D'arcana "Premonitions" (Lemuria Music 2007)

D'arcana ist ein US-amerikanisches Trio, das sich Progressive und Psychedelic Rock auf die Stirn tätowiert hat und 2007 bereits sein drittes Werk in eigener Regie veröffentlicht. Und weil Jan Tausig (lead-voc, g, synth, dr, ce, fl), James Camblin (g, synth, voc) und Shelby Snow (b, perc, voc) 18 Songs komponiert und eingespielt haben, die es zusammen auf 108 Minuten bringen, ist das durch Computergraphik im Roger Dean verwandten Stil gestaltete Werk auf stolze 2 CDs verteilt worden. Als Gast ist Michael Snow mit seiner elektrischen Geige in zwei Tracks dazu gestoßen, sämtliche weiteren Klänge und Töne hat das Trio selbst eingespielt.
"Premonitions" ist ein auch stilistisch umfangreiches Werk, das seine Fühler weit in den Psychedelic Rock, der gleichsam Erinnerungen an frühe Gong und neuere Ozric Tentacles weckt, Symphonic Rock der neuen Schule, der sich auf die Klassiker des Genres bezieht und klassischen Heavy Prog ausstreckt. Parallelen sind neben Gong und Ozric Tentacles etwa Van Der Graaf Generator, sogar mit Hammill-typischem Gesang, The Flower Kings und The Tangent, ohne dass D'arcana den genannten Bands zu nahe kommen. Hauptwerk der beiden CDs ist der zweiteilige Titeltrack, dessen erster Teil als Beginn von CD1 über zehn und zweiter Teil zum Abschluss von CD2 über einunddreißig Minuten lang ist. Dazwischen tummeln sich 16 relativ kurze Songs, die wie die langen Tracks als naheste Parallele Mittsiebziger VdGG haben.
Die Titel sind jedoch vielschichtig und ungemein abwechslungsreich. Die Einspielung ist sehr dynamisch und virtuos gelungen, die Songs sind lebendig, locker und flott. Die überwiegend erheblich komplexe Musiksprache selbst in den kurzen Tracks hat einen hohen melodischen Ausdruck, ohne jedoch zu lieblich oder eingängig zu sein. Die Songs haben Charakter und Flair, überzeugen selbst in zarten und weichen Momenten, wenn die akustische Gitarre fast schon Lagerfeuerromantik verbreitet oder die schmelzenden Keyboardarrangements eine überaus lyrische Harmonie verteilen, die schon mal knapp vor der Kitschgrenze symphonische Pracht ausbreitet. Die Songs wirken überlegt und ausgewogen. Ihre kraftvolle Architektur zeigt philosophische Melancholie, dramatische Wucht und groß angelegte Phantasie. Wenn die wenigen psychedelischen Tracks anklingen, verliert das harmonische Kleid an Farbe, wird schlichter und eingängiger, diese Songs fließen episch dahin. Die Progressive Rocker jedoch sind gewandt und gehen bisweilen gar in zeppelinesker Härte auf, was der symphonischen Dichte wohl tut.
Der erste Hördurchgang bleibt, wie oft im komplexen Progressive Rock, etwas eindruckslos. Jedes weitere Hören öffnet die umfangreiche und verschachtelte Welt der Songs D'arcanas Stück für Stück. Veröffentlicht in den frühen Siebzigern hätten die Songs anders geklungen. Und heute wäre das Werk ein gern zitierter Klassiker. Ob es das Album, dessen Design, weil viele es vor D'arcana mit wohl eben dieser Software in diesem Stil gemacht haben, eher belanglos wirkt, heute schaffen wird, sich in der verzweigten Progressive Rock Gemeinde Gehör und Freunde zu schaffen, bleibt zu hoffen.
Ist auf alle Fälle ein nicht nur zeitlich, sondern auch an Inspiration umfangreiches, blöder Popmusik fernes, überraschendes, schlicht schönes und hochmelodisches Symphonic Rock Werk.

darcana.com
myspace.com/darcana
justforkicks.de
VM



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