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Crystal Palace „The System Of Events“ (Gentle Art Of Music 2013)


Ja, isses denn die Möchlichkeit?! Diese Band kann man ohne Übertreibung als den AHA-Effekt im Prog-Bereich bezeichnen. Ich meine mit dieser Bezeichnung DIE Band A-ha aus Norwegen. Sänger und Bassmann Jenz Uwe Strutz hat ein Organ, das gelegentlich frappierend an Morten Harket erinnert; das ist erst mal ein großes Plus von meiner Seite, denn Morten ist ein sehr emotionaler Sänger, der es ohne jegliche Mühe schaffte, viele Vertreterinnen der holden Weiblichkeit zu Konzerten zu locken. Sicherlich spielte seine Physiognomie eine nicht zu unterschätzende Rolle, aber Mr. Yenz sollte auch in optischer Hinsicht einen Versuch wert sein, meine Damen. Dies erhöht allerdings nur für den Fall die Chance auf eine anständige Frauenquote bei Crystal Palace Konzerten, dass bei den großen und kleinen Evas nicht nur die inneren Werte (Inhalte der Geldbörse?) zählen. Prog-Konzerte dürfen nicht länger eine Diaspora für Frauen darstellen, zumal bei der Musik von Crystal Palace immer wieder eine Spur Sting sowie eine Schippe Marillion durchschimmert; bisweilen röhrt sogar eine Wummer-Gitarre. Komplexität, für die in instrumentaler Hinsicht Frank Köhler (Keyboards), Nils Conrad (Gitarre) und Frank Brennekam (Schlagzeug) sorgen, ist nicht vorder-grün-dick aufgetragen, sondern eher leicht elektronisch-futuristisch gefärbt in die Kompositionen eingearbeitet; damit proggen die Berliner am Puls der Zeit und erinnern mich manchmal etwas an Galahad, aber was Sound und Qualität der Kompositionen anlangt, sind Crystal Palace den Briten um mindestens eine Nasenlänge voraus. Jedenfalls ist die Stimmungswechselquote recht munter. Thematisch setzt sich dieses Album mit dem Anlage/Umwelt-Zwist auseinander, der in den beiden Seiten einer Medaille, nämlich Genetik und Epigenetik, zum Ausdruck kommt, wobei der epigenetische Anteil, erhärtet durch diverse Studien, kontinuierlich steigt. Letzten Endes geht es um die unser Dasein prägenden Faktoren, wobei hier das „Zauberwort“ Bewusstsein lauten muss. In größere Zusammenhänge gebracht, blitzt die Suche nach einer Weltformel auf, mit Hilfe derer sich all-es erklären lässt, doch selbst eine Komprimierung von Schöpfungs-, Erhaltungs- und Wandlungsprozessen, symbolisiert unter anderem durch die hinduistische Trimurti, lässt sich nicht in eine Formel packen. Als Gäste wirken übrigens Yogi Lang (Keyboards), Kalle Wallner (Gitarre) sowie Colin Edwin (Bass) mit, die ihre Jobs in gewohnt souveräner Weise erledigen. Bands wie RPWL und Crystal Palace eröffnen eine neue Tür zur Dimension des Lyric Prog.

crystalpalacemusic.de
Frank Bender



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