Charles Brown "Light of the Dawn" (Eigenproduktion 2013)

Im Laufe der Jahre und Alben ist der seine Alben stets unter eigener Regie produzierende Gitarrist und Hardrocker Charles Brown etwas sanfter und leiser geworden. Immer schon war sein starker Hang zum melodisch süßlichen symphonischen Progressive Rock gut ausgebaut, doch wie fulminant und vordergründig eingebracht sich nun Keyboards präsentieren, war so noch nicht zu hören. Charles Browns Einflüsse liegen im melodischen Bereich: Ritchie Blackmore, Deep Purple, Pat Metheny, Alex Lifeson, Christopher Parkening, Marillion, Dream Theater - und im Bluesrock: Kim Simmonds (Savoy Brown) und soften Jazz: George Benson.
In Denver, Colorado, beheimatet, ist der Amerikaner, ganz ohne jeden Country-Einfluss gut zu erkennen. Die Songstruktur ist bombastischer, fetter, größer angelegt als im britischen, europäischen Raum.
Lyrik wird auf "Light of the Dawn" groß geschrieben. Das Album wirkt laut, selbstbewusst. Die Akustikgitarren führen, begleitet von großflächigen, weitschweifigen Keyboards in nachdenkliche Songs ein, in die später die elektrische Gitarre einsteigt und mit Wucht und Donner fett rockt. Manche etwas seichte Idee ist ins Konzept geflossen, ambiente Tastenphantasien und schrammelige Akustikgitarrenparts haben Einlull-Faktor, dem die Großraum-Elektrische etwas zu viel Pathos und Theaterdonner antut. Der Wechsel von kitschnaher Elektronik zu simpler Donnerrockmechanik wirkt weitaus weniger gut verzahnt als auf Vorgängeralben, es macht den Eindruck, als wären Charles Browns Anstrengungen kaum so intensiv wie früher.
Die melodische Eingängigkeit und lyrische Säuseligkeit der meisten Songs hat überwiegend Democharakter, und wenn die elektrische Gitarre ihren Dienst antritt, dann mit schweren Stiefeln und Megasonnenbrille. Weniger Posing wäre mehr. "Light of the Dawn" wirkt somit weitaus weniger progressiv; ist mehr Power (Metal) Hardrock mit ambienten Einsprengseln. Das Ganze hat in seiner relativ einfachen Kompositionsstruktur und Mainstream-Nähe vielleicht Chancen, dem allgemeinen und an spezieller Musik nicht interessierten Breitbandpublikum zu gefallen.
Der letzte Track, das über 6 Minuten lange Marillion-Medley entfacht in mir ebenso wenig Gefallen wie genannte Band insgesamt. Ich befürchte, dass auch die Fans der Band kaum hin und weg sein werden.

cdbaby.com/charlesbrown
VM



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