Tomas Bodin "I AM" (InsideOut, VÖ: 27.06.2005)

Und da ist er wieder, Tomas Bodin, der sympathische schwedische Keyboardwizzard, der mit den Flower Kings ins Licht der symphonischen Progressive Rock Bühne rückte und mittlerweile sein 4. Solowerk präsentiert. Keines seiner Soloalben ist zu verachten und vielleicht wird "I AM" eines seiner stärksten Alben überhaupt werden.
Ich glaube nicht, dass man Tomas Bodin gerecht wird, wenn man ihn als Flower Kings Keyboarder vorstellt. Seine eigene Arbeit hat hohe Qualität mit gewiss etlichen Parallelen zu Roine Stolts Combo, doch ist dies Bodins eigene Arbeit, die mit Roine Stolt, außer vielleicht inspirativ, nichts zu tun hat und allein aus sich heraus hinreißend und faszinierend ist.
Neben aller symphonisch weiten Struktur sind die gerade einmal 3 (sehr langen) Tracks schwer komplex und von feiner, bewegender Komposition. Dabei ist "I AM" ein Gesangsorientiertes, thematisches Werk mit gleich 3 Sängern. "I AM" ist eine Geschichte über die Zeit des Menschen auf der Erde, über Sinn und Inhalt des Lebens, über philosophische und religiöse Themen, und über Reinkarnation, meint Tomas Bodin.
Neben Tomas Bodin, der das komplette Werk geschrieben hat und sämtliche Keyboards bedient, sind seine Kumpels Jonas Reingold (b) und Marcus Liliequist (dr) von den Flower Kings dabei gewesen. Weiterhin Gitarrist Jocke JJ Marsh, der Glenn Hughes Band angehört, sowie die 3 Sänger Anders Jansson, Helene Schönning und Pernilla Bodin.
Die 3 Songs heißen sinniger Weise "I" (23:12 Minuten lang), "A" (21:28) und "M" (18:43). Alle drei bauen jeweils auf etliche einzelne, harmonisch verschweißte Parts auf, so dass das gesamte Werk auf 25 Untertitel kommt. Während Bodins erstes Symphonic Rock Soloalbum noch weitgehend folkloristisch orientiert war und sein 2. Werk mit modernen, esoterischen Komponenten aufwartete, die nicht ins Konzept passten und der CD nur schaden, ist seine letzte Arbeit, "Sonic Boulevard", von außerordentlich faszinierender Qualität. "I AM" hält diese Qualität. Weder sind die vielen Gesangsparts zuviel, endlos oder langweilig, noch verliert die Musik auf Grund der Gesangsorientierung an Inhalt.
Doch eine Macke hat die Einspielung. Tomas Bodin hat mit der Besetzung an der Gitarre einen Fehler gemacht. Jocke JJ Marsh ist ein Hardrock/Blues Gitarrist, der keine Ahnung von Symphonic Rock hat. Sein Spiel ist in gruppendynamischen Parts gut integriert, doch solistisch verliert er völlig den Halt und biegt in typische Blues Gefilde ab. An diesen Stellen, und das sind zum Glück nicht viele, verliert "I AM" seine Einzigartigkeit. Doch Tomas Bodin scheint das gemerkt zu haben. Die Gitarre darf den Arrangements Heavyness verleihen und die differenzierten Strukturen anfeuern, aber in wenigen Momenten nur in Bluesrock Klischees verfallen. Gut so. Als Prog Ausgleich (darf ich so was sagen?) sind partiell warme Marimba Klänge zu vernehmen, deren grandioser Klang die aus Symphonic-, Progressive-, Folk- und Jazzrock bestehenden Arrangements äußerst perfekt auffächern.
Wer Tomas Bodin kennt und seine bisherigen Alben mag, wird auch das traumhaft schöne "I AM" mögen. Und wer weiß, wenn sein Einfluss bei den Flower Kings bestehen bleibt, werden die vielleicht als nächstes gar so ein romantisch düsteres Heavy Symphonic Folk Jazz Prog Album veröffentlichen, wie sie zuletzt live spielten. Unbedingt, sage ich da!

tomasbodin.com
VM



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