The Dan Trudell Trio "Dan Plays The Piano" (Eigenproduktion 15.09.2015)


Der Funk- & Soul-Master an der Orgel stellte ein akustisches Trio zusammen, Standards und Eigenes in schlichter Perfektion zu spielen. Matt Wilson (dr) und Joe Sanders (b) begleiten den Organisten, der mit versierter Lockerheit das Piano bedient. Beide Rhythmusarbeiter sind, ohne Frage, technisch bestens gerüstet, diese eingängigen, schweren und doch sehr leicht wirkenden Instrumentalstücke zu spielen.
Von den acht Tracks (58:26 Minuten) sind lediglich zwei Kompositionen aus Trudells Feder. Stevie Wonder, Duke Ellington, Harold Arlen, Frederic Loewe, Alicia Keys und Horace Silver sind die Namen der so unterschiedlichen und stilistisch unterschiedlich arbeitenden Komponisten. Stevie Wonders "Isn't She Lovely" eröffnet mit leichter Hand. Gedoppelte Melodielinie, kurze Einführung, harmonisch und lyrisch ausgeführte rechte Hand, während die Linke straff und kernig dagegen setzt. Bass und Schlagzeug arbeiten im dezenten Swing, markieren hier und da einige Eckpunkte und treten zu kurzen Soli an, bleiben aber überwiegend in der Basisarbeit beschränkt. Aber wie!
Dan Trudell fegt mit leichten Händen durch das Repertoire. Schön sind die Brüche zwischen den Songs, wenn auf Stevie Wonders Popsong Duke Ellingtons "I Let a Song out of My Heart" folgt, das in derselben instrumentalen Interpretation ganz andere Harmonien aufmacht. Trotzdem ist auch der Opener ganz und gar Jazz und vollständig von allem befreit, was Wonders Intention über die pure Komposition hinaus war.
Macht Spaß, Trudell zuzuhören. Sein Interesse gilt nicht, Eskapaden und schräge Tänze aufzuführen, wenn er hier und da in der Entwicklung manchen Themas auch über poltriges und leicht atonales Spiel locker in die melodische Weite kommt und das Basisthema lange und ausführlich vernachlässigt, um frei zu spielen.
"McCoy For Now" ist Trudells erste Eigenkomposition. Bislang die stärkste Nummer, schon das eröffnende Motiv ist ungemein markant und stark. Über achteinhalb Minuten arbeitet das Trio mit furioser Note und einiger Schräglage das Thema aus. Überhaupt lassen sich Trudell, Wilson und Sanders viel Zeit mit der Exegese der Songs.
Schönster Track ist das 10:51 Minuten lange "The Old Black Magic" von Harold Arlen. Starkes Motiv, lockeres Spiel mit klassischem Einfluss.
Mainstream und Entertainment in Perfektion.
Aber auch Frederic Loewes "If Ever I Would Leave You" hat ungemein Rasanz und Dynamik. Gerade die vitaleren Songs werden mit hoher Geschwindigkeit und spürbarer Spielfreude intoniert. Zwar ist alles - und es gibt absolut kein Manko - technisch perfekt und von hoher Intensität. Aber manches ist deutlich energischer, lustvoller. Da ist gut zu spüren, dass das Trio kurz unter dem Explosionslevel arbeitet und gern daran kratzt, um zu spüren, was es da tut.
Alicia Keys' Ballade "The Worth of a Woman" hat ECM-Touch, ist indes deutlich amerikanisch. Und Horace Silver's locker versponnenes "Soulville" entlässt aus einem ansprechend musikantischen Mainstream-Album, das von exquisiten Handwerkern mit Detailliebe und Spieldynamik perfektioniert wurde.
Doch Vorsicht: Mainstream ist dies in höchstem Anspruch. Nichts ist zu leicht oder auf Hörfreundlichkeit getrimmt. Dies ist lebhafte Musik echter Musiker, die genau tun, was sie wollen, die kein Interesse an rosaroter Jazztapete haben.

dantrudell.com
VM



Zurück