Charles Brown "Storm Rising" (Fossil Records 2011)

Drei Jahre ist es her, dass Sympathieträger Charles Brown eine neue CD veröffentlichte. Die stets in Eigenregie produzierten und fast komplett im Alleingang eingespielten Alben sind relativ professionell im Design, in der Präsentation, haben kaum den Charme des selbst Gemachten, sind hochqualitativ und wirken anspruchsvoll und ansprechend. Die Fantasy-Computergrafik des Covers, die an frühere Alben des Meisters erinnert, setzt sich im Backcover fort, Songs und technische Angaben der Aufnahmen sind auf der Rückseite angegeben, sowie die Namen der Mitarbeiter. Matt Bassano (keys), Steve Espinosa (b, keys) und Dave X (dr, perc) haben großen Input, stärker als bei jedem der bisherigen Alben des Gitarristen, der sich für "Storm Rising" auf sein umfangreiches elektrisches, akustisches und Synthesizer-Gitarren-Ensemble samt Amps beschränkt.
Stilistisch hat sich Charles Brown kaum verändert. Zwischen Hardrock und Metal alter Schule, etwa zwischen Deep Purple und Rainbow, Symphonic Rock, sphärischem Space-Rock (Pink Floyd), Electronic und Ambient Sounds spielen sich die heuer erstaunlich langen Songs ab. Zwischen einer und 12 Minuten sind die Stücke lang, rein instrumental, fast zu sehr abwechslungsreich und thematisch vielfältig sind alle Songs aufgebaut. Während im Off ambiente Key-Flächen zerlaufen und im Vordergrund symphonische Keys Melodiearbeit betreiben, fliegt die verhallte elektrische Gitarre mit flüssigen Soli durch den tonalen Raum, von fetten Metalriffs untermauert, dem die Rhythmusarbeit zuarbeitet. Der Klang ist etwas sehr verhallt, manche Partie ist eher sphärisch, verflogen, kaum am Bühnenrand real arbeitend. Die ambiente Note wechselt sich stetig mit harten Partien ab, manches Mal etwas zu heftig, wenn in einem Track dauerhaft zwischen von Schlagzeug untermauerten harten Passagen und fluffigem Airflow gewechselt wird, in denen nur die Keys mit ultrahocherhitzten Gitarrensoli ihre Fantasy-Flüge absolvieren.
Trotz einiger nüchterner Momente sind die Emotionen eher nachdenklich, wirken etliche Passagen dunkel und melancholisch, bis aggressive Gitarrenriffs für eingeschobene harte Partien wieder Realität basteln, aus der wieder der verflogen sphärisch-lyrische Ton sich ins Hall-Echo windet.
Charles Brown mag lyrische Songs, in denen druckvoller Rock seine fetten Spuren hinterlässt. Und er mag mittelalterliche Folklore und klassische Musik. Auf "Storm Rising" ist "Hier folget ein tantz" enthalten, ein akustisches Gitarrenstück aus dem 16. Jahrhundert, das Hans Neusidler schrieb. Mittelpunkt des neuen Albums sind die beiden über 12 Minuten langen "Ocean of Storms" und "On the Sings of Lightning", die so zahllose Themen- und Strukturwechsel aufweisen, das die emotionalen Stimmungen stets schwer schwanken und sich überlappen. Gewiss sehr interessant, wird dies die Hardrock-Fraktion wohl überfordern, während die Prog-Gemeinde einen klareren Sound braucht und thematisch tiefer gehende Themen, die sich nicht abhacken und mit 80er Soundgewand aufwarten. Definitiv sind die Einzelteile "Storm Risings" ein guter Mix aus Melodic Metal und Symphonic Prog, der ungewöhnlich und überraschungsreich ist, ohne seine Intention schnell erkennbar zu zeigen.
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VM



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