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Corvus Stone "Corvus Stone" (Eigenproduktion, 28.12.2012)

Mit 21 Songs und 79:30 Minuten ist die CD der nordeuropäischen, Länder übergreifenden Band Corvus Stone ordentlich voll (und für das Nachfolgewerk werden schon fleißig Songs gestapelt). Bis auf zwei Exkursionen reizt es die Bandkollaboration nicht, in ausgedehnt lange Songs zu verfallen. Der wackere, mit wenigen Ausnahmen rein instrumentale Troll-Prog, reich & simpel zugleich, ist wie ein Ausflug der Wikinger, es geht nicht ohne Poltern, Hauen und Stechen.
Die Band meint, ihr Stil sei "not retro, modern, jazz, rock, prog or conceptual. It is all of those things. Have fun!" Und tatsächlich findet so ziemlich alles statt, was mit Prog in Verbindung gebracht wird. Mal ist es retro, mal modern, mal Jazz, Rock und Prog, mal Ambient, mal Easy Listening, mal Avantgarde, mal Folk, dann Symphonic Rock, Kitsch & Kunst, Lyrik und Holterdipolter - dieses Album zeigt: alles geht. Und alles geht in einem, auf einem Album.
Ebenso vielfältig wie die Ansammlung etlicher Stilfacetten ist die qualitative Ausprägung. Mal geht es reichlich schlicht voran, der Trommler arbeitet auf sehr simplem Niveau, hält durch, aber könnte besser Tee aufsetzen gehen als dieser Art Schlapp-Rhythmus. Kaum ist so ein schlaffer Song durch seine wenigen Minuten durch, dreht die Kapelle auf und liefert feinen Symphonic Rock mit schelmischen Reminiszenzen an Songklassiker. Der Mann hinter dem Trommelgebirge kann, wenn er will (oder darf). Will anscheinend nicht immer.
Ebenso sind alle weiteren Positionen gut besetzt. Hier und da erfreut die Band ihre Zuhörer mit kitschigen Keyboardsounds und Allerweltssongs, mit tausendmal berührten Kompositionen und bringt es dann doch auf tausendundeinen Song.
Manches Arrangement stemmt sich etwas schwerfällig gegen die Schwerkraft und will nicht so Recht in Gang kommen, das darauf hat Format als Klassiker. Eines ist sicher, Corvus Stone stemmen Höhen und Tiefen in allen Klangfarben!
Wenn Schlagzeuger Robert Wolff eher brav bis einfältig arbeitet, hier und da aber verblüffend gut ansetzt, hat Gitarrist Colin Tench seine Saiten stets gut im Griff. Chef, Komponist und Brötchengeber Pasi Koivu hat viel Tastenarbeit eingeplant, dass er sich schon mal in den Reglern verhaut und billige Sounds offeriert, und typisch dieses Projekt, sobald das abgearbeitet ist, geht es feinstens weiter. Oben und unten, gut und schlecht, lahm und zackig - Corvus Stone hat alles drauf!
Hier und da kommt der Verdacht auf, die Band verstehe es nicht, ihrem aufwendig zu absolvierenden Liedgut handwerklich gerecht zu werden. Da klingt es, als geriete so ein Song gerade mal eben so, der Zuhörer kommt ins Schwitzen, weil er Angst bekommt, die Band schmeißt gleich hin, weil es ihr nicht gelingt. Kaum ist so ein Mätzchen überstanden, ballern die durch ein komplexes Arrangement voll erstaunlich guter, verrückter Ideen mit Schmackes und Verve, als seien sie die Könige der Instrumente. Was nur mag dies bedeuten!?!
Schönster Song ist die kurze und sehr kurzweilige Humoreske "JussiPussi", hier werden Humor & Chaos nett angerichtet, die Band hat ihren Spaß, alles flutscht und die Idee ist so kaputt und überdreht, dass nur zu hören & staunen bleibt. Wo andere Songs an zerfasert wirkenden Arrangements kranken, hat dieser Poltergeistsong Spaß am Verderben und wirkt so richtig: gut!
"Nett" sind andere, Corvus Stone scheinen einen ziemlich abgedrehten Humor zu haben. Bleibt zu hoffen, dass in der Songsammlung für das Follow-Up mehr "JussiPussi" steckt als hölzerne Batterieleere.

reverbnation.com/corvusstone
justforkicks.de
VM



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