Body Count "Live in L.A." [DVD] (Escapi/Edel, VÖ: 24.03.2006)

Starke Show, die Body Count am 26. November 2004 im "The Troubadour" in West-Hollywood gaben. Schweres Metal mit fetten Gitarrenriffs, bombastischem Schlagzeuggeknüppel und brutalem Rapgesang in minimalistischen Songs, deren musikalische Extravaganz in kurzen, wilden Gitarrensoli besteht. Im Vordergrund stehen die schweren, tiefen Riffs und "melodischen" Linien der ersten Gitarre und Ice-Ts Gesang, der perfekte Background wird durch die rhythmische Zerhackstückung der zweiten Gitarre, Bass und Schlagzeug erzeugt. Das Publikum vor der Bühne kocht, die Band arbeitet in Schwarz, der zweite Gitarrist mit Hannibal-Lector-Maske und im Arbeitsoverall. Die Präsenz der Band drückt Aggressivität aus, bringt aber auch ungemein Coolness rüber, wie es nur schwarze Rapper ausdrücken können. Ohne Kraftsport wäre die Performance nicht zu absolvieren gewesen, die stete Bewegung der Band ist Schwerstarbeit, in allem extremen Lärm haben die 5 Musiker stets die Kontrolle über die Show und die Reaktion des Publikums, schon beeindruckend, mit welchen wenigen Ausdrucksmitteln und krachendhartem, lautem Rock die Jungs ihre Fans in Bann halten.
Body Count hat keine einfache Bandgeschichte durchgemacht. 3 der Gründungsmitglieder sind tot, übrig sind Sänger Ice-T und Gitarrist Ernie C. Schlagzeuger Beatmaster V starb 1996 an Leukämie, Bassist Mooseman wurde 2000 auf offener Straße erschossen und Gitarrist D-Roc erlag 2004 einem Krebsleiden.
Bendrix an der Rhythmusgitarre, Vincent Price am Bass und O.T. am fetten Drumkit nehmen die vakanten Positionen selbstbewusst ein, nichts an der Performance verrät den Verlust der originalen Musiker.
Ice-T hält sich nicht zurück, zwischen den Songs lässt er klare politische Statements ab, "spricht" mit dem Publikum, seine Texte voll Schimpfwörter und Zoten erzählen vom Leben in L.A., da wird kein Blatt vor den Mund genommen.
Als Extras sind ein paar nette Sachen auf der DVD. Ernie C erzählt circa 3 Minuten über die Band, Ice-T ist mit einem 20-minütigen Interview dabei, in dem er über den Werdegang der Band und seine musikalischen Einflüsse ebenso wie über Politik, sein Leben und seine Texte redet.
Ice-T hat jüngst geheiratet und einige Pfunde angesetzt, sicher lebt er nicht, was er singt. Die harten Texte sind Poesie, das Konzert ist Show. Beides überzeugend. Im Laufe der Show gibt es einige intensive Songs und ungewöhnliche Ausdrucksformen, Body Count machen keinen dubiosen Mix aus Metal und Rap, sondern tief empfundene und ausdrucksstarke Musik. Etliche Klassiker sind auf der DVD, dazu einiges neue Material, das Gitarrist Bendrix geschrieben hat. Das Resultat ist überzeugend und, keine Frage, technisch ausgezeichnet eingefangen und produziert. Aber, wohlgemerkt, alles nur Show.

VM



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