Brighteye Brison "The Magician Chronicles - Part I" (Progress Records, VÖ: 11.11.2011)

Die schwedische Band setzt seit 2003 stetige Markenzeichen. Dem selbst betitelten Debüt folgte (erst) nach drei Jahren der Nachfolger "Stories". 2008 legten Brighteye Brison "Believers & Deceivers" auf, jetzt, drei weitere Jahre später, folgt der erste Teil einer mystischen Saga, die von Galaxien zu Galaxien, von uralten Zeiten in zukünftige Zeiten springt und schlicht phantastisch ist. Fantasy mit echten Charakteren und Gefühlen.
Drei lange Tracks sind auf der CD, wie viele Teile die Saga zuletzt füllt, wird sich zeigen. Zumindest einen zweiten Part wird es geben und (zumindest) das ist auch gut so. Die weit über alle Realität und realistische Erzählung hinaus gehende Story bietet vielfache Entfaltungsmöglichkeiten.
Linus Kåse (keys, voc, sax), Peter Hallman (keys, voc), Kristofer Eng (b, voc, Taurus Pedals, Theremin), Johan Öijen (g) und Erik Hammarström (dr) haben zwei Gäste im Studio gehabt: Figge Norling als Erzähler und Daniel Kåse an Marimba und Tubular Bells.
Die typischen Ereignisse der Band sind auch auf ihrem neuesten Streich wohl und erstklassig ausgeführt: wundersam harmonischer Chorgesang, der ähnlich wie der von Moon Safari überaus prägend ist und die überwiegenden Vokalparts - und nicht nur Refrains - auf wieder einmal sehr schönen und vollauf überzeugenden Gesangslinien präsentiert. Zudem gelang dem grundsätzlich melodischen, hochmelodischen Progressive Rock die symphonische Breitseite in weiten instrumentalen Partien großartig, da werden Klanggemälde, die an the Flower Kings, Yes und Genesis erinnern, aufgemacht, die sehr gut komponiert und vital gespielt sind. Ganz typisch Brighteye Brison brechen die progressiven und symphonischen Partien immer wieder in Jazz Fusion auf, der Rhythmus wird zu Modern Jazz und Gitarren, Keyboards und Saxophon erobern die grandiose Welt der Jazzdisharmonien, nicht harsch oder schräg, zudem nicht ausgedehnt, aber erstklassig.
Die Songs sind sehr kurzweilig. Obschon das eröffnende "The Rise of Brighteye Brison" 23:05 Minuten lang ist, ist da rein nichts, was blöd oder schlecht komponiert wäre, nichts Langatmiges. Die Schweden haben ein Händchen für feinsinnige, kluge Arrangements und raffiniert knifflige Harmonien, nicht nur im Chorgesang. Das druckvolle instrumentale Spiel, in dem Gitarren- und Keyboard-Soli und ausgedehntes Bandinterplay stattfinden, dass ich kaum erwarten kann, wie es weitergeht, ist perfekt, hat diesen gewissen starken Hang zum Melodic Rock, der indes nichts lieblich oder süßlich macht, sondern die kurzweilige Knackfrische aller Themen erdet.
"The Magician's Cave" (12:18) hat ‚narration', "Mind fire menace" (8:24) nicht. Wenn "The Magician's Cave" teilweise zappaesken Charakter hat ("Greggary Peccary"), nur längst nicht so freakig und schräg, viel harmonischer und symphonischer, so sind die beiden anderen Stücke weitaus mehr Progressive Rock, weniger Jazz, und doch haben alle Songs von allen Qualitäten viel und genug.
Kurz gesagt: "The Magician Chronicles Part I" ist absolut empfehlenswert. Toller Progressive Rock im Mix aus alter und neuer Schule, mit grandiosen Jazz-Gitarrensoli und Jazz Fusion Parts. Und: es gibt Marimba! (Olé!)
Hoffentlich dauert es nicht drei Jahre bis zum zweiten Teil der Saga!

brighteyebrison.com
progressrec.com
VM



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