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Blank Manuskript "A Profound Path" (Eigenproduktion 2013)


      


Handelt es sich um eine EP oder um eine Single, wenn 3 Songs und 22:32 Minuten auf der CD sind?!? Auf ihrer neuen Produktion geizen die Salzburger mit Informationen - aber nicht mit Musik. "A Profound Path" ist nach dem 2008er "Tales from an Island - Impressions from Rapa Nui" die zweite Produktion der im stilistischen Erbe von Pink Floyd und Camel aktiven Blank Manuskript. In den letzten Jahren arbeiteten Dominik Wallner (keys, voc), Alfons Wohlmuth (b), jetzt verstärkt durch Manuel Schönegger (brass, sax, fl, voc), Cecilio Perera Villanueva (g) und Klaus Ackermann (dr, perc, voc) an sich und neuem Material, waren an Museas ‚Dante's Comedia'-Projekten beteiligt, spielten auf Festivals und begannen im Herbst 2012 mit den ersten Recording-Sessions für "The Profound Journey", das als limitierte Auflage (222 Stück) geplant ist. Ein weiteres Werk ist in Planung, für "The Waiting Soldier" reisten Blank Mauskript mit mobilem Studio für eine Woche nach Kroatien, das Albumkonzept auszubauen und Aufnahmen einzuspielen.
Doch jetzt erst einmal gibt es die drei Songs der Single-EP. "Lightning Breaking" (7:42) eröffnet mit düsterer Atmosphäre. Der Song mit verschiedenen Ebenen und sich abwechselnden Motiven hat viel Potential, schon das einführende psychedelische Motiv ist beeindruckend. Gleich darauf schließt sich ein floydig-melodisches Kapitel an, das schön elegisch schwebt und von Bass und Bläsern lebt, auf denen die etwas mainstreamige Gitarre soliert. Eigentlich könnte das in die epische Weite geführt werden, Blank Manuskript kürzen indes ab und starten ein neues Motiv, das erst etwas plätscherig und unspektakulär beginnt, aber mit Bläsern und Tasten an Fahrt gewinnt, bis die Stimme, tatsächlich, es gibt Text, und Chor, einen schönen Bruch hinlegt, der die Aufmerksamkeit sprungartig ansteigen lässt. Der aggressive Sologesang steht dabei nett in Kontrast zum harmonisch schöngeistigen und mir sehr zusagenden schwelgerischen Chorgesang. Und dann ist das Stück auch schon am Ende.
Flott setzt "down and down" (9:51) an. Das markante Motiv kippt ein paar Unzen Canterbury ins Floyd-Kochbuch. Gute Idee! Der Sound der Gitarre sagt mir immer noch nicht zu. Da steckt einiges an Melodic Rock, zudem 80er Jahre Sound drin. Ganz persönlich würde ich zu einer Klangrevision raten, um dem Old School Matsch zu entkommen. Tipp: an den Fußmaschinen arbeiten, Flanger raus, saubere Töne, klarer, schneidender Klang, dafür mehr Härte. Und das ‚Kleben' der Finger auf den Saiten ist zu hören - andere Saiten?
Lässig und entspannt zieht der schöne Longtrack dahin, der Chorgesang ist wie die Solostimme sehr angenehm, klingt nicht gepresst und unbedingt gewollt, sondern sehr locker und vital, wenn auch hier und da die Energie der Sänger etwas hakt. Einige Passagen könnten lockerer gestaltet werden, gerade wenn Gitarre, Bass und Schlagzeug kurz mal rocken. Spielt mal besoffen, oder steht früh um 4 Uhr auf - um zu testen, wie ihr Schwachstellen ausmerzen könnt. Egal, der Song hat Qualität und die Band bringt ihn gut rüber, aber ganz reibungslos funktioniert es noch nicht. Vielleicht wäre eine Chaos-Passage mittendrin (nach dem großartigen Saxophon-Solo) angebracht, das in tiefe, düster ambiente Stille führt und aus dem das Piano (2 Minuten vor Ausklang) holperig, dann melodisch weiterführt.
4:52 Minuten "to earth descends" beenden die gut gestaltete EP-Single. Es beginnt mit späteren Floyd, die sich auf "shine on" besinnen, um alsbald in ein Motiv zu verfallen, das einer dänischen Krimiserie zu Hilfe kam. Doch die Band macht ihr eigenes Ding daraus, und wenn die Gitarre moderner (ohne Flanger o.ä.) arbeiten würde, brächte es das knackige Motiv mit wunderbarem Gesangsarrangement (und Gesang) einmal mehr.
Nach kurzen 20 Minuten ist Schluss und Langeweile war nicht dabei. Ich hoffe, dass die Limitierung des kommenden Albums (oder ist es schon über den Tisch und nur 222 Leute haben es mitbekommen?) nicht so streng ausfällt. Könnte sein, dass Blank Manuskript mehr Freunde finden, als sie glauben.

blankmanuskript.at
VM



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