Brad Myers "Prime Numbers" (Colloquy Records, 05.06.2015)


Jazzgitarrist Brad Myers präsentiert auf "Prime Numbers" Filestücke des Modern Electric Jazz klassisch US-amerikanischer Prägung. Unterstützt wird der Mann an der elektrischen Gitarre von Chris Barrick (vib), Ben Walkenhauer (ts), Peter Gemus (acc-b), Tom Buckley (dr, cymb) sowie Michael Mavridoglou (tr, fl-h) und Dominic Marino (pos). Die junge Band um den alten Hasen Myers, der alle Songs bis auf "The Big Push" (Wayne Shorter), "Evidence" (Thelonious Monk) und "Invitation" (Bronislau Kaper & Paul Francis Webster) selbst schrieb, hört sich technisch extrem ausgereift an. Sehr lässig und fast etwas kühl kommt der sehr nahe und greifbare, unmittelbare Sound aus den Boxen. Brad Myers spielt zart und leise, ohne jegliche Beziehung zu allem, was kein Jazz ist, und seine Band stellt sich in seine großen Stapfen.
Exzellente Schlagzeugarbeit, unterstützt von formidablem Bass, zurückhaltend und Basis hier, forsch und solistisch prägend dort, und dem hinreißenden, grandios gespielten und klangtechnisch auszeichnungswürdig aufgezeichneten Vibraphonspiel, halten längst nicht nur die Basis, sondern gestalten das muntere melodische Treiben selbstbewusst und lebhaft mit. Die Bläser stehen als Extras im Raum, greifen solistisch hier und da ein, bleiben sonst außen vor, sind überwiegend nicht Teil des gesamtem Arrangements, in dem die hammerscharfe Rhythmuscrew dieses lebendige, impulsive Beben dynamisiert. Selbst Brad Myers hält sich oftmals zurück, ist nur ganz leise am Rande aktiv, hört verzückt seiner Band zu und kann sich an diesem astreinen, erstklassigen (und halbakustischen, dabei hin und wieder Fusion-nahen) Electric Jazz nicht satthören. Seine Soli sind äußerst jazzabstrakt, lyrisch, feinfühlig und kernig. Diese Band mit diesen Songs aus guten Boxen ist ein Wunderwerk. Mehr braucht der Tag nicht.
Die ausgelassenen, lässig stringenten Songs, 7 an der Zahl und zwischen knapp 5 und über 11 Minuten wirkend, machen zusammen 67:06 Minuten voll. Weniger als eine Stunde darf es davon nicht geben. Die Verzückung dieser radikal technischen und zugleich hochemotionalen Jazzbotschaft wird nicht müde!

musicbybrad.com
VM



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