Cuneiform Spezial Oktober 2015


Im Oktober 2015 veröffentlicht Cuneiform Records eine Serie von sieben neuen Alben, sechs auf CD, darunter das Reissue "In This Life" von Thinking Plague, eines auf LP, das Reissue von Richard Pinhas' "Chronolyse", das Cuneiform Records 1991 erste Mal auf CD auflegte. Thinking Plague's "In This Life", Adam Rudolph/Go: Organic Guitar Orchestras "Turning Toward The Light" und Le Rex' "Wild Man" werden am 2. Oktober veröffentlicht. Richard Pinhas' "Chronolyse", Raoul Björkenheim/eCsTaSys "Out Of The Blue", Pixels "Golden Years" und SONARs "Black Light" folgen am 16. Oktober 2015.

Zu den ersten drei der sieben neuen Produktionen wird eine Bandcamp-Seite freigeschaltet, so dass interessierte Hörer/Fans ab sofort komplette Streams online anhören können.

Zudem gibt es weitere Neuigkeiten um das Label. Cuneiform legt sich ein Tochterlabel zu, das The Music Outpost genannt und Filmmusik, Musik für TV, Theater, Tanz und diverse weitere Medien veröffentlichen wird. Weiteres dazu siehe einen der Links unter dem Textgebirge.

Adam Rudolph/Go: Organic Guitar Orchestra "Turning Towards The Light"

Adam Rudolph lud am kürzesten Tag des Jahres 2014 11 Gitarristen, deren Namen über die unten angegebene Webseite zu erfahren sind, ein, das Go: Organic Guitar Orchestra zu gründen und Musik zu zelebrieren. Gewiss gab es schon verrückte Ansätze, außergewöhnlich mit Musik zu arbeiten. Dieses Projekt gehört definitiv dazu. Es gibt, obschon Adam Rudolph selbst Perkussionist ist, kein Schlagzeug, keine Rhythmusinstrumente, nur elektrische Gitarren, Bassgitarren, akustische Gitarren, Banjo und - Effekte aus Klangreglern.
"Turning Towards The Light" ist kein radikal abstraktes Avantgarde Album. Die 13 Songs und 54:21 Minuten sind experimentelle Gemeinschafts-Improvisationen mit kaum stilistischer Andockung an Rock oder Jazz. Cuneiform nennt dies ‚Creative Music' - kein guter Begriff, alle spannende Musik ist kreative Musik. Wenn 11 Gitarristen zusammenarbeiten, kann dies ein infernales Chaos ergeben. Hier indes sind inspirierte Gitarristen am Werk, die miteinander und zueinander spielen, sich die Klangbälle zuwerfen, gemeinsam diese seltsamen Strukturen basteln und einander zu Soli auffordern. Manches Solo klingt, als sei es von King Crimson inspiriert, anderes wirkt, durch die Effekte, wie Funk oder Jazz. Von aller eingängiger, herkömmlicher Songstruktur ist die knappe Stunde Musik weit entfernt. Nie wird es laut oder harsch, erstaunlich, wie harmonisch, geradezu lyrisch die Motive geschliffen, wie organisch und lebhaft überraschend nachvollziehbare, gewiss zuerst befremdliche, doch insgesamt angenehm pulsierende Klangstrukturen, oft wie in der elektronischen Musik, entworfen werden. Interessante, ungewöhnliche Art, Klang zu entwerfen. Zudem, dass so viele Musiker gemeinsam ein solches Projekt anschieben und zu einer so abstrakten Sprache finden. Vermutlich wird das Publikum keine großen Dimensionen erreichen. Doch wenn 11 Hörer zusammenkommen, stehen schon einmal nicht mehr Musiker auf der Bühne als im Auditorium lauschen.

Le Rex "Wild Man"

Le Rex spielen Jazz, der verschiedene Jazz-Kulturen in sich vereint, deren Wurzeln weit auseinander liegen. Da sind Anklänge an ganz frühen Straßenjazz zu finden, als noch nicht der Begriff ‚Jazz' für diese Musik stand. Eher ‚Brass Band Music'. Dezent sind Einflüsse von Albert Ayler zu hören. Nicht die freien Entwicklungen seiner langen Songs, sondern die ebenfalls auf Straßen-Jazz fußenden Folk-Brass-Strukturen. Bulgarien und Balkan haben Bazillen eingebracht. Und ebenso schwarzer Kneipenjazz. Konventionelle Strukturen werden in komplexen Kompositionen aufgelöst, über rhythmischer Lebhaftigkeit, die weit entfernt von Swing-Basis quasi poltrige, laut & schlicht klingende, differenziert komplexe Rhythmusarbeit liefert, gespielt. Ein wenig Bläserkirchenchor ist zu hören, die Lebhaftigkeit voller Kirchenräume, in denen schwarze Menschen singen & beten. Feuerwehrblasmusikjazz und Louis Armstrong lassen linde Echos wehen.
Doch diese Klänge haben fünf junge Männer eingespielt, die aus der Schweiz stammen. Schweiz? OK, dieser Einfluss kann auch zu hören sein. Kein Alpen-Jazz, aber ein schräges, ungewolltes Erbe daraus, das gegen jede konservative Konvention angeht und bläst, wie ihm die Gesichtsmuskeln (durch Übung) gewachsen sind.
Kein Bass, kein Piano sind beteiligt. Altsaxophon, Posaune, Tuba (und wie!), Tenorsaxophon und Schlagzeug entwerfen diese vitalen, rasanten, mal nachdenklich dämmernden, mal hochtourig schnell fließenden Songs, deren Soli derb bis fröhlich, schnell bis zart sein können und deren beste Struktur immer dann die hellsten, mitreißendsten Szenen ausarbeitet, wenn die gemeinsame Energie ungemein Geschwindigkeit aufnimmt, im hochlyrisch sanften Spiel.
Was für ein Gemenge! Welche Lebhaftigkeit! Welche Lust, diesem vitalen Reigen zu lauschen! "Wild Man" kann ich als Entdeckung nur empfehlen. Wer Lust darauf hat, zu hören, wie konventionelle Brass-Klänge mit vielfachen Wurzeln birst und zu freien Radikalen aufstößt, wird hier sein emotionales Wunder erleben. Musik für ausgiebiges Hören. Indes, was für ein - seltsames - Cover!?! Und das ist bereits das dritte Album der Band?

Pixel "Golden Years"

Pixel sind definitiv die nächste Generation. Das ist auf den ersten Blick ebenso deutlich wie beim ersten Hören. Das norwegische Quartett spielt Jazz - Indie Jazz. Die typische skandinavische Düsternote ist hier nur gefühlt wahrzunehmen, eine gewisse nonchalante Nüchternheit schwingt mit den Songs aus den Boxen. Da sind Filmmusik-Einflüsse ebenso zu hören wie aus Rock, Pop und skandinavischem Jazz ab den 1960ern. Keine Swing-Basis, keine schwarze Musik. Pixel spielen lässig aufgebaute Tracks, die als Jazzvariante von Radiopop die Idee von eingängiger Musik im Jazzkontext neu beleben und sich nicht scheuen, schräg kratzige, lässig coole und eingängig mitzupfeifende Songs zu entwerfen, die erst einmal unspektakulär und wie zufällig anzuhören sind. Je öfter das Album durchläuft, umso hartnäckiger setzen sich die vitalen Rhythmuskomplexe, Trompetensoli, Bassstrukturen fest, will die instrumentale Tiefe und Rasanz nicht mehr aus dem Kopf. Sobald das Quartett sich ins Instrumentale aufmacht, wird es skandinavischer/norwegischer, wilder, leidenschaftlicher, jazziger, vitaler. Plötzlich setzt sich ein Dance-Rhythmus unter das Jazzgefüge, Bassistin Ellen Andrea Wang singt und wo soeben noch dynamischer Jazz kochte, macht sich, im fast unveränderten Song, ein Popfeeling auf, das alte Jazzhasen gewiss befremdet. Mich jedenfalls sehr. Doch die Popaffinität kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Youngsters Jazz im Sinn haben und es ernst meinen. Kann nur zu hoffen sein, dass ihre Generation sich davon anstecken lässt und mitgeht.

Raoul Björkenheim/eCsTaSy "Out Of The Blue"

Raoul Björkenheim, seit 1996 bei Cuneiform, and His Transcendant Quartet legen mit "Out Of The Blue" das bereits zweite Album auf Cuneiform vor. Komponist Björkenheim (elektrische Gitarre), Saxophonist Pauli Lyytinen, Bassist Jori Huhtala und Schlagzeuger Markku Ounaskari gehen tief in improvisative Strukturen ein. Die elektrische Gitarre ist der Kontrapunkt zu den drei akustischen Instrumenten. Der technisch mit allen Wassern gewaschene und stilistisch in Jazz und Avant-Rock geübte Gitarrist hebt hier minimalistische Motive aus, kann ultraschnell spielen oder seltsam gebaute Motive durchlaufen, setzt dort starke laute Akzente, und verschwindet kurz danach fast in frickelig leisem Spiel vor dem hochaktiven Saxophon und der intensiv arbeitenden Rhythmuscrew - die weitaus mehr Struktur baut, als üblich, selbst im aktiven Improv-Geschehen krass und ausdrucksstark mitarbeitet und äußerst interessant anzuhören ist. Scheint, als wäre "Out Of The Blue" ein Lifealbum, so intensiv und losgelöst spielt das Quartett. Die karge Düsternis einiger Tracks ist verwandt mit einem großen Verwandten aus Norwegen, der elektrische Gitarre im elegischen Jazz spielt(e): Terje Rypdal, nicht in der Spieltechnik, sondern in der Intention, dem klaren Ton, dem kühlen, düsteren Umfeld. Mancher Track hat eine ungemein lebendige Note: der Rhythmus pulsiert so dynamisch forsch und mitreißend, dass es der Zuarbeit von Gitarre & Saxophon gar nicht bedarf. Doch mit eben diesem Gespann verändert sich die Spieldynamik enorm und aus dem eben noch vitalen Puls wird ein wildes, blumiges Durcheinander. So steigt der Song wie der Tag auf: aus der anfänglichen Dunkelheit bricht erstes Licht, die Sonne macht die Welt bunt und das Leben pulsiert. Anders als Terje Rypdal oder artverwandte Düster-Jazzer aus skandinavischen Weiten kommen Raoul Björkenheim und eCsTaSy dabei überwiegend mit kurzen Songs aus, pflegen nicht die schwere Elegie, konzentrieren sich darauf, aus dem energetischen Loch schnell hochzuschießen. Hier und da setzen minimalistische Züge an, die dem spannenden Geschehen etwas die Kraft rauben, meiner Meinung nach, etwas light wirken, nicht so spannend sind, wie die kraft- und saftstrotzenden Energie-Tracks, derer es einige auf dem Album gibt. "Quintrille", "Uptown", "You Never Know"und "Roller Coaster" sind meine absoluten Favouriten, nur getoppt vom besten Track auf der CD: "OLJ" - gerade die kurzen Songs haben die intensive Leidenschaft und enorme Kraft, schnell ins Ohr zu gehen, mit hier hochgeheizten Unisono-Partien, dort Gitarren- oder Saxophonsoli oder der berstend kernigen Bandarbeit zu gefallen. Die drei längeren Tracks aus balladeskem Ansatz haben es deutlich schwerer, ins Ohr zu gehen. Zudem klingen Raoul Björkenheim und eCsTaSy in den genannten zwischen 2 und 4 Minuten langen Songs einfach umwerfend rau, vital und überraschend kühn, fast humoristisch. Gut zu hören, dass der Band selbst genau diese Tracks vor allem am Herzen lagen!

Richard Pinhas "Chronolyse" [Reissue auf Vinyl]

"Chronolyse" ist das erste Soloalbum des französischen Gitarristen und Elektronikers, der mit seiner Band Heldon düsterste Avant Electronic entwarf und die Welt der Rockmusik revolutionierte (wie Cuneiform kühn in eigenen Worten meint). Auf Moog und Polymoog im Juni 1976 eingespielt, sind die 8 kürzeren Tracks (zusammen 22 Minuten) und das 30:22 Minuten lange "Paul Atreides" eine Hommage an die Science Fiction von "Dune". "Chronolyse" wird nun das erste Mal nach 1978, als es auf Cobra veröffentlicht wurde, wieder auf LP aufgelegt, nachdem Cuneiform Records das Album 1991 auf CD präsentierte.
Die sehr experimentellen, rein instrumentalen Tracks haben Space-Flair, rauschen in minimalistischem Rhythmus durch, die tiefen Noten entwerfen das stete Rhythmusgeflecht, die hohen Noten wandern darüber episch hinweg. Die überwiegende Anzahl der Songs der ersten Seite ist sehr kurz. Die ersten 7 sind als Parts zu einem ebenfalls langen Werk zusammengefasst, haben aber ihre unabhängigen Motive, ihren eigenen repetitiv minimalistischen Puls. Das 6:13 Minuten lange "Duncan Idaho" schließt die erste Seite, die [Frankreich in den 1970ern, da gab es weitere Weltraum-Reiseveranstalter wie Magma oder Gong (und so einige weitere, weniger bekannte und weniger erfolgreiche Bands] wie eine Weltraumreise anmutet, ab. "Paul Atreides" auf der B-Seite ist ein düsteres, crimsoneskes Epos voll brodelnd tobenden Entwicklungen, jaulenden Abgründen, dramatischen Wendungen, bestehend aus wüster Brachialität in lethargischer Dynamik. Didier Batard (b) und François Auger (dr) bauten an diesem pulsierenden Brocken mit.
Die letzten 10 Minuten schwellt das dreißigminütige Gebräu ab und wird zu niedrig pulsierendem, dämmernd fließenden Space-Drama, das schließlich endet. In der Geschichte der elektronischen Musik ein Meilenstein, der Zeitlosigkeit veranschaulicht. Der Unterschied zu ROCK-Bands artverwandter Denk- und Spielweise, wie etwa Univers Zero, Magma oder King Crimson, ist sehr deutlich. Hier ist alles den elektronischen Tasten nachgeordnet, Schlagzeug und Bass sind wie im Off anzuhören, das Schwellen und Beben der elektronischen Klänge bestimmt omnipräsent jeden Moment und lässt sich nicht verdrängen. Wer elektronischer Musik nichts abgewinnen kann, wird also die Avantrock-verwandte Musik kaum nachvollziehen wollen. Andererseits werden Freunde schöngeistiger Electronic vor ein radikales Experiment gestellt, dass ‚erhört' werden will. Wie auch immer: eine Herausforderung mit Überraschungseffekt.

SONAR "Black Light"

Rollender Groove auf festem, differenziert pulsierendem Rhythmus entwirft die Basiskonstruktion crimsonesk minimalistischer Avant Prog Strukturen, auf dem die beiden Gitarristen gegenpolige Melodieminimalismen ausfahren. So simpel die Klänge des US/Schweizer Quartetts auf den ersten Eindruck scheinen - und es braucht eine gute Anlage, den Sound zu erfahren, zuerst hörte ich "Black Light" auf schlichtem Soundmonster und es war fad und öd - so komplex und verschachtelt sind die Songarchitekturen der 6 Tracks auf dem dritten Album der Band.
Minimalistisch verschobene Melodieebenen, von beiden Gitarristen unabhängig ausgebaut, auf dem karg komplexen Rhythmusgeflecht sich peu á peu entwickelnd und entfaltend, erinnern an King Crimson zu Zeiten von "Lark's Tongue In Aspic" oder "Discipline". Ebenso sind Surf-Einflüsse zu hören - im Klang einer der Gitarren, im Surf-typischen Spiel, im Aufbau der Motive, die kurz das repetitive Rezept verlassen und über das Gerüst der Band erstaunlich gut sitzende Soli setzen. Math Rock als Stilmittel kann ebenso genannt sein wie Jazz - so streng und formal SONAR arbeiten, so weit ist ihr inspiratives Feld.
"Black Light" ist aus tiefer Melancholie, sehr still, zart und trotzdem karg, hart, radikal. Die exakten Rhythmusschläge, das mäandernde Wechselspiel aus pulsierender Stetigkeit und marginaler Veränderung, was die Songs über verschlungene Pfade dynamisiert und antreibt, weisen jede Form von Eingängigkeit oder Popaffinität weit von sich. Und doch sind diese kühlen, dezent rabiaten, Groove-betonten und knapp unter dem Krach-Level arbeitenden Songs nicht abweisend, erstaunlich leicht nachvollziehbar, die Songs locken ihre Hörer. Die unruhige Stille, das ungebremste Schweben, die rasante Nachdenklichkeit - aus gegensätzlichen Impulsen fließt der Sound der Band leicht in neugieriges Ohr. Will auf CD Teil der Sammlung sein!

Thinking Plague "In This Life" [Reissue]

47:21 Minuten lang ist das 2015er Reissue von "In This Life" auf Cuneiform Records. Enthalten sind die 7 originalen Tracks des dritten Werkes aus dem Jahr 1989 ohne "Possessed" vom 1984er Debüt und "Moonsongs" vom 1987er Album. Diese beiden Songs sind Teil der Recommended Records CD-Auflage von 1989. Cuneiform Records brachte die beiden ersten Thinking Plague - Alben als "Early Plague Years" im Jahr 2000 zusammen auf einer CD heraus, darauf sind beide Songs enthalten.
Zum Reissue befragte Labelinhaber Steve Feigenbaum Thinking Plagues Mitbegründer, Komponist und Bandleader Mike Johnson, was ich hier im Original anfügen will:
"By 1987 Thinking Plague had evolved into a 6-piece ensemble, including a keyboardist, Lawrence Haugseth, who also played clarinet. This introduced new possibilities. Previously we had thought of ourselves as a kind of "standard rock ensemble" that played very NON-standard music. With the addition of Lawrence we were able to start evolving more towards what eventually became our true musical "voice", as it were, something more akin to an avant-jazz or even avantethnic-Euro band, at least at times. We played several showcase concerts in Denver in the summer and fall of '87, after which almost immediately we lost keyboardist Eric Moon (formerly Jacobson) and drummer Mark Fuller. They had been "guests" on our earlier albums, but subsequently became full members of our live ensemble. With this particular line-up, minus Lawrence who joined a bit later, we had recorded tracks for the song "Organism."
So, after some discomfiture over the dissolution of our live unit, I was suddenly moved to try writing some songs utilizing reeds, especially the clarinet, in a less "prog rock" and more almost Euro folk-influenced context. This quickly led to "Lycanthrope," the CD opener. "Run Amok" and "Love" came about as slightly related ideas, which I split into separate pieces. You can hear echoes of the frenzied intro to "Run Amok" in the zany outro of "Love." And then "Malaise" was a lament that I wrote to try to express musically what I felt was the tragic waste of human creativity that struggles along under the surface of society, never being recognized or rewarded because it cannot break through the barrier of commerciality that strives for the lowest common aesthetic denominator. This was some years before the universal advent of the Internet, of course.
I never wrote words, however, for any of these songs. I merely had "concepts" and song titles, which I offered to our singer Susanne Lewis to see if she could write lyrics for the songs. I may have given her no more than a word, a phrase, some imagery and maybe a short musical motif, if even these. And from so little, she created brilliant vocal melodies, harmonies and lyrics. There was a synergistic effect that shed a whole different light on the songs, and working with our bass player/drummer and recording producer Bob Drake, we found we were able to capture this different 'flavor' on the recording. After bandying around a few names, I proposed to call the album In This Life, to which the others agreed. I don't really know what it's supposed to mean, other than some kind of vague expression of existentialism or something. We're open to suggestions on that.
In This Life, was a very special album for us in various ways. It was our first album to have all composed song-tracks, with no improvisational, experimental or "noise" tracks. And it was the first and only Thinking Plague album so far where I partnered with one lyricist, Susanne Lewis, for every song, except of course for her own song, "The Guardian". And then of course, it was the first release we had as a CD, as well as the first CD-only release by our label, ReR.
That also was a big milestone for us, getting ourselves onto THAT label, ReR, which for us the "coolest" in the world at the time. We had been worshippers of Henry Cow, the Art Bears et al, and we were thrilled when we managed to get some of our earlier records distributed by them. But when Chris Cutler came to town drumming with Pere Ubu in 1988, I went to the show, and managed to get backstage. I said hello and handed Chris a cassette of In This Life right before he had to go on stage. To our astonishment, some weeks later we received a letter from him asking what our plans were for the tape? We wrote back and said we hoped it would be released on ReR….and it WAS! So, with In This Life we more or less made our humble debut on the world stage, as it were. For many years, a lot of people thought it was our first album, rather than our third. "
- Mike Johnson
"In This Life" ist das dritte und war das vorerst letzte Album der AvantProg Band um Mike Johnson und Bob Drake. Erst 1998 schlug die Band (wie eine Bombe) erneut ein, als sie den AvantProg-Klassiker "In Extremis" auf Cuneiform veröffentlichte. "In This Life" ist anzuhören, dass es aus einer Phase stammt, in der Progressive Rock keine Perspektive war. Zudem haben die Aufnahmen einen klanglichen Schleier, der den Klang etwas matt macht, Dynamik und Helligkeit rausnimmt. Das kann das Reissue kaum verbessert anbieten, die originale Aufnahme ist ebenso verewigt. Doch die Klangdynamik der Neuauflage kann sich durchaus hören lassen, wenn der Abstand zu z.B. "In Extremis" auch enorm ist. Minimalistisches, dezentes Punk-Echo, No Wave, Avant Jazz, Euro Folk - Thinking Plague haben auf "In This Life" - auf ihre ganz eigene, gewiss progressive Weise - diverse stilistische Mittel verarbeitet, was den schwer komplexen Songs eine extravagante Patina gibt. Fred Frith war in die Arbeit involviert und spielt im 11:46 Minuten langen, repetitiv pulsierenden Monster von "Organism (Version II)" elektrische Gitarre, was in seinem ganz typischen Sound erkennbar ist. Mike Johnson hat ebenfalls einen ganz eigenen, technisch extravaganten Stil, Gitarre zu spielen. Susanne Lewis singt in ihrer unnachahmlichen Art gegen jeden herkömmlichen Strich. Mike Johnson komponierte die Gesangslinien, die aus atonaler Neuer Musik entliehen scheinen. György Ligeti hat hier definitiv seinen Einfluss hinterlassen.
Das Album hat in allen sieben Songs einen anarchischen, ausgeflippten Charme, eine ganz persönliche, eigene Note, die Thinking Plague so herausragend macht. Weniger punkig und rüde als die beiden Vorgängeralben, deutlich kunstaffin und avantgardistisch orientiert und als Gegenentwurf zur täglichen blassen Popmusik war die Band eine Alternative für Avant/Prog/Jazz-Süchtige, die weiter dachten und in eine Richtung vorstießen, die bald darauf Progressive Rock wiederbeleben sollte. "In This Life" ist ein unbedingt wichtiger Szene-Klassiker, der Art Rock, Avantgarde und Progressive Rock auf neue Art vereint und einen Ausdruck findet, wie er seiner Zeit weit voraus war. Und gewiss ist es da kein Zufall, dass etliche der heute erfolgreichen Avant Prog Bands in Thinking Plague ein Vorbild sehen, wie es Mike Johnson & Band 1989 in Henry Cow oder Art Bears sahen.
Atemberaubend!

metarecords.com/adam.html
lerexmusic.ch
pixelband.no
raoulbjorkenheimeCsTaSy.net
richard-pinhas.com
sonar-band.ch
thinkingplague.org

cuneiformrecords.com
soundcloud.com/cuneiformrecords
cuneiformrecords.bandcamp.com
themusicoutpost.com
cuneiformrecord.blogspot.com/2015/08/cuneiform-records-lauches-the-music-outpost.html
VM



Zurück