Bucket Boys "thoughts on an electric chair" (Bogeyman Music/Bishop's Agency 18.09.2015)


Gedanken auf dem elektrischen Stuhl - das neue, bereits neunte Album der Mönchengladbacher Country-Bluesrocker Bucket Boys widmet sich in dem 13 Songs umfassenden und 50:54 Minuten langen Werk den Gedanken des Delinquenten, der unmittelbar vor seiner Hinrichtung steht.
Und die Bucket Boys (samt Bucket Girl) beweisen von Beginn an hohe Qualität. Songwriting, Interpretation, Gesang - diese Songs haben es in sich und sind, großartig in klarem, präsenten, mauerfesten Klanggewand, erstklassig in Szene gesetzt. Der erste Song, "thoughts on an electric chair" braucht ganze 6 Minuten, seine Tiefe und Lyrik auszudrücken. Es scheint, als wohnten die Mönchengladbacher in der mexikanischen Wüste aus Stein und Staub. Rock, Blues, Country, hier akustisch karg wie eine Felsenlandschaft, da scharf wie Bohnen mit Peperoni, im Geiste von AC/DC und ebenso knallhart, zieht die Band, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum begeht, durch folkloristische Songs, die klingen, als seien sie, dabei hier und da ähnlich klingend wie einst die Violent Femmes, in einen Sumpf aus Americana, TexMex, Rock'n'Roll und Surf-Sounds gefallen.
Michael Lange (voc), Joe Vander (dr), Helge Lange (g, voc), Andreas Kehren (b) und Special guest Petra Lange (voc) brauchen sich nicht zu beweisen. So klingen die Songs lässig, kernig und schön tief ausgepegelt. In aller verschmitzten Ruhe und handwerklichen Finesse geht die Band tief in ihre Songs und erzählt, die Texte sind im Booklet nicht abgedruckt, aber zu jedem einzelnen Song gedanklich umfasst, von Liebe & Tod, Sehnsucht & dem Lauf des Lebens. Die Arrangements sind straff gefasst, kurze Soli und instrumentale Finessen ummalen das liedhafte Geschehen. Zeitgeist ist hier nicht auszumachen. Eher Zeitlosigkeit. So rau, karg und weltentrückt, tief in ihre Architektur versunken können diese Songs bereits 50 Jahre alt sein und in kommenden 50 Jahren noch genauso ankommen. Uramerikanischer Geist sitzt in der instrumentalen Komposition der Songs. Die Band hat das Fingergespür, diesen Basissound des Rock'n'Roll zeitlos trefflich auszudrücken. Reminiszenzen an Größen der Country-Geschichte sind hier und da zu finden, der heilige Geist der Country Musik im Bucket-Boy-Kleid.
Die besten Songs sitzen in der ersten Albumhälfte sowie am Ende der CD. Die etwas weniger aufregenden Stücke verstecken sich in der zweiten Halbzeit vor dem Finale, machen aber nicht viel Zeit/Raum aus. Mancher Refrain ist nicht so mein Fall, wenn es etwas zu leicht wird, so bei "heart and soul", oder wenn ein sehr markanter Refrain zu oft wiederholt wird. Aber auch hier gilt: davon gibt es nur wenig. Der absolute Albumklassiker steht von vornherein fest: der Opener und Titeltrack. Wie hier die akustische Gitarre und die Countrygitarre miteinander harmonieren, wie kraftvoll und intensiv das Stück von A bis O zu hören ist - alle Achtung! Großartiger Song!
Nur weiß ich nicht, ob ich nicht lieber der tiefen Stimme von Helge Lange oder der etwas nasalen von Michael Lange lausche. Haben beide Charakter und Stil.
Cooles Album. Sehr fein!

bucket-boys.com
VM



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