-Soße heben; Deadend In Venice sind tatsächlich Newcomer, auch wenn man das beim Hören ihres Albums zunächst gar nicht glauben mag. Beim Gesang dagegen ist alles völlig okay; hier bilden die beiden Stimmen einen wunderbaren Gegensatzbezug, der ein gehörige Spannungspotential entfaltet. Ana-bell erinnert mich gelegentlich an Dale Bozzio, deren Stimme ich bei den Missing Persons als störend empfand, was aber bei dieser Musikrichtung prima zum Klang-Gefüge passt.

deadend-in-venice.de/de
Frank Bender



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