David Bedford "Twelve Hours Of Sunset" (NMC 1998)

Wieder einmal ging mir ein akustisches Juwel ins Netz. Es handelt sich dabei um Orchesterstücke des britischen Komponisten David Bedford, die von seltener Brillianz und Klangfarbigkeit sind. Eröffnet wird diese CD durch "Alleluia Timpanis", bei dem die Pauken nicht so sehr im Mittelpunkt stehen, wie dies der Titel vermuten lässt. Vergleiche mit der Musik Michael Nymans sind zwar zulässig, doch kommen Elemente aus Barock und Jazz hinzu. Bedford verwebt diese Aspekte zu einem expressiven und doch organisch klingenden Hörgenuss. Es folgt die dreisätzige "Symphony No.1", die insgesamt sehr lyrisch angelegt ist, aber dennoch den Spannungsbogen durchgängig aufrecht erhalten kann. So ziehen elegische Streicher- und Bläserflächen den Hörer in ihren Bann, um dann mehrfach quasi "subito" zu explodieren. Der dritte Satz endet in hymnischem Tutti. Daran schließt der für mich absolute Höhepunkt dieses Tonträgers, das fünfsätzige "Recorder Concerto" an. Hier fühlt man sich durch die Verwendung findenden harmonischen Strukturen immer wieder an Copland und Hovhaness erinnert, allerdings erzeugt die stellenweise höchst virtuos gespielte Flötenstimme ein neo-barockes Flair. Sogar Parallelen zu Mike Oldfields Frühwerk können aufgrund der eindringlichen Wirkung gezogen werden. "Twelve Hours Of Sunset" schließlich zaubert mit Hilfe eines Chores, der größtenteils in Vox-humana-Manier eingesetzt wird, ein akustisches Abendrot in die Gehörgänge des Rezipienten und man wünscht sich, das Stück würde niemals enden bzw. tatsächlich zwölf Stunden dauern. Insgesamt gelingt es Bedford in unnachahmlicher Weise alte und neue Musik zu fusionieren, womit ich diese CD allen Freunden ungewöhnlicher Kompositionen wärmstens ans Ohr legen kann.

impulse-music.co.uk/davidbedford
Frank Bender



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