John Wolf Brennan / Christy Doran / Bruno Amstad / Patrice Héral "Triangulation" (Leo Records 2010)

Nicht die Menge, sondern die Verschiedenartigkeit und stilistische Vielfalt der diversen, handwerklich stets erlesenen Projekte John Wolf Brennans (p, org, e-p, cl, m, acc) in ihrem Tiefgang, ihrer Lockerheit und bezaubernden, mitreißenden Ideenfülle machen den perfekt guten Eindruck. Und gewiss sind nicht die Projekte von John Wolf Brennan allein, wohl ebenso die der Mitstreiter Bruno Amstad (voc, loops), Christy Doran (e-g, a-g, loops, fx) und Patrice Héral (perc, loops, voc) - das beweist das hochwertige Konglomerat "Triangulation" - dürften ihre Reize haben, was offenbar ist in der instrumentalen und darüber hinaus improvisativen Gemeinsamkeit, dem Aufeinandereingehen der Musiker, dem ‚Rausch' der lautmalerischen Gesänge - hier ist insbesondere Bruno Amstad zu erwähnen, dessen Stimme in den Keller geht und dann noch tiefer - - -
"Triangulation" ist nicht mit anderen Projekten John Wolf Brennans vergleichbar - die Perspektive des Pianisten wird bleiben - was hier an Tradition, Stilistik, Inspiration, Improvisation und Moderne zu neuer Musik findet, hat Ansatzpunkte an diverse erprobte Stile und wird in seiner Mixtur zu etwas schließlich Neuem und Besonderem. Vorderasiatisch inspirierte Vokalarbeit trifft auf Pianoklassik, World-Jazz mixt sich mit Funk und World-Groove, allerlei schräge Sounds und blubbernde Loops finden mit Perkussion und Schlagzeug zu rhythmischen Extravaganzen, die ganz auf Groove aus sind und scharfkantig durch die geraden und ungeraden Takte tanzen - äußerst versiert, tanzversessen, funky mit partieller Hip Hop Nähe. Dem Rhythmusspiel der 13 Songs sind die verspielten Experimente nachgeordnet. Die meisten der 13 Songs, die 75 Minuten satt machen, graben genügend ‚abgefahrene' und ‚schräge' Sounds ab, und geben den beats per minute unzählige verspielte Avantgarde-Tendenzen bei. Den auf dem Cover aufgelisteten Songs sind nicht allein die Titellängen angehängt, ein jeder wurde auch rhythmisch notiert, die BPM eines jeden Songs sind nachzulesen.
Trotz diverser bisweilen erheblich schräger Sounds und instrumentaler Verspieltheiten ist das komplette Album von Beginn bis Ende keine schwere Kost, was zum einen der rhythmischen Versiert- und Orientiertheit zu danken ist wie zudem der grandiosen Qualität der beteiligten Handwerker, von denen ein Jeder genau weiß, wie welcher Ton lebendig gemacht wird. Bis auf John Wolf Brennan singen alle Beteiligten, doch was Bruno Amstad macht, ist außergewöhnlich, auch in diesem Kreise. Er hat alle Facetten drauf, presst oder brummt Worte oder lautmalerische Sprachfetzen, summt und grummelt, sucht einmal die Nähe von Tom Waits, nur um von da aus in die vokale Weite zu preschen und vokal zu spielen, mit den Songs, der Band, dem Rhythmus, der Energie, dem Groove, der Inspiration.
Wenn die Experimente ein Stück dann doch freier und ungewöhnlicher werden lassen, wird das Jazzfans erfreuen, die Schräges im Groove lieben. Was zwischen Stille und aufgebrachter Lautstärke in den Songs seine Dynamik auslebt, hat ungemein Facette und bleibt gewöhnlichem Klang weitgehend fern. Der Rhythmus holt die Musik der breiten Masse ans Ohr, die sich glücklich schätzen darf, Klangexperimente im Wohnzimmer zu haben, die allen Generationen mit Tiefenrausch gefallen.

leorecords.com
VM



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