Chardeau "Hors Portée Highlight" "Hors Portée Instrumental Sélectrion" (L Records 2005)

Die beiden separat veröffentlichten CDs des französischen Komponisten und Musikers Jean-Jacques Chardeau (p) haben nicht nur das identische Outfit (einmal hell und das andere Mal dunkel unterlegt), sondern auch etliche Songüberschneidungen. Jedoch sind diese Stücke jeweils separate Einspielungen und damit als Vergleich untereinander nicht uninteressant.
Lustiger Weise ist der Kontrast zwischen den in den Digipacks angeführten Bands und Musikern als Inspiration und dem eigenen musikalischen Ausdruck extrem groß. Da werden Terry Kath, Robert Lamm & Chicago (womit die entsprechende Bandphase geklärt ist), Jerry Goodman, John McLaughlin & Mahavishnu Orchestra, Randy California, CCR, YES, Genesis, Magma, The Who, Beethoven, Debussy, Tschaikowsky, Wagner und Stravinsky sowie die Beatles genannt, in kleinerer Schreibweise geht es mit Duke Ellington, Count Basie, Keith Jarrett, Miles Davis, Joe Zawinul, Brian Auger, Beach Boys, CSN&Y, The Tubes, Santana, King Crimson und vielen weiteren weiter…
Die Songs auf der CD jedoch klingen ganz anders! Es geht sehr lyrisch und leise zu. Verträumte Motive, melancholisch, ätherisch und sanft, aber dabei eigenwillig und angenehm kitschfrei, eröffnen sich. Vieles ist höchst lieblich, kein Ansatz von Heavy Rock, keine dramatische Wucht; genannte Bands mag Chardeau persönlich lieben, musikalisch scheinen sie ihn nur marginal inspiriert zu haben. Hin und wieder gibt es eine Ahnung von dem, wofür Magma steht, einen Hauch von Jazz-Fusion. Esoterischer New Age, ambienter Pop, softer Chanson und zarte Rockansätze ergänzen sich. Einige der Songs sind durchaus auch für das Rockpublikum ansprechend arrangiert worden. Wie im Progressive Rock passieren viele Detailverliebte Dinge, sind harmonisch aufwändige Tracks zu hören. Das wechselt jedoch urplötzlich mit sich einschmeichelnden, flutschig-weichen Songs. Beide CDs sind voll gepackt, über 70 Minuten lang, gewiss hätte das Weglassen der Popsongs sowie der arg süßlichen New Age Teile das Hörvergnügen deutlich gesteigert.
Interessant ist die Besetzung der Instrumente. Jerry Goodman steht für akustische und elektrische Violine, der bewundernswerte Bernard Paganotti spielt in einigen Songs den Bass, Basile Leroux übernahm Gitarre, Sitar und Ebow, Michel Gaucher Saxophon und Flöten, etliche weitere Musiker waren bei der Einspielung beider Alben involviert gewesen. Doch können auch Jerry Goodman (u.a. Mahavishnu Orchestra) und Bernard Paganotti (Magma, Paga, Weidorje) nicht das Gesamtwerk retten. Dennoch sei Reinhören unbedingt empfohlen, es gibt immerhin einiges Interessante zu entdecken.

chardeau.com
VM



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