Cryptex "Madeleine Effect" (SAOL 2015)


Herr "Ton-Findus im tönernen Fundus" Simon Moskon (Gesang, Keyboards, Bass) ist auch auf dem zweiten Streich der Geheimniskrämer gut bei Stimme und hat diesmal mit noch stärkerer Verstärkung (Marc Andrejkovits (Gitarre, Bass), Simon Schröder (Schlagzeug) sowie Andre Jean Henri Mertens (Gitarre)) zugeschlagen; dabei wird aber nicht das gute Porzellan mit der Meise in tonale Nano-Partikel zerbröselt, sondern z.B. Primus, Coppelius, Queen, Helga Pictures, The Who, Keziah Jones und Jethro Tull kommen unter den Hammer, um hernach wie eine Phon-Nixe dem nebulös-vibragetösen Ascher, angefüllt mit dem Schall und Rauch der Musikzeitgeschichte, zu entsteigen - ein artesischer Quell echter Transpiration und somit Musik für sämtliche Outsider, die sich der Ergötzung an kurzlebigem Trendgehechel gezielt verweigern. Akustischer Ausdruck der Form Follows Function-Direktive, kurzum ein Fun-da-Mens, auf dem jeder Hausbau aus dem Effeffeff gelingt. Das Textkonzept stellt sich als eine eindrucksvolle Entsprechung der Musik dar und rundet dieses Album mit Ecken und Kanten zu einem stimmigen Ganzen, geht es doch um die Interdependenz von Geist und Seele, die beispielsweise im sensorischen Bereich ihren Ausdruck findet, sei es durch Erinnerungen auslösende Assoziationen im Bereich Geruch, Geschmack oder Geräusch oder sei es mittels Déjà-vus, die von "orthodoxen", sprich materialistisch ausgerichteten Forschern als psychopathologische Störungen bezeichnet werden, womit für diese Pharisäer im Mantel der Wissenschaft solche Fälle hinreichend erklärt sind. Gedächtnis, Gedanken, Gefühle sind in diesem Kontext nichts anderes als die Produkte biochemischer Reaktionen. Wie dem auch sei - in den Kompositionen von Cryptex fusioniert dies alles zu einem Kaleidoskop holografischer Bewusstseinströpfchen, die mit dem Meer des kosmischen Bewusstseins verschränkt sind. Wir sind alle, jeder für sich, Spinner unseres individuellen Netzes, das wir mehr oder minder im Griff haben, allerdings sind wir uns normalerweise nicht dessen bewusst, dass all diese Netze ein gigantisches Netzwerk bilden, durch das sämtliche Individuen miteinander in Verbindung stehen; jegliche Trennung ist pure Illusion. Synästhetiker werden dies auf dem Gebiet der Sinneswahrnehmungen sicherlich bestätigen können. Es ergeht hiermit ein Hinweis an alle Synästhetiker und solche, die es werden wollen: Es lebe der Madeleine Effekt - Proust!

cryptexmusic.com
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Frank Bender




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