Busk "Nur Eins" (Ilkmusic 2013)

Busk - knackiger Name. Cover und Bandname könnten auch einer Death Metal Band stehen. Doch: nix da. Busk sind Anders Filipsen (p), Thomas Rehling (b) und Lasse Ehn (dr). Ihr 2012 im the Village in Kopenhagen aufgenommene, 10 Tracks und 36:57 Minuten umfassende Album enthält ausschließlich Eigenkompositionen aller drei Beteiligten.
Da ist nicht ganz der ‚skandinavische Jazz' - Busk sind mehr Jazz als Düsternis, mehr Radikalität und thematisch-harmonischer Ausbruch als episch-folkige Klanglandschaft. Zwar sind auch hier Bassnoten von größter Wichtigkeit und greift die Energie der Songs vom immer gleichen Punkt aus, doch im (fast) gleichberechtigten Triospiel gehen eigenwillige, neuklassische Balladen, bisweilen aus der Spur greifende, in aller Energie sensible und konzentrierte Komplex-Episoden auf. Hier und da perlt die Band in dumpfer Stoik um tatsächlich weit nordwärts zu denkende Harmoniedüsternis in lichter Epik, wo heller Klang und nachdenklicher Rhythmus für überlichtete Sommerbilder sprechen, die aus der Kindheit aufblitzen. Dann ist der Bass gestrichen und zieht gemächlich seine Bahn, wobei ich hier und da ("Trancendent") den Eindruck habe, dass der Ton nicht ganz getroffen ist, die Gesamtharmonie einen Tick neben der Spur liegt und an zähem Ton leidet. Die Stete des Pianospiels überklingt den (eigentlich sehr schönen) Bass und die differenziert dezente Rhythmusarbeit des Schlagzeugers federt peinliche (gewollte?) Unfeinheiten weg. Wie einst Stanley Clarke in Return To Forever ("The Complete Concert") singt der Bass im falschen Ton und das beißt! Leider ist "Trancendent" mit 6 Minuten der längste Track.
Die Eigenart und hinreißend komische Art des Trios, seine Songs zu spielen, aus Monotonie und Virtuosität feine, ungewöhnliche Stücke zu machen, erweist sich vor allem in "Sprinkle" besonders. Pianist Filipsen schrieb das Stück und die Rhythmusbegleitung monotonisiert auf dem Fleck, während er verspielte Folk-Jazz-Läufe in fließend schnellem Spiel absolviert. Hat großes Flair und vitale Dynamik! Die stete Steigerung macht das Thema sehr kurzweilig und viel zu schnell lässt die Band ihre Idee liegen. Live können da gewiss viele Minuten rausgeholt werden, wenn die hier im Studio eher streng am Thema gehaltene Songkürze in virtuosen Improvisationen aufgehen.
Alle Songs, vielleicht bis auf "Trancendent" wirken wie Skizzen, nur angerissen, lebhafte Motive, in den Raum geworfen, wie ein Spiel, und schnell fallen gelassen. Die überwältigendste Melancholie geht von "Low Flower" aus. Auf spannender, nachdenklicher Basslinie tanzt das Piano, während der Rhythmus leise im Untergrund für schwebende Unruhe sorgt, melodisch schön expressiv und neutönend, und im fast versiegenden Bass-Rhythmus-Geflecht über fast 6 Minuten sehr beeindruckend. Zur Meditation geeignet.
Und "Klubbor" am Ende wirft noch einmal tiefe Melancholie aus, um viel zu schnell ein grandioses Kleinod zu beenden, dessen kleiner Aussetzer von viel dunkler Erlebnismaterie aufgefangen wird.
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ilkmusic.com

VM





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