Beardfish "Sleeping In Traffic: Part Two" (Inside0ut Music 2008)

Intro und Outro schon sind bezeichnend. Eigentlich melancholische Schnipsel, wie ein Ton gewordenes, nebelverhangenes chinesisches Bergmassiv, sind die kuriosen Stücke ob ihrer seltsamen Geschwindigkeit und ihrer Klangeigenart eher komisch und witzig, in aller Nachdenklichkeit. Perfekter Start, geschicktes Ende, das nimmt für die Band und die CD ein. Und dann gibt es da noch die anderen sechs Songs.
Die Schweden Beardfish, neuerdings als Flower Kings Ersatz an die Briten The Tangent getackert, haben ihr neues (eigenes) Album mit gnom- und zauberhafter Musik gefüllt. Die Jungs sind durchdrungen von, das ist sofort zu spüren, Humor. Sie haben Witz, sind intelligent und stilistisch nicht festgefahren. Ihre inspirierten Songs rocken, sind unterhaltsam und kurzweilig, locker und kernig.
An Einflüssen hat die Combo viel verarbeitet, manche ihrer Vorlieben haben sie mehr, andere weniger ins eigene kompositionsgenetische Material gefügt. Um die Chose auf einem Haufen abzukippen, lass ich hier und jetzt alles raus, damit ihr Freunde anspruchsvoller Musik eure persönlichen Ansatz- und Adapterpunkte, Zugang zur Musik und das große schöne Aha! findet. Was da an Einfluss zu finden ist, stolpert hier auf die Bühne: Symphonic Prog, Samla Mammas Manna, Frank Zappa, Gentle Giant, Prog'n'Roll, Hardrock, Southern Rock, Alternative Pop, Jazzrock, Diskomusik, skandinavische Folklore - von all diesem etwas und viel mehr. Beardfish sind Progressive Rocker, sie stecken mitten im Leben der virtuosen retroinspirierten Begeisterungstobsucht, beweisen Inspiration und Hingabe, kompositorisches Geschick und Ideenreichtum, kurz, wer auf altgemachten Progressive Rock steht, wird die CD lieben. Die vier Schweden gehören zu der Sorte intelligenter Musiker, die Progressive Rock auf die humorvolle, verschmitzte und liebevolle Weise spielen, mit Herz und Hirn, Bauch und Hand, Haar und Zunge. Instrumental komplex, inhalts- und ideenreich, aber nicht kopflastig, kein Stück langweilig oder öde, das ist die Musik auf "Sleeping in Traffic: Part Two". Im 36-minütigen (!) Longtrack erzählt die Band einen Roman, habe ich den Eindruck. Doch gerade hier wird es poppiger und schlichter, einzig dieses Stück zeigt Längen, was sicher den Lyrics gezollt ist, die kein Wort missen wollten.
Ansonsten gilt: tolle Platte. Unterhaltsam und frisch, macht Herzklopfen und Gänsehaut und jagt durch den "guten" Rockgarten, dass die lange Platte viel kürzer wirkt, als sie eigentlich ist.
Tipp!

beardfish.argh.se
insideout.de
VM



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