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Black Shape of Nexus "b·son" (Vendetta Records 2008)
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Die CD enthält 5 Tracks, drei davon stammen von der selbst betitelten LP, zwei von der Split-LP mit Crowskin. Black Shape of Nexus oder kurz b·son aus Mannheim gehören zur Sperrspitze der deutschen Doom/Drone Szene. Die (wenigen) Texte, die Malte Seidel mit Unterstützung von Bassist Michael Bergweiler im düsteren und erschreckend wirkungsvollen Brüll-Kreisch-Flüster-Gesang intoniert, sind, das ist Teil der Ästhetik des Gesanges und der Musik, unverständlich. Und damit den Fans klar ist, wie b·son drauf sind, ist dick und fett auf der Bandwebseite und ihrem Myspace-Pendant zu lesen, dass die Jungs keine Nazis sind. Also, Fuck Off, Nazis, hier sind Antifaschisten!
Die CD steckt in einer goldenen Blechbüchse, ist sehr attraktiv verpackt, ein schmales Faltblatt liegt als Booklet bei, da kann man sehen, wie beneidenswert lang die Haare des Gitarristen Ralf Bernhardt sind! Jan Wolf (electr, keys) und Marius Z. (dr) vervollständigen das technisch versierte, exakt spielende Line-Up.
Der zweite der 5 Tracks ist mit 8 Minuten der kürzeste, der letzte mit über 20 Minuten der längste. Die nur mit römischen Ziffern betitelten Tracks, von ‚Songs' kann hier gewiss nicht die Rede sein, haben nur ein Motto: Downtempo Downtempo Downtempo.
Die dunkle Schwere der tiefen langsamen Kompositionen findet zu grandioser Ästhetik, die hohe Kunst des Metal in seiner düstersten und bittersten Abgründigkeit statt. Doch trotz aller bedrückenden, destruktiven Stimmung macht es besondere Freude, diesem Brachialkurs in Sachen harter Musik zu lauschen. Der Sound ist wahrhaft kompromisslos, endlos düster, schwer wie Blei - und tobt sich dabei ganz im Erbe von Black Sabbath aus, der Urmutter der dunklen Metalszene. Die ultratiefe Architektur der Tracks wird durch die zähe Langsamkeit erhaben und bekommt einen dramatischen Ausdruck, der gar etwas Feierliches, eine gewisse Würde hat. Der geringe melodische Spielraum wird erstaunlich wirkungsvoll genutzt, die Harmoniewechsel über die großen rhythmischen Blöcke machen die ‚Mathematik der Langsamkeit' nachvollziehbar. Aber es ist nicht Wissenschaft, was die Mannheimer Crew von b·son in Szene setzt, sondern kunstvolle Musik. Der Keyboarder/Elektroniker macht die Songs mit düsteren Sounds schwerer und damit dramatischer, fällt melodisch aber wenig auf.
Erstaunlich, zu welcher Entwicklung die menschliche Spezies fähig ist. Erst fangen ungezähmte Typen an, auf Holz zu klopfen, im Kreis zu tanzen und unartikulierte Laute auszustoßen und nur ein paar tausend Jahre später gibt es nichts, was es nicht gibt und die Stilvielfalt der menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten in Sachen Musik ist gigantisch, und in jedem Zipfelchen einer Szene kann Format und Kunst stecken wie hier.
VM
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