Brother Ape "III" (Progress Records, VÖ: 28.05.2008)

Seltsamer Bandname, aber spannende, erlebnisreiche Musik. Das illustre Trio Stefan Damicolas (g, lead voc, add keys), Gunnar Maxen (b, voc, key) und Max Berman (dr, perc) hat sich neun neue Songs einfallen lassen, die das kurzweilige "III" 53 Minuten lang ausfüllen. Parallelen: Brother Ape spielen phantasievolle und ideenreiche, forsche und dynamische Songs zwischen Melodic Rock im Erbe der ersten Ambrosia LP, Symphonic Rock in gedachter Mitte von 1977er Genesis und frühen Spock's Beard sowie Jazzrock-Gitarrensoli, die als Krönung auf den instrumentalen Ausflügen stehen. Der Refrain des ersten Songs, "Universal Eye", erinnert mich an "Achilles Last Stand" von Led Zeppelins Album "Presence".
Der erste Höreindruck ist relativ harmlos, die Songs sind nett, gut gespielt, haben Drive und Rhythmus, ohne jedoch außergewöhnliche, extravagante Sachen passieren zu lassen. Doch mehr und mehr schließt sich diese druckvolle Musik auf, lassen sich die grandiosen Ecken und Kanten, die verspielten Extras und emotional ausgewogenen Stimmungen entdecken. Hier haben gewitzte, technisch versierte Musiker sich einige sehr gute Ideen einfallen lassen. Na ja, sie konnten auch nicht anders. Immerhin wohnen sie in Schweden. Da ist man als Musiker den natürlichen Kulturerschaffungsluftströmen ausgesetzt, die aus den trollvollen Wäldern strömen. Es gibt keinen Longtrack, die zwischen 5 und 8 Minuten langen Songs haben dennoch genug progressiven instrumentalen Freilauf, der symphonische Keyboardsoli oder rasante, schneidend scharfe Jazzrock-Gitarrensoli präsentiert.
Brother Ape spielen nicht sehr hart. Trotz heftigen, differenzierten, geradezu perfekten Schlagzeugeskapaden und aufgedrehter Gitarrenschneide steckt stets eine weiche Note in den Songs, das liegt zum einen an den Arrangements, zum anderen am Gesang. Stefan Damicolas ist ein begnadeter Sänger, er hat eine weiche, volle, lyrische Stimme, mit der er Balladen vor Jungfrauenfenstern intonieren könnte, das nicht allein, die Gesangslinien sind kompositorisch sehr gut gelungen. Weder gibt es Standardmelodien noch sonst wie bekannte Harmoniemuster. Aufregende Chorgesänge veredeln Refrains und Strophen.
Trotz der relativen "Weichheit" der durchaus hart rockenden Songs gibt es keine Nähe zum britischen Neoprog oder zum New Artrock. Brother Ape stehen eher im Erbe des Old School Symphonic Rock. So leicht und beschwingt die Songs auf "III" auch sind, Mainstream findet hier weit und breit nicht statt. Kann ich nur empfehlen!

brotherape.com
progressrec.com
VM



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