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Camelias Garden "You have a chance" (AltrOck/Fading Records 2013)


Es beginnt mit dem akustischen Gitarre/Piano-Stück "Some stories" im frühen Psychedelic Peace-Modus von Pink Floyd, geht mit "The Remark" im Anschluss sofort und überdeutlich in die Hochphase von Premiata Forneria Marconi über und wandelt im gleichen Song alsbald im Keneally Charme einher.
In den 49:41 Minuten und 10 Songs steckt indes weitaus mehr als alter Geist in neuen Flaschen. Wenn vom alten (Edel-)Geist auch viel vorhanden ist und die neuen Flaschen, nun, keine Flaschen in qualitativer Hinsicht sind. Das Trio Valerio Smordoni (voc, keys, harm, acc-g, etc.), Monolo D'Antonio (g, back-voc, Ukulele) und Marco Avallone (b, perc) samt Gästen an klassischem Instrumentarium sowie notwendigem Schlagzeug weiß handwerklich und technisch, was wie zu machen ist, die technischen Facetten sind ausgereizt. Stilistisch ist die knackfrische Band im Symphonic Prog zu Hause, Einflüsse sind neben der alten italienischen Prog-Schule (neben PFM etwa Acqua Fragile oder Celeste) wohl Genesis und Yes, und Folk-Prog, wie ihn die alte italienische Szene vielfach inszenierte.
Die Songs sind Eigenkompositionen Valerio Smordonis (zwei Tracks schrieb die Band gemeinsam). Der Multiinstrumentalist beweist Handschrift und stilistisches Gespür, ist indes im Hier und Heute zu Hause und so sind neben den Keneally-Einflüssen (in Gesang und akustischem Gitarrenspiel) locker-fluffige Popeinflüsse zu hören, die das Album flüssig machen, dafür der Intensität Qualität nehmen.
Das Ganze erinnert in seiner Leichtigkeit an die Amerikaner IZZ, an Spock's Beard und ähnliche Bands, wenn stilistisch auch Welten dazwischen liegen, alle haben dieses Sonnenschein-Flair, und nie wird es krachig, laut oder schräg.
Dunkle, nachdenkliche und balladeske Motive bestimmen überwiegend den Charakter des Albums, in der sanften und leichtfüßigen Art kommen die melancholischen Momente sehr gut an, vor allem, wenn ein Pianomotiv wie das in "A Safe Haven" nicht von Gesang unterbrochen wird und seine Dramatik ungebremst ausbreiten kann, lediglich von Mellotron-Tropfen unterhoben, denen später die klassischen Instrumente Farbe und Raum geben - alle Achtung, sehr anmutig!
Lyrik und Akustik gehen Hand in Hand, erstaunlich präsent für ein überwiegend keyboardgeprägtes Symphonic-Album steht die Akustikgitarre vielfach im Vordergrund. "Mellow Days", das ebenso beginnt, erinnert dann zudem mit dem Gesang an Celeste, das ich erst vermute, die alte Band hätte noch ein paar Noten auf dem Dachboden liegen, die sie an die Jungspunde von Camelias Garden gaben, um der Welt einen weiteren solchen Schöngeist-Klang zu schenken. Nur die alte Passion der ausgedehnten Gitarrensoli findet hier - wie auf vielen jungen Prog-Platten - kaum Ausprägung. Dafür gibt es Breitwand-Mellotron-Epik.
Nur eines gibt es zu bemängeln: beim Spiel der akustischen Gitarre entsteht dieses Kleben der Finger auf den Saiten als unangenehmer Nebenton, wenn die Finger den einen Griff verlassen, um den anderen zu spielen, dieses Kleben ist empfindlich laut und deutlich zu hören.
Große Lyrik, kein Kitsch, wenn hier und da der Popanteil im lichten Schönklang auch etwas sehr präsent ist. Macht Laune!

altrock.it
VM



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