Charles Brown "Journey in a New Land" (Eigenproduktion 2007)

Unerschütterlich, der amerikanische Gitarrist Charles Brown. Quasi jedes Jahr sieht eine neue CD des Prog-Hardrockers. Und jede CD zeigt ihre Steigerung. Klang und Mix waren die ersten Verbesserungen nach dem ersten Album. Die Songs wurden komplexer, die Arrangements vielschichtiger, zuerst gab es CD-R, längst 'richtige' CDs. Die beste und wirkungsvollste Veränderung jedoch, die mit dem brandneuen Album "Journey in a New Land" aufwartet, ist der Einsatz wirklicher, echter Schlagzeuger. Rick Milo hat das Gros der Songs eingetrommelt, Mr. X. hat den Rest gegeben. Steve Epinosa hat Piano, Bass und für einen Song Violine gespielt. Charles Brown bedient die elektrische und akustische Gitarrenarmee sowie die Synthesizer.
Der Ideengeber des Projektes bringt eine weitere Neuigkeit mit sich. Sind auf seinen früheren Werken die Songs eher kurz, wie hier nur die zwei zum Ausklang der CD, gerieten die drei ersten Kompositionen über und weit über 10 Minuten lang.
Stilistisch hat sich wenig geändert. Charles Brown arbeitet die symphonische wie die hart rockende Seite seiner Ideen stets ansprechend aus. Und obschon er Gitarrist ist, zeigt er oft einen gewissen Hang zur Musik von Emerson, Lake & Palmer. Ein weiterer Einfluss dürfte im frühen Flussbett von Deep Purple liegen, und im Melodic Hardrock der Siebziger. Die Songs sind nie frickelig komplex. Lang ausgebaute Motive haben epischen Charakter, die hochmelodischen Songs fließen elegant dahin, von harten Gitarren mit jaulenden Soli und klassisch symphonischen Orgel- und Synthesizer-Sounds angetrieben. Gerade die akustischen Parts verraten den technischen Gitarristen, die elektrischen Soli sind im Vergleich zu den akustischen viel emotionaler und wilder. Charles Brown lässt harten Rock in symphonische Partien brechen, die sich austoben und dann verebben, die Keyboards wieder verstärkt zu Einsatz kommen lassen, bis diese die Energie soweit aufgebaut haben, dass der harte Rock sich des Themas erneut annimmt.
In den vielen Minuten der drei ersten Stücke stecken erheblich mehr Ideen als in den früheren kurzen. So gerät "Into The Unknown" in seinen 15 Minuten nicht nur in symphonische Lyrik, sondern auch in abstrakte solistische Bereiche, aus denen erneuter Hardrock wie Sturm mit Fanfaren bläst. Immer wieder wechselt die Stimmung in die erregten Höhen des Bombastes, um daraufhin in melancholischer Kühle abzuglühen.
Nach den 45 Minuten der ersten drei Songs wirken die 4 Minuten von "The Forbidden Frontier" im teppichweichen Keyboardbett wie selbstverloren und erschlagen nach all der Müh. Zum Ende dann jedoch baut das zweiminütige "Morning Light" mit akustischer Gitarre, die an frühe Led Zeppelin erinnert, und schwelgerischer Geige mit countryesker Note wieder auf. Wieder mal ein gutes Werk des stets unabhängig arbeitenden und selbst veröffentlichenden Charles Brown. Zwar ist der Klang noch immer nicht ganz ausgewogen und hat der Mix etwas viel Hall, doch lässt sich "Journey in a New Land" gut genießen.

fossilrecords.net
cdbaby.com
VM



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